Halo (Folge 1×08)

Es geht heiß her in Paramounts Halo – wortwörtlich. In Episode 8 (»Loyalität«) werden die Beziehungen der Figuren auf ihre dramatische Spitze getrieben und unsere alte Jungfer Master Chief verliert bei einem Schäferstündchen ihre Unschuld.

Inhaltsangabe

Folge 8 setzt dort an wo Folge 6 endet: nach der geteilten Halo-Vision von John und Makee. Beide scheinen noch völlig benebelt davon zu sein. John lädt Makee auf einen Spaziergang durch Reach City ein ( … kommt schon. »Reach City«? Ernsthaft? Was an »New Alexandria« hat euch nicht gepasst?). All das wird beobachtet von Helikoptermutter Halsey, die gemeinsam mit Adun und Cortana freudig feststellt, dass sich Johns Werte wieder normalisieren. John sei Teil von etwas Mächtigerem als unserem menschlichen Dasein, sagt Halsey.

Makee schwelgt in Erinnerungen an das Buch, aus dem ihr damaliger Freund aus Episode 3 ihr immer vorgelesen hat. Makee zieht Parallelen zwischen der Geschichte und der Realität; zwischen ihrer damaligen leisen Liebe zu dem Jungen und ihrer Verbindung zu John. Im Gespräch offenbart Makee, was sich die Allianz vom Halo erhofft: Sie würden dort zu den Göttern aufsteigen während die Unwürdigen – die Menschen – das Zeitliche segneten.

Währenddessen wird der Planet Criterion von der Allianz verglast. John bringt den Vorschlag, mit Makees Hilfe das zweite Artefakt zu erspüren; dann hätten sie den Aufenthaltsort der Allianz und könnten angreifen. Keyes und Parangosky lassen sich nur widerwillig überzeugen.

Die Spartaner untersuchen das gekaperte Raumschiff aus Episode 1, Kai erkundet ihr neues Leben und unternimmt Wettspielchen mit den Marines, Miranda versucht die Transmission zu entziffern und John bringt Makee eines neues Buch vorbei – was in völliger Entkleidung und Sex endet. Makee entfernt sich am nächsten Morgen ihren Fingerlaser. Halsey droht immer noch die Abschiebung. Per Fernsprech versucht sie Makee von der schlechten Natur der Menschheit zu überzeugen und dass der Halo nicht in die Finger des USNC fallen darf. Stattdessen sollen John und Makee die Kontrolle über den Halo erlangen – unter Halseys Aufsicht natürlich.

Halsey setzt die Spartaner darauf an, sich John zu schnappen. Dabei stellt Halsey fest, dass auch Kai ihre Hormonkugel entfernt hat und lässt diese von Riz und Vannak ausknocken. Miranda findet unterdessen heraus, dass die Transmission von Makee stammt. Parangosky und Keyes ergreifen daraufhin Maßnahmen und ein rachsüchtiger Marine malträtiert Makee mit Stromstößen. Sie erlebt Flashbacks und stellt fest: Die Menschen sind immer noch alle kacke. Cortana wendet sich gegen Halsey und warnt John. Es folgt ein Kampf John vs. zwei Spartaner. Halsey wartet im Raumschiff auf die Rückkehr der Spartaner mit dem (im Idealfall) besiegten John und dem Artefakt, die Zeit rennt.

Es ist Makee, die dem ganzen Tohuwabohu ein Ende setzt. Indem sie das Artefakt berührt, legt sie den Stützpunkt lahm. In einer geteilten Vision mit John auf dem Halo verabschiedet sie sich von ihm.

Halsey macht mobil

Eine vollgepackte Folge, die vor allem gegen Ende ordentlich Spannung erzeugt, da hier verschiedene Fäden unter Zeitdruck auf ihre Kulmination zulaufen. Klar, Action-Bombast wie in Folge 5 ist schön, aber noch eindringlicher kann es sein, wenn der Bombast durch emotionale Bedeutung ersetzt wird. Vor allem, wenn sich die Spartaner Riz und Vannak auf Geheiß von Dr. Halsey gegen ihren Sandkastenfreund John stellen und sogar Kai eine reinhauen (das tat im Herzen wirklich weh, Anm. d. Red.). Wie bereits in Folge 5 festgestellt, erweist sich Dr. Halsey als rücksichtsloser als im originalen Kanon. Mit Folge 8 könnte sie aber schon fast als Bösewicht durchgehen, der alle Macht für sich einheimsen will – natürlich für das große Ganze. Außerdem scheint sie unter ein paar kognitiven Dissonanzen zu leiden, sieht sie sich doch als einzigen sozialen Anker für den armen isolierten John (»Er war nie allein, er hat mich!«), während sie gleichzeitig bereit ist, sein Wesen komplett von Cortana überschreiben zu lassen und ihn wie eine getragene Unterhose mit Löchern hinter sich zu lassen. Gut, dass hier wenigstens Cortana zum moralischen Lichtblick wird.

Devil's Tango

Bevor die Spartaner also Order 66 aufgedrückt bekommen, vollzieht John zunächst noch Order 69 (höhö). Strange anzuschauen, zugegeben. Aber glücklicherweise auch ästhetisch umgesetzt, da kann man nichts gegen sagen. Noch stranger wird es jedoch, wenn einem bewusst wird, dass Cortana dem Treiben in voller Länge beiwohnt. Was aber auch mit ein Grund dafür sein könnte, dass sie so genannte »Sentimentalitäten« für John entwickelt und sich letzten Endes gegen Halsey stellt, die John mittlerweile jeden menschlichen Wert abspricht. Und das ist tatsächlich herzergreifend; wenn eine KI sich für ihren neuen Lieblingsmenschen einsetzt, auch wenn dieser rein gar nichts von ihr hält. Vergesst Makee; Cortana ist und bleibt Chiefs einzig Wahre.

Fazit

So langsam wird mit hohen Einsätzen gespielt. Es ist befriedigend zu sehen, dass die Serie ihre Figuren endlich aneinander krachen lässt und das Hoch und Tief ihrer Beziehungen erforscht. Das Schäferstündchen zwischen John und Makee ist etwas, was man freilich vorausahnen konnte, und dennoch musste ich mein Gesicht mit einem »Ach f*ck, Leute, jetzt lasst’s halt bleiben« hinter den Händen verbergen, als es passierte. Aber ich kann’s nicht leugnen: Ich find’s immer noch interessant, wie sich die neue Identität des Chiefs entfaltet – zuerst der Helm, dann der Hintern und nun die Liebe. Ohne das wäre die Show sicher langweiliger. Vorbei die Zeiten der ü40-Jungfer, die nie ihre Rüstung abnimmt. Man muss sich halt noch einmal bewusst machen: Es ist eine andere Timeline und eine andere Interpretation und der Master Chief heißt hier in Wirklichkeit Johnny Ringworld.

© Paramount+ 

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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