Transformers: Aufstieg der Bestien

Wenn turmhohe Gestalten aufeinander dreschen, dass schier das Popcorn aus der Tüte springt, dann ist Kino-Sommer. “Bayhem” sagt der Transformers-Fan dazu, in einer lustigen Wortschöpfung aus “Bay”, wie Regisseur Michael Bay und “mayhem” wie “ganz großes Drunter und Drüber”. Nach fünf ordentlichen Kellen Bayhem mit den Riesen-Robotern, die eigentlich Autos sind, aber auch humanoide Kämpfer, machte Michael Bay jedoch den Regiestuhl frei. Hinterher plumpste 2018 das Spin-Off Bumblebee (Regie: Travis Knight, Kubo, der tapfere Samurai). Seit dem 8. Juni 2023 ist unter der Regie von Steven Caple Jr. (Creed II – Rocky’s Legacy) der sechste Film der Reihe am Start. Und Transformers: Aufstieg der Bestien wird wohl nicht die letzte Gigantenklopperei sein. Zwei weitere Teile sind in Planung. Da können die nächsten Sommer ja kommen.

Unicron, das planetenfressende Ungeheuer aus den Tiefen des Alls, hat immer noch mehr Hunger. Wäre es da nicht praktisch, einen Schlüssel zu besitzen, der ungehindert Zugang zu neuen Galaxien mit nichtsahnenden, wohlschmeckenden Planeten gewährt? Ärgerlicherweise haben die Maximals, Tier-Roboter-Mischwesen, den Schlüssel vor Unicrons Schergen, den Terrorcons in Sicherheit gebracht. Unter Führung von Scourge (Stimme: Peter Dinklage, Game of Thrones) machen die Terrorcons sich auf, das Artefakt zu finden. Im Brooklyn von 1994 versucht sich der arbeitslose Ex-Soldat Noah Diaz (Anthony Ramos, Godzilla II: King of the Monsters) mit Auto-Diebstahl, doch der Porsche, den er dilettantisch knacken will, entpuppt sich als Transformer namens Mirage (Stimme: Pete Davidson, Guardians of the Galaxy Vol. 3). So lernt Noah die Transformers kennen, die ebenfalls auf der Suche nach dem Transwarp-Schlüssel sind, um die Erde vor Unicrons Appetit zu retten. Museums-Praktikantin Elena begutachtet eine rätselhafte Statue, als erst Noah in ihr Museum platzt, und dann die Autobots und die Terrorcons um den in der Statue verborgenen Schlüssel kämpfen. Scourge scheint zu triumphieren, doch die schlauen Maximals haben das Artefakt geteilt und das zweite Stück irgendwo anders versteckt. Dank Elenas archäologischen Kenntnissen können die Autobots das Fragment im peruanischen Hochland finden, wo es von den ausgewanderten Maximals beschützt wird. Doch Scourge und die Terrorcons sind ihnen auf den Fersen.

Von Autobots, Terrorcons, Maximals …

Originaltitel Transformers: Rise of the Beasts
Jahr 2023
Land USA
Genre Action, Fantasy
Regie Steven Caple Jr.
Cast Noah Diaz: Anthony Ramos
Elena Wallace: Dominique Fishback
Kris Diaz: Dean Scott Vazques
Reek: Tobe Nwiqwe
Jillian: Sarah Stiles
Agent Burke: Michael Kelly
Scourge: Peter Dinklage (Stimme)
Optimus Primal: Ron Perlman (Stimme)
Airazor: Michelle Yeoh (Stimme)
Mirage: Pete Davidson (Stimme)
Laufzeit 128 Minuten
FSK
Kinostart: 8. Juni 2023

Autos, die man zu Robotern umbauen kann. Kleine Jungs jeden Alters lieben das. Also, die Altersgruppe, für die ein Lastwagen noch ein Wunder ist, denn der ist größer und stärker als alle, selbst der Papa. Als Spielzeughersteller Hasbro einst in den 70ern ein aus Japan stammendes Konzept aufgriff, war das ein Knaller. Viele Spielzeug-Generationen, allerlei Fernsehadaptionen und sechs Kinofilme später ist die Anzahl der Figuren, die man auf die Leinwand holen könnte, riesig geworden. Ja, klar, Optimus Prime, der epische LKW und Bumblebee, der gelbe Sympathieträger. Und hießen ihre Gegner nicht Decepticons? Und was ist mit diesen Maschinen-Dinos? Transformers 6: Aufstieg der Bestien muss Neues bringen, Altes bewahren und dabei nicht unübersichtlich werden. Also gibt es gleich drei Sorten Maschinenwesen, wobei die Maximals, also die Tierwesen auf der Basis von Gorilla, Nashorn, Gepard, Adler optisch die beste Figur machen. Optimus Primal, der Gorilla, ist in Präsenz und Körpersprache ein würdiger Nachfolger von King Kong, die anderen laufen leider eher schick gestylt durchs Bild, als dass sie Profil entwickeln würden. Bei den Autobots sticht Mirage ins Auge, der hier anstelle von Bumblebee den Freund der Menschen gibt, als turboquasselnder Comedian. Muss man mögen. Und er beherrscht die Ninjatechnik “Schattendoppelgänger”, das hat schon bei Naruto gut funktioniert. Optimus Prime ist hier knurriger und menschenfeindlicher als man ihn kennt. Da soll wohl Charakterentwicklung drinstecken. Bumblebee bekommt statt Nettigkeit die Sparte Pathos und Tragik. Überraschend. Einen weiblicher Neuzugang gibt es auch, gab es schon mal eine Ms. Motorrad? Mädels, wenn ihr in diesem Genre was werden wollt, trainiert nicht Kampfkunst, sondern Bodenturnen! Eine Reihe Flicflacs kommt immer gut. Dass Peter Dinklage dem Schurken Scourge seine Stimme leihen darf, ist gut gemeint, angesichts der generischen, stets auf dem gleichen, ganz hohen Pathoslevel angesiedelten Dialogzeilen allerdings völlig für die Katz.

… und Menschen

Braucht man die eigentlich? Wo man doch eigentlich Roboter-Autos sehen will? Und der Konflikt sich unter Autobots, Maximals und Terrorcons abspielt, während winzige Menschlein hilflos zwischen den kämpfenden Giganten herumirren? Aber ohne sie wird kein Film draus. Transformers 6: Aufstieg der Bestien versucht sich hier an ein wenig Realismus und Sozialkritik. Er, Latino aus Brooklyn und arbeitsloser Ex-Soldat rutscht in die Kriminalität, weil er nicht einmal die Arztrechnungen für seinen schwerkranken kleinen Bruder bezahlen kann. Sozialschmonz? Ja, in den USA aber auch traurige Realität. Sie, schwarz und aus der Bronx, kann und weiß eine Menge, wird aber von ihrer arroganten Chefin (weiß) getriezt und missachtet. Ja, okay, die Indiana Jones-artigen archäologischen Schatzsuche-Rätsel, die sie lösen muss, sind auf Grundschulniveau, aber das sagt eher etwas darüber aus, was das Drehbuch den Zuschauern zutraut. Und die beiden werden kein Paar. Kein generischer Kuss im Sonnenuntergang. Für eine Romanze hätten die beiden auch gar keine Zeit. Eigentlich ganz vielversprechende Voraussetzungen. Dazu unterhaltsame Nebenfiguren wie die zickige Chefin und der New Age-Gangster von nebenan. Leider stehlen ihnen in der zweiten Hälfte des Films die Autobots und Terrorcons völlig die Show, denn kleine menschliche Belange sind gegenstandslos geworden. Und je mehr die beiden in die Roboterkämpfe involviert sind, desdo mehr schwenken sie auf das hohe Pathos eines Optimus Prime ein. Noah wird, dank eines Superhelden-Anzugs aus Autobot-Material zu einem Mini-Autobot, der ordentlich mitkämpfen kann. Da ist der Hintergrund mit dem kranken kleinen Bruder nur noch Pathos-Generator.

Fazit

Wie oft zu den Transformers-Filmen von Michael Bay wohl schon das Wort “seelenlos” gefallen ist? Transformers 6: Aufstieg der Bestien gibt sich alle Mühe, ein anderes Lüftchen wehen zu lassen. Mit menschlichen Figuren, die etwas mehr sein dürfen als Stichwortgeber für die Roboterkämpfe, einer Prise Sozialkritik, ein wenig Retrocharme der 90er. Und einer abwechslungsreichen Riege von Robotern, die auch mal mit Witz und Charme glänzen dürfen oder ein wenig Charakterentwicklung durchlaufen dürfen. Bis das dann doch alles wieder verblasst, ob der großen Roboter-Kloppereien. Aber, ehrlich gesagt, die wollte man ja auch sehen, als man das Kinoticket gekauft hat. Waren sie einst bei Michael Bay noch epischer? Mag sein, aber sie sind ansehnlich genug, um mühelos über verschwurbelte Lore, Logiklöcher und Gefühlskitsch hinwegzutragen.

© Paramount Pictures

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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