What keeps you alive
Weite Wälder, ein malerischer See, ein sich vor dem Sonnenuntergang umarmendes Paar. Schöner könnte der Hochzeitstag von Jules und Jackie kaum sein. Genrefans wissen: Diese Harmonie hält nicht lange an. Was genau passiert, ist die größte Überraschung von What keeps you alive, denn der Film baut auf einem einzigen Überraschungsmoment auf. Colin Minihan (Grave Encounters) setzt einen Psycho-Thriller frei, der nur weniger Mittel bedarf und gleich zwei starke Frauenfiguren ins Zentrum der Handlung rückt. Der Film feierte seine Deutschland-Premiere auf dem Fantasy Filmfest 2018.
Jackie und Jules (Hannah Emily Anderson und Brittany Allen, beide Jigsaw) feiern ihren Hochzeitstag. Dafür fahren sie für einen Wochenendtrip in eine Hütte mitten im Wald. Zunächst liegen Liebe und Erotik in der Luft, doch als eines Abends Jackies ehemalige Freundin Sarah (Martha MacIsaac, Battle of the Sexes) vor der Türe steht, kommen Spannungen zwischen dem jungen Ehepaar auf. Am nächsten Tag gerät die Situation außer Kontrolle…
What keeps you alive verschätzt sich gnadenlos
Originaltitel | What keeps you alive |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Psycho-Thriller |
Regisseur | Colin Minihan |
Cast | Jackie: Hannah Emily Anderson Jules: Brittany Allen Sarah: Martha MacIsaac Daniel: Joey Klein |
Laufzeit | 108 Minuten |
Colin Minihans neuer Trip nach It Stains the Sands Red verlegt die Handlung nach einer trockenen Wüste ins saftige Grün. Die Außenaufnahmen des Gebirges sind vielleicht nicht die romantischste Kulisse, stecken aber schon einmal das Areal ab für alles, was folgen mag. Das höchste Risiko bei What keeps you alive besteht darin, zu verraten, was genau passiert. Denn genau auf dieser Idee fußt der gesamte Film und ist jener Plot Point bereits bekannt, steht das Konstrukt nicht mehr und ein großer WTF-Moment geht flöten. Das führt auch unweigerlich zur größten Schwäche des Titels. Er verlässt sich zu stark auf die Wirkung seines Twists. Diese ist ohne Frage von hohem Ausmaß und lässt selbst den coolsten Zuschauer stutzen. Doch jene Wendung besitzt nicht die Tragfähigkeit, diese Idee über die gesamte Spielzeit mitzuschleppen.
Schauspielerisch stark, inhaltlich lasch
Zum Glück gibt es da noch Hannah Emily Anderson und Brittany Allen, die beide eine starke Performance hinlegen – insbesondere physisch. Beiden Schauspielerinnen wird eine Menge abverlangt. Es ist im Besonderen Hannah Emily Anderson, deren Mimik sehr stark an die jeweilige Situation angepasst ist und deren Minenspiel man nicht nur gerne, sondern vor allem aufmerksam zusieht. Der Ausgangspunkt funktioniert so lange gut, bis der Regisseur den eigenen Film entschleunigt.
What keeps you alive macht in der ersten halben Stunde Spaß, solange bis die (wirklich nicht durchschaubare) Wendung erfolgt. Ab dann verpufft der Spaß im Fünf-Minuten-Takt, wenn mehrere Chancen vergehen und sich die Handlung dadurch immer stärker hinauszögert. Vielleicht wäre es hierbei vorteilhafter gewesen, die Figuren stärker zu etablieren und die zweite Hälfte zu straffen, welche irgendwann zu Ermüdungserscheinungen führt. Unterm Strich handelt es sich um einen mittelmäßig gelungenen Psychothriller, der weit hinter seinem Potenzial zurückbleibt, obwohl starke Grundvoraussetzungen vorhanden sind.