Halo: The Fall of Reach

Hinter Paramounts Serienadaption von Halo aus dem Jahre 2022 mag man vielleicht allzu leicht vergessen, dass das Franchise schon Jahre zuvor mit so mancher Bewegtbild-Adaption bedacht wurde. An der Live-Action-Front hätten wir da Halo 4: Forward Unto Dawn (2012) und das von Ridley Scott produzierte Halo: Nightfall (2014), während für Freunde der Animation u. a. der Titel Halo: The Fall of Reach aus dem Jahre 2015 von Interesse sein dürfte. Bei Letzterem handelt es sich um eine dreiteilige Serie, die die Ursprünge des Master Chiefs beleuchtet und zeigt, wie der ikonische Protagonist aus Halo zum Spartaner wurde.

In der fernen Zukunft expandiert die Menschheit unter der Vereinigten Erdregierung ins All. Doch einige Kolonien begehren auf und wollen ihre Unabhängigkeit wahren. Es kommt zum sogenannten »Aufstand«, einem interstellaren Bürgerkrieg zwischen den Rebellen und dem UNSC. Um den Konflikt einzudämmen, wird unter der Leitung von Dr. Halsey das Spartan-II-Programm ins Leben gerufen. Sein Ziel: Entführte Kinder zu gehörigen Supersoldaten zu machen. Das UNSC ahnt noch nicht, dass diese Kinder bald schon seine einzige Chance gegen einen noch viel schlimmeren Feind sein werden.

Aus Serie mach Film

Originaltitel Halo: The Fall of Reach
Jahr 2015
Land USA
Episoden 3 in Staffel 1
Genre Science-Fiction, Animation
Cast Dr. Halsey: Jen Taylor
John: Cole Jensen
Mendez: Richard Cansino
Master Chief: Steve Downes
Veröffentlichung: 4. Dezember 2015

Halo: The Fall of Reach ist eine 2015 produzierte Animationsserie, die man ursprünglich nur als Besitzer:in der Limited Edition von Halo 5: Guardians über die Halo-Channel-App auf Xbox und Windows einsehen konnte. Produziert vom Studio Sequence, welches auch für die Terminal-Videos in Halo 4 und Halo 2: Anniversary Edition verantwortlich ist, adaptiert die Serie in drei Episoden die ersten Kapitel des Romans Die Schlacht um Reach von Eric Nylund (2001). Ende 2015 erfolgte die Veröffentlichung auf Blu-ray und DVD. Hierbei wurden die einzelnen Folgen zu einem 64-minütigen Film zusammengefügt.

Über die Wiege der Spartaner

The Fall of Reach erzählt hauptsächlich von den Anfängen des Spartan-II-Programms unter der Leitung der abgebrühten Dr. »Ich tu’s für das große Ganze!« Halsey. Wir erleben hier Kinder, die aus ihren Familien gerissen und unter harten Bedingungen zu Supersoldaten ausgebildet werden, den sogenannten Spartanern. Ihnen wird beigebracht, was es bedeutet, ein Spartaner zu sein und dass die Einheit über allem steht. Wer den Parkour im Alleingang meistert und seinen Kollegen höchstens »Fresst meine Abgase!« zuruft, der kriegt halt eine geknallt und geht ohne Essen zu Bett. Auch die Operationen am Körper der Probanden, die nötig sind, damit die Spartaner die MJOLNIR-Rüstung tragen können, werden thematisiert sowie deren mitunter tödlichen Folgen. Im Finale trifft der mittlerweile fast erwachsene Master Chief mit seinem Blue Team schließlich das erste Mal auf die theokratische Allianz, einem Zusammenschluss verschiedener Alien-Rassen, die der Menschheit an den Kragen wollen. Der titelgebende Untergang von Reach hingegen spielt kaum eine Rolle und bildet lediglich den gefühlt zweiminütigen Rahmen, in den Chiefs Historie eingebettet wird.

Aquarell im All

Auffällig ist der Animationsstil, der durch eine üppige, matte Aquarellästhetik besticht, die man nicht unbedingt mit »Sci-Fi-Action« in Verbindung bringen würde. Das zeugt durchaus von einem gewissen Stil und ist auch schmuck anzusehen, beginnt jedoch zu schwächeln, sobald es um dynamische Animationen geht. Denn Aquarellästhetik läuft häufig Gefahr, allzu schnell allzu steif zu wirken. Man könnte The Fall of Reach auch als Low-Level-Prototypen von Arcane bezeichnen, der noch einen weiten Weg zu gehen hat. Die Mimiken wirken mit ihren starren Pupillen manchmal wie festgefroren und im Dialog ist es lediglich der Kiefer, der sich bewegt. In Sachen Animation, Action und Dynamik ist man heutzutage Besseres gewohnt – vor allem nach Arcane. Aber gut; da man die Schlacht um Reach ohnehin ausgelassen hat, fällt das glücklicherweise nicht permanent negativ auf.

Ein kurzes Vergnügen

In den Kapiteln, die es adaptiert, bleibt The Fall of Reach dem Roman größtenteils treu, allerdings haben auch einige Veränderungen Einzug erhalten, um eine höhere Konsistenz mit den neueren Halo-Teilen zu erzeugen. So hat Jorge aus Halo: Reach einen kleinen Auftritt sowie auch Linda aus Halo 5. Negativ anzumerken ist das abrupte Ende der Serie. Gerade als der Master Chief und sein Blue Team mit Bestnote ihren Beruf als echte Spartaner antreten, ist Schluss. Der Kampf um Reach findet nicht statt. Damit endet die Serie bevor die Geschichte des Romans abgeschlossen ist und erzeugt dieserart den leichten Beigeschmack des unfertigen Gimmicks, welches eigentlich nur zu Werbezwecken existiert.

Fazit

Halo: The Fall of Reach ist einer der Versuche, das Halo-Franchise aus seiner esoterischen Gamer-Ecke herauszubekommen und einem potentiell neuem Publikum zugänglich zu machen. Versetzt man sich aber in die Lage eines themenfremden Greenhorns, dann arbeitet der Film hauptsächlich die Hintergrundgeschichte eines völlig unbekannten Protagonisten ab. Und da die Serie endet, ohne, dass man diesen Charakter in seiner fertigen Gestalt sonderlich genießen könnte, reicht das auch nicht, um einen generell für Halo anzufixen. Nein, als Einstiegsdroge funktioniert Halo: The Fall of Reach nur mäßig. Dafür dürfte die Serie umso mehr ein Erlebnis für die geneigten Fans sein. Denn die können endlich den biographischen Werdegang ihres innig geliebten Master Chiefs erfahren, ohne ein Buch aufschlagen zu müssen. Und stilvoll schaut’s dabei auch noch aus.

© Polyband


Veröffentlichung: 4. Dezember 2015

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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