Halo (Folge 2×04)

Mit Episode 2×04 »Reach« feiert Halos zweite Staffel ihr Bergfest und fährt zu diesem Anlass die Action-Geschütze aus. Die Allianz beginnt mit ihrer explosionswütigen Invasion. Ihr Ziel: Die absolute Verglasung des Planeten mit gleichzeitiger Vernichtung der Menschheit. Es erwarten uns aufgeheizte Häuserkämpfe und so einige Tode. Es wird also Zeit für die Kleenex-Packung.

Inhaltsangabe

Die Allianz bombardiert Reach. Mit Corporal Perez im Schlepptau, versucht der Master Chief das Hauptquartier der Flotte zu erreichen. Das Haus von Perez’ Familie geht in Flammen auf. Vermutlich hat niemand überlebt. 

Im Bunker unter dem Hauptquartier: Während die Erde bebt, stecken Soren und Dr. Halsey in ihrem Hologramm-Gefängnis fest. Was auf der Erdoberfläche passiert, können sie nur erahnen. Die Spannungen zwischen Mutter und Ziehkind sind spürbar, doch ehe es zu einer Aussprache kommt, fällt der Strom aus. Halsey und Soren fliehen aus dem Gefängnis.

Chief und Perez haben den ersten Bodenkontakt mit der Allianz. Unsichtbare Eliten töten Zivilisten. Chief fackelt nicht lange und stürzt sich in den Kampf. Danach geht’s weiter zum HQ. In einem kurzen Moment der Ruhe erzählt der Chief, warum er damals von Halsey für das Spartan-Programm ausgewählt wurde: Er habe beim Münzwurf immer richtig gelegen. Ist Glück also seiner Stärke? Chief verneint. Er habe immer gewusst, wie die Münze landen würde, das war kein Glück. Unterwegs treffen sie eine alte Dame, die sich weigert, ihren Antiquitätenladen zu verlassen und lieber an ihrer Schreibmaschine herumnestelt. Perez ist aufgeregt und versucht sie zu überreden, doch Chief lässt der Dame ihren Willen.

Soren und Halsey irren durch die Gänge des Bunkers und unterhalten sich über die Vergangenheit. Dabei stellt sich heraus, dass Sorens Flucht aus dem Spartan-Programm wohl keine Flucht war, sondern ein von Halsey arrangiertes »Gehenlassen«.

Chief und Perez treffen in der Stadt auf Vannak, Riz, Louis und dessen Lebensgefährten. Gemeinsam versuchen sie durch die Kampfzone zum HQ zu gelangen. Louis und sein Partner bezahlen dafür mit ihrem Leben.

Halsey und Soren erreichen Cortanas Zelle. Doch sie kommen zu spät. Makee und ihr Elite-Compangion sind bereits vor Ort und haben sich die KI geschnappt.

Im HQ angekommen trennen sich die Wege von Perez und Chief. Chief und die anderen Spartaner treffen auf Admiral Keyes, der ihnen mitteilt, dass Ackerson die Mjolnir-Rüstungen der Spartaner mitgenommen hat. Die Spartaner müssen also ohne ihre Schutzschicht ausrücken. Nach einer mitreißenden Pepptalk-Rede von Keyes gehen die Marines mit den Spartanern an die Front, um den Zivilisten die Flucht zu ermöglichen. Chief überredet Keyes, nicht an der Schlacht teilzunehmen, sondern bei der Evakuierung zu helfen, da Keyes eine wichtige moralische Rolle spielt und damit entscheidend für die Zukunft ist.

An der Front sieht sich die kämpfende Truppe einer Übermacht von Eliten gegenüber. Als die Evakuierungsschiffe von einer Horde Jackals angegriffen werden, sehen sich die Spartaner gezwungen, die Front zu verlassen und den Zivilisten zu Hilfe zu eilen. Doch sie kommen zu spät. Admiral Keyes hat sich bereits geopfert, um dem Schiff die Flucht zu ermöglichen. Das Schiff hebt ab mit Perez als Pilotin. Halsey, die inzwischen mit Soren im Hangar angekommen ist, ist schockiert über Keyes’ Tod.

Es folgt ein dramatischer Kampf zwischen Jackals, Eliten, den Spartanern und einem Ober-Sangheili (vermutlich Var ‘Gatanai), der Chief als »den Dämon« erkennt und einen Zweikampf beginnt. Chief unterliegt. Doch ehe er das Zeitliche segnet, schreitet Makee ein und befiehlt dem Sangheili, von Chief abzulassen. Vannak ergreift die Gelegenheit und eröffnet das Feuer auf den Sangheili, wird aber von diesem getötet. Der Sangheili zieht mit Makee, die Cortana in den Händen hält, ab.

Zurück bleiben ein schwer verletzter Chief, ein toter Vannak und Dr. Halsey, die um ihren ehemaligen Geliebten Keyes trauert.

Kampfzone im One-Shot

Action, Action, Action! Ohne Rüstung und quasi nackt stürzt sich Chief auf einen unsichtbaren Sangheili und erledigt ihn lediglich mit seinen Fäusten (und einem Messer). Huiui! Das macht zwei geile Zweikämpfe in nur vier Episoden! Eine Actionquote, von der Staffel 1 nur träumen kann. Auch der spätere Häuserkampf ist sehr eindringlich gemacht. Regisseur Craig Zisk hat sich für einen dynamischen One-Shot ganz ohne Cuts entschieden – eine Methode, die besonders gut geeignet ist, um intensive Spannung aufzubauen, da das Publikum nie von der Seite der Protagonisten weicht (prominentes Beispiel für diese Methode: der Kriegsfilm 1917). Dabei wirken die Gefechte nie wie übercooles Effektgehabe, da man stets den Ernst der Lage spürt: Mit Reach geht es unweigerlich bergab.

Ich dachte, wir wären jetzt BFFs!

Mancher Dialog fällt aber aus der Reihe. Etwa Perez, die sich mitten im Hauptquartiergetümmel zwischen all den Halbtoten darüber echauffiert, dass Chief ihr nicht »Tschüssi« sagt. Natürlich ist ihr Verhalten irgendwo nachvollziehbar. Keine zehn Minuten zuvor hat sie ihre gesamte Familie verloren und wurde vom Chief durch die ganze Kampfzone bis ins HQ geschleift, inklusive Deep Talk. Der Chief war ihr einziger Ankerpunkt. Kein Wunder, dass man da eine adrenalinverstärkte Beziehung aufbaut. Hey, nach so einer Tortur würde ich auch einen Abschiedsbussi vom Master Chief haben wollen! Und trotzdem; bei der Art und Weise, wie Perez ihren Text abliefert, zieht sich bei mir ein bisschen mein Cringe-Fell zusammen. Auch bei dem späteren Fahrstuhlgespräch zwischen Keyes, Halsey und Soren weiß ich nicht, ob ich das nun witzig oder unpassend finden soll.

Spartaner ganz nackig

Ackerson hat also die Mjolnir-Rüstungen der Spartaner während seiner Flucht mitgenommen. Da musste ich doch glatt lachen. Was haben die Leute während Staffel 1 immer gerufen? »Wir wollen mehr Master Chief in seiner Rüstung!« Und die Antwort der Showrunner? »Gut, dann lassen wir seine Rüstung halt komplett verschwinden!« Lol. Möglich, dass sie damit Kosten einsparen wollen. Andererseits ist ja bekannt, dass Paramounts Halo verstärkt auf der menschlichen Schiene fährt; heißt also mehr Charakterstudien und eben mehr helmlose Gesichter. Und mir gefällt der Moment, wenn Admiral Keyes den Master Chief als »John« auf die Bühne holt und die Marines in Ehrfurcht erstarren, als sie erkennen, dass dieser Typ da vorne, der überhaupt nicht gerne im Rampenlicht steht, ihre heilige Ikone ist – nur ohne Rüstung. Wie gesagt: Pablo Schreiber ist viel zu gut, um ihn in einer Rüstung versauern zu lassen. Außerdem bedeuten Kämpfe ohne Rüstung auch höhere Einsätze.

Die RIP-Kandidaten

Der Tod von Vannak hat mich allerdings nur mäßig getroffen. Es ist halt schade, dass bei den Charakterstudien in Staffel 1 die Spartaner des Silver-Teams völlig untergegangen sind (mit Ausnahme von Kai). Man versucht in Staffel 2, das wieder wettzumachen, indem man z. B. Vannak eine Vorliebe für Tierdokus verpasst (schon niedlich), aber für eine gescheite emotionale Bindung reicht das dann auch nicht. Naja, und Keyes … auch schade. Gerade als er gelernt hat, den Vorgesetzten den Stinkefinger zu zeigen, nippelt er ab. Keyes wird also nicht zu denen gehören, die den Halo-Ring erreichen (das erspart ihm so einiges). Aber ich bleibe dabei: Ich bin Fan der kanonabgewandten Silver-Timeline. Die Serie verspricht auf diese Art mehr »Oh Shit!«-Momente.

Fazit

*der Planet geht unter*
Chief: »Wir müssen zum Hauptquartier – jetzt, sofort, unverzüglich!!!«
Chief, fünf Minuten später: »Kein Problem, Ma’am. Ich helfe Ihnen gerne, die Schreibmaschine auf das Regal zu stellen.« 
Der Master Chief ist einfach ein Nice Guy. 5/5 Sternen.

© Paramount+ 

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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