Underworld

Als der Actionfilm Underworld im Jahr 2003 auf den Kinoleinwänden der Welt aufleuchtete, schien er zunächst nur ein Matrix-Klon von vielen zu sein. Der von Len Wiseman (Total Recall) mitentwickelte und mit ihm auf dem Regiestuhl inszenierte Film um einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen erwies sich jedoch schnell als Kultklassiker und hat inzwischen drei Fortsetzungen und ein Prequel hervorgebracht.

   

Ungesehen von der menschlichen Gesellschaft existieren Vampire und Lykaner (Werwölfe) und sind bereits seit Jahrhunderten im Krieg miteinander. Von den Vampiren ursprünglich als Sklaven gehalten, haben sich die Lykaner unter ihrem Anführer Lucian einst gegen ihre Herren erhoben, mussten aber vor 600 Jahren einen entscheidenden Schlag hinnehmen, als Lucian in einer blutigen Schlacht wohl getötet wurde. Inzwischen, so die Überzeugung der Vampire, ist der Krieg quasi gewonnen und die Lykaner am Rande der Auslöschung. Betraut damit, auch die letzten Werwölfe zu vernichten, ist die Kriegerkaste der Vampire, die sogenannten Todeshändler. Eine davon mit dem Namen Selene gerät mit ihrem Team bei der Verfolgung eines hochrangigen Lykaners jedoch an eine ganze Gruppe von Werwölfen, die zudem überraschend wehrhaft sind und mit modernen Waffen den Vampiren empfindliche Verluste beibringen. Das passt überhaupt nicht zum Bild im Untergrund kauernder Überreste, dass sich die Vampire bis dahin von ihren Gegnern gemacht haben. Auch findet Selene heraus, deren Familie einst von Werwölfen getötet wurde, dass die Lykaner es vor ihrer Auseinandersetzung wohl auf einen menschlichen Arzt namens Michael Corvin abgesehen hatten, ehe die Todeshändler dazwischenfunkten. Da Kraven, der stellvertretende Anführer von Selenes Vampirenklave, mehr Interesse an machtpolitischen Spielen und an Selene als seine zukünftige Trophäenfrau hat, interessieren ihn deren Befürchtungen bezüglich der neuerstarkten Werwölfe wenig. Selene zieht also auf eigene Faust los, um mehr über Michael herauszufinden und macht die erschreckende Entdeckung, dass der totgeglaubte Lucian nicht nur noch am Leben ist, sondern dieser mithilfe von Michaels Blut eine Hybridspezies zwischen Vampir und Werwolf schaffen will, etwas das Selenes sich im Tiefschlaf befindender Meistervampir und Ziehvater Viktor seit jeher fürchtet.

Vampire vs. Werwölfe

Originaltitel Underworld
Jahr 2003
Land USA, Großbritannien, Ungarn, Deutschland
Genre Action, Fantasy, Horror
Regie Len Wiseman
Cast Selene: Kate Beckinsale
Michael: Scott Speedman
Lucian: Michael Sheen
Kraven: Shane Brolly
Viktor: Bill Nighy
Kahn: Robbie Gee
Singe: Erwin Leder
Erika: Sophia Myles
Laufzeit 116 Minuten (Kinofassung), 128 Minuten (Extended Cut)
FSK
Im Handel erhältlich

Vampire und Werwölfe sind wohl zwei der am häufigsten in modernen Medientiteln angetroffenen übernatürlichen Wesen und das auch längst nicht mehr nur im Horrorgenre. Wo Vampire sind, sind Werwölfe meist nicht weit und in den seltensten Fällen sind sich die beiden freundlich gesinnt. Underworld geht dabei einen Schritt weiter und versetzt sie in einen offenen Krieg miteinander, der nunmehr schon seit dem Mittelalter tobt. Während die klassische Konstellation wohl ist, dass es menschliche Protagonisten mit diesen Monstern zu tun bekommen und dann deren verborgene Welt kennenlernen und/oder gegen sie ums Überleben kämpfen (was hier teilweise auch der Fall ist), speist sich Underworld eher aus dem Spektakel-Prinzip, die „Monster“ aufeinanderzuhetzen. Seien es Außerirdische gegen andere Außerirdische (Alien vs. Predator), Riesen gegen Riesen (Godzilla vs. Kong) oder hier nun Vampire gegen Werwölfe, irgendwas an solchen Monster-Duellen bereitet den Zuschauern eine kolosseumsgleiche Freude. Die sonst übermächtigen Schattenfiguren hauen sich gegenseitig die Klauen und Reißzähne um die Ohren und die sympathischen Normalsterblichen, mit denen man normalerweise mitbangen soll, bleiben außen vor. Da besonders Vampire dabei gegenüber einem verwandelten Werwolf körperlich eher im Nachteil sind, wird im Kampf gerne zum moderneren Waffenarsenal gegriffen, das auch die gegenseitigen Schwächen ausnutzt, wie Schusswaffen mit Silbermunition oder auf Seiten der Werwölfe neuerdings auch ultraviolette Munition, also zur Waffe umfunktioniertes Sonnenlicht.

Gothy Vampires in gothy Mansions

Underworld besticht optisch mit zwar nicht bahnbrechend neuen Elementen, aber mit einer guten Mischung aus Bekanntem. Als blasser Vampir tummelt man sich natürlich in schwarzer Kleidung in schwach beleuchteten Villen und trägt den dekadent morbiden Gothic-Look gerne zur Schau. Underworld ist zwar nicht der gothicste Vampirfilm, der jemals gegotht hat (diesen zweifelsfrei begehrten Titel würde ich spontan Interview mit einem Vampir zuschlagen), aber dieser Look verbindet sich gut mit der Gun-Action-Ästhetik, die sich Underworld mit seinen zahlreichen, kunstvoll inszenierten Schießereien wie viele Actionstreifen der 2000er Jahre wohl etwas von Matrix abgeschaut hat. Hinzu kommen diverse Horror-Elemente wie Schockeffekte oder blutige Gewalt, aber auch im kalt-flimmernden Neonlicht erhellte Gänge oder Gruselklassiker wie das gute alte nächtliche Gewitter. Die am Computer generierten Spezialeffekte, vornehmlich die Verwandlungen der Lykaner in ihre Wolfsform, sehen dabei inzwischen etwas trashig aus, aber da der Film mit einem Bein im Horrorgenre steht, das trashigere Spezialeffekte wie ein Verdienstabzeichen trägt, ist das nicht weiter negativ. Zustande kommt dabei ein atmosphärisch sehr dichter und temporeicher Film, bei dem auch Schwächen wie eher hölzern geschriebene Dialoge oder einige verwunderliche Begebenheiten (warum ist es andauernd Nacht und anscheinend immer ein blitzreiches Gewitter am Horizont?) nicht stören.

Gute Darsteller und weniger gute Darsteller

Wenn auch durchaus namhaft besetzt (unter anderen mit Wentworth Miller (Prison Break) in einer kleinen Nebenrolle), bietet Underworld als Vampir-Actionfilm nicht unbedingt die Bühne für große schauspielerische Kunst. Weder Scott Speedman (Animal Kingdom) mit der tragischen Hintergrundgeschichte seiner Figur noch Shane Brolly als immerhin verabscheuungswürdiger Antagonist Kraven können wirklich überzeugen und werden von Kate Beckinsale (Contraband) und Michael Sheen (Good Omens) locker in den Schatten gestellt, obwohl diese nicht gerade mit besserem Material arbeiten. Einen sehenswürdigen Lichtblick der Schauspielkunst bietet immerhin Bill Nighy (Radio Rock Revolution) als Ältestenvampir Viktor – der mit zwei weiteren Urvampiren (Amelia und Marcus, die in den Fortsetzungen wichtiger werden) ein sich alle hundert Jahre ablösendes Herrschertriumvirat bildet. Dem zum Zeitpunkt des Films bereits seit einem Vierteljahrhundert in Großbritannien vielbeschäftigten Darsteller gelingt auch mit Underworld der internationale Durchbruch. Mit seiner besonderen Art der Sprachbetonung und Gestik zeigt Nighy Vampirkönig Viktor zunächst als zerbrechlich und auch etwas schrullig wirkende Figur, um diese dann überzeugend ins gewaltsam Grausame zu wenden.

Fazit

Fünf Filme umfasst die Underworld-Reihe (bisher) und der erste ist mit Abstand immer noch der stärkste. Gute Action und die Atmosphäre wie auch die Optik sind großartig. Underworld schafft es irgendwie, ein Schwarzweißfilm zu sein, obwohl er in Farbe ist. Es ist bestimmt kein bahnbrechender Film, aber wenn man stimmige Vampir-Action mag, ist er auf jeden Fall ein Ansehen wert.

© Concorde Video

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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Ayres
Redakteur
16. Januar 2021 13:32

Lange ist es her. Ich glaube es war Februar 2004, als ich den Film damals im Kino sah. Man muss dazu sagen: Ich war kein erfahrener Filmschauer und die einzigen Genres, die ich damals anerkannte, waren Horror und Anime. Und dann kam da Underworld, das quasi schon irgendwo Horror sein will, aber dann auch so eine Romeo & Julia-Geschichte im Fantasy-Gewand darstellt. Ich war damals richtig empfänglich für den düsteren Look, alleine die ersten Minuten mit dem Gepose von Selene waren an Coolness kaum zu überbieten. Aus heutiger Sicht schon mehr Style als Substanz das alles, aber seltsamerweise erinnere ich mich ziemlich gut an Teil 1, weil er schon mächtig Eindruck geschindet hat. Dabei finde ich gerade so erschreckend, wie linear eigentlich der Handlungsverlauf doch ist. Irgendwie ist von Beginn an klar, worauf das alles hinauslaufen wird und dann ist der Endkampf auch noch so enttäuschend.

Hinderte mich anno 2004 aber nicht darauf, mit Höchstpunktzahlen um mich zu werfen und Underworld zu einem meiner Lieblingsfilme zu deklarieren. Heute wäre er wahrscheinlich nicht einmal unter den ersten 100 …

Die beiden Nachfolger hatte ich mir auch noch angesehen, aber die fand ich damals so belanglos, dass ich mich entschloss, mir die gute Erinnerung an Teil 1 nicht zu versauen und das war es dann mit dem Franchise. Ob ich irgendwann nochmal alle gucken werde? Wenn ein neuer Teil kommen sollte, würde ich das durchaus in Erwägung ziehen.