Paradox – Kill Zone Bangkok

Ein Polizist im völligen Selbstjustiz-Modus im Ausland auf der Suche nach seiner entführten Tochter. Das kann doch nur 96 Hours mit Liam Neeson sein. Falsch gedacht! Mit Paradox lässt Wilson Yip (Ip Man) Hong Kongs Antwort auf die Taken-Trilogie los. Da ist es selbstverständlich, dass sich eine asiatische Variante wesentlich stärker auf Kampf(künste) konzentriert und einen weniger geschliffenen Ansatz als die Hollywood-Variante wählt.

  

Der Polizist Lee Chung Chi (Louis Koo, A Chinese Ghost Story) reist von Hong Kong nach Thailand in die Stadt Pataya. Der Grund dafür ist ganz persönlicher Natur: Seine Tochter wurde entführt. Doch Korruption und Gewalt sorgen dafür, dass er bald an seine Grenzen stößt. Auch die inländischen Polizisten Chui Kit und Tak geraten in einen Strudel der Finsternis, der sich bald als Organhändlerring entpuppt. Die Zeit drängt, denn das Leben des Mädchens ist in Gefahr…

Originaltitel Sha Po Lang: Taam Long
Jahr 2017
Land Hong Kong
Genre Action, Thriller
Regisseur Wilson Yip
Cast Lee Chung Chi: Louis Koo
Chui Kit: Yue Wu
Cheng Hon Su: Ka Tung Lam
Tak: Tony Jaa
Siu Man: Jacky Cai
Laufzeit 101 Minuten

Erfolgshit aus Hong Kong

Mit Kill Zone S.P.L. gelang Regisseur und Autor Wilson Yip 2005 der ganz große Wurf, der sich als einer der stärksten Hong Kong-Actionfilme der 2000er herausstellte. Nicht nur konnte er Stars wie Donnie Yen, Simon Yam und Sammo Kam-Bo Hung gewinnen, sondern auch eine tiefgehende Geschichte erzähen, deren Kompromisslosigkeit als legendär gilt. 2015 folgte mit Lethal Warrior (auch: SPL II: A Time for Consequences) ein weiteres Fest für Genre-Fans. Mit Paradox (Originaltitel: Sha po lang: taam long) wird die sogenannte S.P.L.-Reihe mit einem dritten Teil komplettiert. Eine inhaltliche Verbindung der drei Filme gibt es nicht. Doch thematisch stoßen alle in dieselbe Richtung: Lügen und Korruption. Mit dem Action-Choreografen Sammo Hung und dem thailändischen Martial Arts-Star Tony Jaa im Team entstand Paradox, welches sich als finanzieller Volltreffer erwies und zahlreiche Preise, etwa bei den Hong Kong Film Awards, einheimste.

Mitreißende Actionchoregrafien im korrupten Thailand

Dabei ist die Geschichte inhaltlich erstmal wenig aufregend. Die treibenden Fragen stellen sich wie von selbst: Wie weit darf man gehen um das Leben eines wichtigen Menschen zu schützen? Ebenso ist es selbsterklärend, dass sich Lee Chung Chi moralisch abgestumpfte Figuren wie der kühle Politiker Cheng Hon Shou (Ka Tung Lam, Ip Man) in den Weg stellen, deren Weltbild völlig verroht ist. Dass es auch Figuren mit Aha-Erlebnissen gibt, wird an Polizist Chui Kit (Yue Wu, Monkey King) sowie Tak (Tony Jaa, Ong-Bak) demonstriert. Beide verlassen ihre bislang heile Welt und werden in einen Strudel brutaler Realität gerissen. Eine innovative Handlung ist ohnehin nicht der größte Anspruch, denn das Herzstück bilden die Kämpfe ab. Und die können sich sehen lassen. Die Choregrafien vernachlässigen die Schwerkraft gerne angesichts beeindruckender Actionszenen (die sich mitunter sogar im Fall abspielen). Sammo Kam-Bo Hung sorgt für mitreißende Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Etwa wenn sich eine Verfolgungsjagd durch ein gesamtes Haus zieht und der Showdown auf einem Dach (genauer gesagt: am Dachgeländer) abspielt. Das ist großes Actionkino. Dabei geht es gewohnt brachial zu, sodass auch Knochen brechen. Auf der anderen Seite steht eine melodramatische Handlung, die durch Lees Tochter Wing-chi (Hanna Chan) ein Gesicht bekommt. Rückblenden sorgen anfangs für eine nicht-chronologische Erzählweise und erschaffen mit der Familiengeschichte die nötige Fallhöhe für den Thailand-Trip. Besonderen Mut zeigt der Film aber vor allem am Ende. Denn entgegen jeglicher Erwartungen überlebt Wing-chi nicht.

Paradox ist eine Abwärtsspirale aus bitterer Gewalt und der Jagd nach Vergeltung. Gepaart mit seinen furiosen Kampfchoreografien ist Regisseur Wilson Yip darum bemüht, die an sich simple Geschichte mittels betont emotionaler Handlung mit mehr Tiefgang zu versehen. Genre-Fans werden ihren Spaß an dem Titel haben. Alle anderen, die bereits die Liam Neeson-Filmreihe mögen, machen mit Paradox ebenfalls nicht viel falsch.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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