Ghostland

Mit Martyrs erschuf der Franzose Pascal Laugier einen modernen Klassiker des Horrorfilms: Radikal und erbarmungslos. Sechs Jahre sind seit seinem letzten Film The Tall Man vergangen und Ghostland brachte bereits im Vorfeld viel Rummel mit: Die Darstellerin Taylor Hickson wurde bei einer Stuntszene so stark von Glassplittern im Gesicht verletzt, dass Narben sie für immer an den Dreh erinnern werden. Eine bizarre Analogie zum Filmposter, welches eine Frau mit einem sich über die Visage erstreckenden Riss darstellt. Doch fernab des Begleitrummels gilt: Mit je weniger Wissen man den Film sieht, desto besser.

  

Colleen (Mylène Farmer, den meisten als Sängerin bekannt) zieht mit ihren beiden Töchtern in das Haus der jüngst verstorbenen Tante. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher kaum sein: Beth (Crystal Reed, Gotham) ist ein echter Horrorfreak, liebt H.P. Lovecraft und versucht sich als Gruselautorin, um dort ihre wildesten Fantasien auszuleben. Vera (Anastasia Phillips) hingegen möchte lieber schnell erwachsen werden, beschäftigt sich mit den typischen Themen, die Mädchen in der Pubertät interessieren und belächelt ihre Schwester, die jenseits ihrer eigenen Geschichten ein Angsthase ist. Kaum ist die Familie im neuen Idyll eingezogen, statten zwei finstere Gestalten ihnen einen Besuch ab und versuchen, die Mädchen zu vergewaltigen. Nur dank Colleens Einsatz überlebt die Familie, doch Vera erleidet Langzeitfolgen. 16 Jahre später hat Beth ihren Traum verwirklicht und ist erfolgreiche Schriftstellerin geworden. Doch ihre Vergangenheit holt sie stärker ein als jede abgetippte Geschichte…

Ein Twist ohne Folgen

Originaltitel Ghostland
Jahr 2018
Land Kanada, Frankreich
Genre Horror
Regisseur Pascal Laugier
Cast Beth: Crystal Reed
Beth (jung): Emilia Jones
Vera: Anastasia Phillips
Vera (jung): Taylor Hickson
Pauline: Mylène Farmer
Laufzeit 91 Minuten
FSK

Auf dem Papier liest sich Ghostland zunächst einmal nach typischer Horrorkost. Doch Pascal Laugier hat sich viel Zeit genommen, um die Geschichte möglichst non-linear zu erzählen. Das geschieht nicht nur durch ein Wechselspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sondern auch eine dramatische Wendung, die den Erzählfluss kurzzeitig verändert. Doch so mitreißend dieser Twist auch ist, wirft er zwar die Geschichte in ein neues Licht, doch diese wird konsequent weitererzählt, sodass es bei einem bloßen Aha-Effekt bleibt. Selten kam ein Twist bodenständiger und nebensächlicher daher als in Ghostland. Ein Ass im Ärmel für die Handlung, die schnell an Tempo gewinnt.

Intensiv, aber flach

Figurenzeichnung gibt es nicht in Ghostland. Die drei Hauptfiguren zeichnen sich durch eine Facette aus und spielen diese bis zum bitteren Ende durch. Für das entstandene Katz- und Mausspiel ist das durchaus hilfreich, denn somit kann die Handlung durchgepeitscht werden, ohne sich an Störfaktoren wie Entwicklung aufzuhalten. Doch weder Vera, noch Beth oder Colleen wollen so richtig in Erinnerung bleiben, so austauschbar sind die drei. Die Schwerpunkte liegen auf der temporeichen Erzählung sowie der Gnadenlosigkeit, die sich in den richtigen Momenten breitmacht. Dadurch entsteht trotz des wenig erfrischenden Szenarios eine intensive Abhandlung brutaler Ereignisse. Jenseits dessen ist Ghostland erstaunlich klassisches Terrorkino.

Ich saß mit weit aufgerissenen Augen im Kino: Ghostland ist intensiv inszeniert und zeigt jedem Zuschauer, der innerlich “Das machen die nicht!” denkt, immer wieder den Mittelfinger. Soviel Schonungslosigkeit mit Überraschungsmomenten macht Spaß, doch insgesamt fehlen Ghostland Eigenschaften, die im Gedächtnis bleiben. Dafür sorgen weder die Charaktere, noch das Szenario. Selbst die überraschendste Wendung wird nicht weiter ausgeschlachtet, sondern schleicht sich auf leisen Sohlen wieder davon. Somit bleibt ein packender Horrorfilm ohne besonderen Wiedererkennungswert.

 

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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