Monstrum
Mit Train to Busan hinterließ das südkoreanische Kino einen Fußabdruck in der Gunst deutscher Zombie-Fans. Seit der Veröffentlichung des Films auf Netflix können sich immer mehr Zuschauer ein Bild von koreanischer Filmqualität machen. Der Regisseur Heo Jong-ho macht sich mit seinem Martial Arts-Fantasy-Monster-Epos Monstrum auf, um ebenfalls international Fuß zu fassen. Der Film spielt im Jahr 1527 zur Zeit der Joseon-Dynastie und basiert lose auf den Aufzeichnungen eines koreanischen Kaisers im 16. Jahrhundert. Natürlich mit viel Phantastik ausgeschmückt, um dem Zuschauer auch entsprechende Schauwerte mitzuliefern. Das Ergebnis konnten sich deutsche Zuschauer erstmals auf den Fantasy Filmfest White Nights 2019 ansehen.
Die Pest beherrschte einst das 16. Jahrhundert, und so entschied König Jung Jong (Park Hee-soon), dass gleich ein ganzes Dorf in den Bergen ausgelöscht werden sollte, um zu verhindern, dass die Seuche ins Landesinnere dringen konnte. Es vergeht eine Zeit, bis erneut Gefahr aus den Bergen droht. Ein Monster soll dort umherirren und eine Spur aus Leichen hinter sich herziehen. Der König ist sich sicher, dass es sich bei diesen Erzählungen um eine politische Intrige handelt. Man wolle das Volk aufhetzen und ihn vom Thron stürzen. Um die Wahrheit endgültig ans Licht zu bringen, beauftragt er seinen Eliteoffizier Sung Han (Kim In-kwon), Licht ins Dunkel zu bringen. Dieser wird begleitet von der einzigen Person, die das Pest-Massaker einst überlebte, der junge Bogenschützin Myung (Lee Hye-ri). Hinter ihnen steht eine 100-köpfige Armee. Doch reicht das aus, um ein Monstrum zu bekämpfen, das noch nie gesehen wurde?
Wir bleiben politisch
Originaltitel | Mulgoe |
Jahr | 2018 |
Land | Südkorea |
Genre | Fantasy, Action |
Regisseur | Jong-ho Huh |
Cast | Jung Jong: Park Hee-soon Sung Han: Kim In-kwon Myung: Lee Hye-ri Jin Yong: Sung-woong Park |
Laufzeit | 105 Minuten |
In den südkoreanischen Kinos gelang es Monstrum nicht, die Marke von 1 Millionen Kinogängern zu knacken (zum Vergleich: Train to Busan lockte 11,6 Millionen Zuschauer ins Kino). Nur einen Monat nach seinem Leinwanddebüt wurde der Film auch schon in Video-on-Demand-Portalen angeboten. Trotz des bunten Genre-Mixes erlangte er in seinem Heimatland eher mittelprächtige Kritiken. Dabei klingt die Mischung erst einmal vielversprechend: Historische Begebenheiten dienen dazu, einen Tatsachenbericht in einen fantastischen Rahmen zu zerren. Angereichert mit wilden Schwertkämpfen Marke Wuxia und einer Kreatur, wie sie aus dem Horror-Bereich stammen könnte, tun sich viele Möglichkeiten auf. Doch ganz auf das Offensichtliche will sich Regisseur Jong-ho schließlich auch nicht stürzen. Deswegen nimmt er sich viel Zeit, um die Grundsituation aufzubauen, und verharrt lange auf der politischen Ebene. Ist das Monster nun Taktik oder Fiktion? Als Zuschauer weiß man es natürlich besser, insofern drängt der Wunsch nach einer frühzeitigen Begegnung. Doch den Gefallen tut einem der Regisseur nicht und kostet erst einmal den historischen Zusammenhang möglichst lange aus. Immerhin könnte jenes “Monster” auch für den Menschen stehen, der andere für Eigenzwecke hintergeht und manipulierend einwirkt.
Lieber ein Ende mit Schrecken als…
Wenn die Handlung dann mal ins Rollen kommt, sollten vor allem Actionfreunde auf ihre Kosten kommen, während der Martial Arts-Teil hingegen kaum relevant ausfällt. Der hohe Blutzoll sollte angesichts des Filmtitels dann eher weniger verwunderlich sein. Dafür gibt es ordentlich choreografierte Kampfszenen, einen erträglichen CGI-Anteil und eine immer mitschwingende Brise Pathos, wenn der junge hübsche Held und die junge hübsche Heldin umherspringen. Die feudale Monsteraction nimmt sich nicht zu ernst, sondern ist immer für ein Späßchen zu haben, was Monstrum insgesamt zu einem ausgewogenen Filmerlebnis macht. Nicht dazu gehört das Ende des Films, welches stark in Richtung Geschmackssache geht. Südkoreanische Kritikerr bemängelten dies insbesondere, während es für alle anderen zumindest noch einen Überraschungseffekt beinhalten könnte.
Fazit
Monstrum lässt sich in einem Atemzug mit Produktionen wie Rampage: Big Meets Bigger und der Netflix-Serie Kingdom nennen. Action in besonders großer Dimension und selten erst zu nehmen. Ohne den historischen Anstrich würde die Geschichte auf einen Bierdeckel passen, weshalb die Entscheidung für das politische Geplänkel zu begrüßen ist, wenngleich diese einen Tick zu lang ausfällt. Schließlich gelingt es der Produktion nicht, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nett anzusehen mit wenig Substanz – und somit nur für Freunde des Genres bzw. des südkoreanischen Kinos zu empfehlen.
Leider scheint das koreanische Kino seit ein bis zwei Jahren etwas zu schwächeln. Wird langsam wieder Zeit für einen richtigen Hit.