Hellboy

Nicht alle Comicverfilmungen stammen aus dem Hause Marvel oder DC. 2004 setzte Guillermo del Toro (Shape of Water – Das Flüstern des Wassers) den Dark-Horse-Comic Hellboy von Mike Mignola filmisch um und ließ den etwas anderen Superhelden damit auf die Kinoleinwand los. Der gehörnte rote Teufel schlug sich wacker gegen Zauberer, Monster und Nazis, sodass 2008 mit Hellboy – Die goldene Armee ein zweiter Teil produziert wurde. Fans und vor allem Ron Perlman, der gerne in die Rolle des Hellboy schlüpfte, bettelten lange um einem dritten Teil. Doch Guillermo del Toro ließ die Beteiligte und Anhänger zappeln, um dann Anfang 2017 verlauten zu lassen, dass er keinen weiteren Teil drehen werde. Im September des gleichen Jahres gab es jedoch Grund zu Freude, denn die Dreharbeiten zu „Hellboy 3“ begannen. Jedoch handelt es sich bei dem Projekt um einen Reboot mit großen personellen Änderungen. Bevor 2019 der Teufel erneut sein Unwesen treiben wird, blicken wir noch einmal auf den ersten Teil.

    

1944 öffnen Nazis in Schottland mit der Hilfe des Magiers Grigori Rasputin (Karel Roden; Die Bourne Verschwörung ) durch ein okkultes Ritual ein Dimensionsportal, welches ihnen den Sieg im Zweiten Weltkrieg bringen soll. Doch eine kleine Sondereinheit der US-Streitkräfte, darunter der Paranormale Berater des Präsidenten Trevor „Broom“ Bruttenholm (John Hurt; Snowpiercer), greift in das Geschehen ein und sorgt dadurch, dass das Portal geschlossen wird und die feindlichen Truppen besiegt sind. Etwas ist jedoch von der anderen Seite herübergekommen: Ein kleiner rothäutiger Junge mit einer rechten Steinfaust. Broomt nimmt sich des Jungen an und noch am gleichen Tag bekommt das Findelkind den vielleicht nicht so günstigen Namen Hellboy.

60 Jahre später arbeitet der langsam alternde, katzenliebende Hellboy für das B.P.R.D. (Bureau for Paranormal Research and Defense; dt: das Amt zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen), einer geheimen Unterabteilung des FBI, und kämpft gegen Dämonen und andere dunkle Mächte. Seine Arbeit wird weitestgehend geheim gehalten, doch machen hin und wieder Fotos und Zeugenberichte die Runde — die wiederum jemanden zu einer Comicreihe inspiriert haben. Sein Vater Professor Broom ist davon nicht begeistert, doch hat er gerade andere Sorgen. Eine unheilbare Krankheit wird sein Leben bald beenden. Daher stellt er den jungen Agenten John Myers (Rupert Evans; Die Tore der Welt TV) ein, der in Zukunft ein Auge auf den aufmüpfigen Teufel haben soll. An einem abgelegenen Ort dieser Welt finden Ilsa (Biddy Hodson; Beginner’s Luck) und Karl Ruprecht Kroenen (Ladislav Beran; Mission: Impossible – Phantom Protokoll) einen Ritualplatz, an dem sie Grigori Rasputin wieder ins Leben zurückholen. Dieser plant mit Hilfe von Hellboy das Portal erneut zu öffnen, um die Apokalypse einzuleiten.

Einblick in die Welt der B.P.R.D

Originaltitel Hellboy
Jahr 2004
Land USA
Genre Action, Fantasy
Regisseur Guillermo del Toro
Cast „Red“ Hellboy : Ron Perlman
Trevor „Broom“ Bruttenholm: John Hurt
John Myers : Rupert Evans
Liz Sherman: Selma Blair
Abe Sapien: Doug Jones
Grigori Rasputin: Karel Roden
Tom Manning: Jeffrey Tambor
Corey Johnson: Agent Clay
Laufzeit 117 Minuten
FSK

Zwar beginnt Hellboy damit, wie der gleichnamige Titelheld in unsere Welt kommt, doch spart man sich die ersten Abenteuer des roten Teufels. Hellboy hat sich schon ein paar Lorbeeren verdient und besitzt ein Team, das die meiste Zeit auf ihn zählen kann. Um daher für den Zuschauer den Einstieg in die Welt so einfach wie möglich zu machen, gibt es die Figur John Myers, der neben all dem Übernatürlichen ein stinknormaler, teils auch eher langweiliger Mensch ist. So wie er in die Arbeitsabläufe von Hellboy — der von seinen Kollegen schlicht nur Red genannt wird —eingeführt wird, dürfen auch wir ihm bei allem über die Schulter schauen, und das macht eine Menge Spaß. Ähnlichkeiten zu dem Kultfilm Men in Black sind nicht zu übersehen. Auch dort kommt ein Neuling zu einer geheimen Behörde mit langer Geschichte und muss sich mit einem nicht so einfachen Partner herumschlagen. Nur ist hier das Spiel mit dem Alter umgedreht: Auch wenn Hellboy schon sehr alt aussieht, ist er gerade einmal Anfang 20. Daher benimmt er sich auch oft eher wie ein bockiger Teenager, was für einige humorvolle Szenen sorgt. Doch ist die Figur weit tiefsinniger, als vielleicht auf den ersten Blick vermutet. In der Menschenwelt wird er nie als normal angesehen gelten. Das spürt er immer und immer wieder, was ihm zusetzt. Als Beobachter können wir daher nicht anders, als Sympathien für den Außenseiter zu entwickeln. Ron Perlman, der in seiner Filmkarriere fast immer nur den bösen Buben gespielt hat, ist perfekt für die Rolle gewählt worden, denn man merkt ihm an, dass er hier seinen Spaß hat. Reds Gefährten fallen in dieselbe Sparte wie der Titelheld: Der Telepath Abe Sapien (Doug Jone; Star Trek: Discovery) ist ein Wassermann mit Kiemen, Schwimmhäuten und blauer Haut, welche ihm den Codenamen Blue eingebracht hat. Neben den beiden Männern lernen wir noch die pyrokinetisch begabte Liz (Selma Blair; Kath & Kim) kennen, die der Behörde den Rücke gekehrt hat, was Hellboy nicht hinnehmen möchte, da er in sie verliebt ist. Eine Lovestory ist ein typischer Handlungsbogen, doch wird diese hier sehr angenehm und herzerwärmend erzählt. Die Chemie zwischen Ron Perlman und Selma Blair stimmt einfach, weswegen der Zuschauer ihnen die innigen Dialoge und zärtlichen Blicke ohne weiteres abkauft.

Von Nazis, Monstern und Göttern

Nicht schon wieder böse Nazis! Das könnte der erste Gedanke sein, wenn klar wird, wer sich in den ersten Filmszenen als Bösewicht herauskristallisiert, doch ist das Feindbild hier passend gewählt. Da es tatsächlich innerhalb der SS eine Forschungsgemeinschaft gab, die sich auch mit dem Okkulten befasste, ist die Idee des hier gezeigten Projekts vielleicht gar nicht so abwegig. Außerdem spielt der Zweite Weltkrieg im weiteren Verlauf keine große Rolle mehr. Grigori Rasputin ist die treibende negative Kraft, dem leider aus filmischer Sicht die Show von Karl Ruprecht Kroenen gestohlen wird. Dieser hat bedeutend ausgefallenere Szenen, was neben dem optischen Aspekt vor allem an den ausgefeilten Krampfszenen liegt. Neben dem gruseligen Kämpfer ist es auch der Gott Samael, der Hellboy das Leben schwer macht. Dieses interessant designte Monster taucht mehrfach auf und verliert bei keiner Szene seinen Schrecken. Aus heutiger Sicht fällt extrem auf, dass in vielen Szenen mit einem Menschen im Kostüm gedreht wurde, doch ist das bei einem Film aus dem Jahr 2004 zu verkraften. Vor allem dann, wenn der Rest stimmig ist. Viele kleine Details zeigen, wieviel Liebe Guillermo del Toro und sein Team hier einfließen ließen. So ist zum Beispiel Hellboys dämonischer Schwanz immer in Bewegung und Karl Ruprecht Kroenen muss ständig sein Herz neu aufziehen.

„Es gibt Mächte, die uns herumschubsen wollen, Agent Myers. Das ist eine Tatsache! Und wir sind diejenigen, die zurückschubsen werden!“ (Trevor „Broom“ Bruttenholm, Zitat aus dem Film.)

 

Schwächelndes Finale

Während die Figuren sich in vielen Szenen entfalten dürfen und der Zuschauer so von ihrer Vergangenheit und aktuellen Problemen erfährt, baut sich die eigentliche Handlung bis zum letzten Drittel auch passend mit auf. Doch ist es gerade das Finale, das eher zu gehetzt daher kommt. Einige Gegner werden plötzlich mit Leichtigkeit besiegt und selbst der Kampf gegen das Endmonster ist ziemlich schnell vorbei. Grigori Rasputin geht total unter, was im Nachhinein dazu führt, dass er nicht in Erinnerung bleibt. Das Gleiche gilt für Agent Myers, der, bis auf ein paar Sätze, nichts zu tun hat. Ganz klar liegt hier das Augenmerk auf der letzten charakterlichen Hürde von Hellboy. Es muss auch ganz klar gesagt werden, dass die mit Abstand schönsten Szenen abseits des Schlachtfeldes zu finden sind.

In Hellboy sind viele verschiedene Elemente miteinander verbunden, die ich persönlich mag. Angefangen beim Okkultismus, der mit ordentlich Fantasy zusammengemischt wurde, um ein etwas anderes Superheldensetting zu schaffen, dann die Außenseiterfiguren, die so dermaßen sympathisch sind mit all ihren Macken, Problemen und Fähigkeiten, bis hin zu den spannend inszenierten Kampfszenen, die nicht nur wegen ihres Abwechslungsreichtums punkten, sondern auch wegen immer passenden Längen. Einzig das Finale ist etwas ernüchternd, weil mir einiges dort zu einfach oder zu schnell gelöst wird. Gerade das Duell gegen Kroenen hätte in meinen Augen ruhig noch ein paar Minuten länger sein können. Doch noch mehr finde ich, dass Grigori im Endeffekt nicht viel drauf hat, weil Hellboy so schnell mit ihm fertig wird. Von seinem inneren Gott möchte ich fast gar nicht reden, denn der war ist eine Lachnummer. Umso schöner sind die Szenen mit Hellboy! Ob er sich nun seine nachgewachsenen Hörne abreißt oder die romantischen Momente zwischen ihm und Liz. Da schlägt ein Fanherz.  Neben der passenden Handlung sind es für mich aber auch die optischen Reize, die mich begeistern können. Das Design von Hellboy spricht mich einfach an, denn hey – der hat einen Samuraihaarknoten. Und Blue, Samael und Kroenen sind interessant gehalten. Auch die Schauplätze kommen mit vielen kleinen Details daher. Die Bibliothek von Broom würde ich gerne einmal besuchen, denn er hat da wirklich viele Bücher stehen.

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Misato
Redakteur
9. Juni 2018 16:54

Ich liebe Hellboy. Wobei ich eigentlich genauer sagen muss, mir gefällt das B.P.R.D. mit Hellboy als Teil davon. Dieses HickHack um den möglichen dritten Teil ist aber zu viel für meine Nerven. Warum können wir nicht einfach regelmäßig schöne Dinge kriegen…

Muss übrigens zustimmen. Beim Finale vom Film klinke ich mich immer etwas aus. Das ging mir seinerzeit schon im Kino zu schnell und irgendwie vergesse ich den Teil immer. Das macht aber kaum etwas aus, weil der Weg bis dahin so klasse geraten ist. Die Charaktere sind sofort sympathisch und es geht weniger darum, was genau sie machen bzw bekämpfen, solange sie einfach miteinander interagieren.