The Soul Collector
“8” – ein derart knapper Filmtitel wirkt ebenso beliebig, wie er neugierig macht, was ein Produzententeam wohl zu solcher Simplizität veranlasst. Gleichzeitig ist auch bekannt, dass diese Zahl für den ewigen Kreislauf und somit die Unsterblichkeit steht. Deshalb kommt die Wahl des Titels nicht von ungefähr. Der Kapstädter Regisseur Harold Hölscher hat sich für seinen ersten Langfilm so einiges vorgenommen: Er lässt westlichen Grusel auf afrikanische Folklore treffen. Der in Südafrika lebende Regisseur kennt die Folklore schließlich aus eigener Erfahrung und wirft ganz neue Perspektiven ins Horror-Genre. Ursprünglich erschien der Film bereits Anfang 2020, kam im September 2021 allerdings noch einmal unter einem neuen Titel in den Handel: The Soul Collector.
William (Garth Breytenbach, Starship Troopers 3: Marauder) und Sarah Ziel (Inge Beckmann, Escape Room) beziehen mit ihrer Adoptivtochter Mary (Keita Luna) eine Farm in Südafrika. Die finanzielle Situation der Familie brachte Vater William dazu, das Erbe seines Vaters zu bewohnen. Bald lernt die Familie Lazarus (Tshamano Sebe, The Piano Player) kennen, der behauptet, einst im Dienste des verstorbenen Hausherren gestanden zu haben. Seine Naturverbundenheit beeindruckt Mary, die sich schnell mit ihm anfreundet. Noch ahnt niemand, dass seine Absichten ganz andere sind und er ein grausames Geheimnis mit sich herumträgt …
Entschleunigte Erzählweise vor geheimnisvoller Kulisse
Originaltitel | 8 |
Jahr | 2019 |
Land | Südafrika |
Genre | Horror, Drama |
Cast | Sarah: Inge Beckmann Lazarus: Tshamano Sebe William: Garth Breytenbach Mary: Keita Luna |
Regie | Harold Hölscher |
Laufzeit | 100 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 23. September 2021 |
The Soul Collector zehrt im Wesentlichen von der Präsenz von Tshamano Sebe. Der südafrikanische Schauspieler verleiht seiner Figur nicht nur eine geheimnisvolle Aura, sondern füllt sie mit Spiritualität und Leben. Der okkult anmutende Film baut ohnehin viel auf Atmosphäre: Die fremdartige Welt, die kryptische Kehlkopfmusik und unser westlicher Blickwinkel auf die Dinge verleihen dem Setting ganz viel Stimmung. Spätestens aber die beeindruckenden Naturaufnahmen ziehen in ihren Bann und erwecken die Kulisse zum Leben. Die Landschaftsaufnahmen vermitteln einen Eindruck von der Weite des Landes, der Menschenleere, aber auch den sozialen Verhältnissen. The Soul Collector nimmt sich Zeit, um immer wieder einmal kulturelle Aspekte einzustreuen.
Starke Kameraarbeit trotz geringen Budgets
Wo durch den geheimnisvollen Hauptcharakter Lazarus und durch die stimmungsvollen Kulissen perfekte Rahmenbedingungen für ein authentisches Feeling aufgebaut werden, enttäuscht die Bearbeitung der digitalen Effekte umso stärker. Diese verraten nur allzu deutlich, dass der Film kein riesiges Budet besaß, und wirken alles andere als modern. Um nicht zu sagen: Regelrecht aus der Zeit gefallen. Nur die gelungene Kameraführung kann dazu beitragen, dass die Produktionswerte nicht völlig zur Nebensächlichkeit werden. Auch in der Schnittarbeit lässt sich erahnen, was aus dem ursprünglichen Material alles hätte herausgeholt werden können.
Besser im Mystery-Genre aufgehoben
Inhaltlich gelingt dem Drehbuch ein dicht erzählter Einstieg, danach tritt die Handlung erst einmal auf der Stelle. Sobald das Geheimnis um Lazard gelüftet ist, hat der Regisseur und Drehbuchautor Hölscher kein Ass mehr im Ärmel und der afrikanische Okkultist entpuppt sich oberflächlicher Natur. Neben Tshamano Sebe kann noch die junge Keita Luna ihr Talent unter Beweis stellen. Ihr Charakter Mary ist eine feinfühlige Seele, die im Zusammenspiel mit Lazarus aufblüht. Bei den beiden stimmt einfach die Chemie. Inge Beckmann und Garth Breytenbach mimen hingegen austauschbare Persönlichkeiten, die sich abwechselnd in Ver- und Misstrauen gegenüber der Situation verlieren. So wirklich einnehmende Gefahr ist zu keinem Zeitpunkt spürbar, dafür ist The Soul Collector einfach viel zu zahm.
Fazit
Auf den ersten Blick zieht der Exoten-Bonus vollkommen: So schnell lässt sich The Soul Collector mit keinem anderen Film vergleichen. Auf den zweiten Blick entpuppt sich eine unspektakuläre Geschichte, welche nicht minder unaufgeregt erzählt wird. The Soul Collector ist selbst innerhalb seines Genres ein Nischenprodukt: Man muss schon Horror mit mythologischem Hintergrund lieben, um Begeisterung für diese Produktion zu entwickeln. Sonst bleibt es bei einer exotischen Produktion, die inhaltlich auf der Strecke bleibt und nur durch ihre Herkunft glänzt. Den meisten Horror-Fans wird hier zu wenig los sein, aufgeschlossene Okkult-Gruselfans können einen Blick riskieren.
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Veröffentlichung: 23. September 2021