Unknown User 2: Dark Web
2015 entpuppte sich Unknown User (im Original Unfriended) als echter Hit. Bei einem Budget von gerade einmal 1 Mio. US-Dollar spielte der Film das 64-fache wieder ein. Im Bereich des Horrorfilms bedeutet das Brief und Siegel für einen Fortsetzungsfilm und dieser rückte pünktlich zum Weihnachtsfest 2018 auch in den deutschen Kinos an. Damit das Sequel nicht allzu sehr nach lauem Aufguss riecht und schmeckt, nahm man sich thematisch eines Dauerbrenners an: Das Dark Web, auch in der realen Welt der Ort des Bösen. Blumhouse-Chef Jason Blum hat sich für seine Fortsetzung mit dem Produzenten Timur Bekmambetov zusammengetan, dessen Screenlife-Film Searching wenige Monate zuvor in den Kinos zu sehen war.
Nach der High School werden Freundschaften auf die Probe gestellt: Jeder folgt seinem eigenen Schicksal und so ist auch die Clique von Matias (Colin Woodwell, Unsane – Ausgeliefert) in allen Richtungen verstreut. Doch die Gruppe pflegt das Ritual der regelmäßigen Onlinekommunikation. So auch an jenem Abend, der für Matias mit einem Beziehungsstreit beginnt. Dessen taubstumme Freundin Amaya (die auch im echten Leben taubstumme Stephanie Nogueras, Grimm) ist verärgert über die geringen Anstrengungen ihres Partners, Zeichensprache zu lernen. Als sich dann auch noch ständig eine unbekannte Person meldet, die Matias mit eigenartigen Nachrichten bombardiert, die eigentlich für den Vorbesitzer seines neuen Laptops gedacht sind, ist das Chaos perfekt. Kurz nachdem die Konversation mit seiner Clique beginnt, stellt die Gruppe fest, dass sie vom Dark Web aus beobachtet werden – und das auch offline…
Der Schrecken ist realer
Originaltitel | Unfriended: Dark Web |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Horror |
Regisseur | Stephen Susco |
Cast | Matias O’Brien: Colin Woodell Nari Jemisin: Betty Gabriel Serena Lange: Rebecca Rittenhouse Damon Horton: Andrew Lees AJ Jeffcock: Connor Del Rio Amaya DeSoto: Stephanie Nogueras Lexx Putri: Savira Windyani |
Laufzeit | 89 Minuten |
FSK |
Wie sein Vorgänger wird Unknown User 2: Dark Web ausschließlich über digitale Bildschirme erzählt. Ob Laptop oder Überwachungskamera, Hauptsache digital. Für die heutige Generation keine Besonderheit mehr, doch noch immer werden vergleichsweise wenige Screenlife-Filme veröffentlicht. Aber dieses Mal ist der Schrecken noch wesentlich echter, denn die Geschichte ist inmitten der Realität angesiedelt. Unbekannte handeln mittels einer virtuellen Währung – BitCoin – um die Ausführung von Verbrechen. Die Kollektiventscheidung über Leben und Tod wird zu einem Entertainment-Angebot. Dabei werden nahezu alle sich über die letzten Jahre hinweg rasch weiterentwickelten Kommunikationstechnologien aufgegriffen.
Personen wie du und ich
Ein entscheidender Unterschied zu seinem Vorgänger ist, dass Unknown User 2: Dark Web nicht länger „geiler Teeniescheiß“ sein will. Nein, dieses Mal werden erwachsene Figuren in Szene gesetzt, mit denen der Zuschauer weitgehend sympathisieren darf. Nur im Falle des Verschwörungstheoretikers AJ (Connor Del Rio) soll das bewusst nicht klappen. Ohne einen exzentrischen Charakter würde es doch auch schließlich langweilig werden. Mit allen anderen Figuren kann man sich als Zuschauer leicht anfreunden, wenn nicht hier und dort sogar identifizieren. Der angewachsene Reifegrad sorgt dafür, dass auch die jeweiligen Schicksale stärker packen als im ersten Teil. Die Nachwuchsdarsteller überzeugen durch die Bank weg.
Überspitzter Realismus trifft auf hanebüchene Entscheidungen
Anders als in Searching ist die Hauptfigur nicht nur Beobachter, sondern auch Beobachteter. Das öffnet Möglichkeiten für ein perfides Katz- und Mausspiel, aus denen der Film seine Spannung bezieht. Die Aufmerksamkeit, die Matias abverlangt wird, lässt auch den Zuschauer aufmerksam am Ball bleiben. Nur in den Todesszenen flacht der Film ab, da diese für die Geschichte zurechtgebogen werden und zu häufig fern der Realität wirken.
Fazit
Unknown User 2: Dark Web greift das Konzept seines Vorgängers lose auf und erzählt eine neuartige Geschichte, die sich bemüht, möglichst realistisch zu wirken. Das gelingt dank den aus dem Leben gegriffenen Figuren weitgehend, doch gerade in den entscheidenden Szenen wird die Handlung aus der Kurve geschleudert. Das tut insofern wenig weh, als dass die Darstellungsform nicht schon in anderen Filmen breitgetreten wurde und deswegen frischer anmutet, als er eigentlich ist. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Dark Web bleibt übrigens (wenig überraschend) aus, dafür punktet der Film mit gelungener Figurenzeichnung. Unterscheiden muss man, ob man nun einen Horrorfilm sehen möchte oder einen technisch ausgereiften Screenlife-Thriller. Als ersteres ist Dark Web purer Durchschnitt, als letzteres besonders gelungen.