Viel Lärm um Deadpool
Seit 2016 metzelt sich Deadpool, der Söldner mit der großen Klappe auch auf der Kinoleinwand und auf dem heimischen Fernseher durch Feindesscharen und ist dabei so beliebt wie nie zuvor. Ein Teil der Faszination hängt sicherlich damit zusammen, dass der etwas andere Superheld mit den rotzfrechen Sprüchen überall funktioniert, sei es zwischen all den anderen Superhelden, als Einzelkämpfer oder eben auch, wenn man ihn in fremde Welten katapultiert. Zum Beispiel in einen skurril witzigen Shakespeare-Aufwasch wie bei Viel Lärm um Deadpool, das 2017 bei Panini Comics erschien. Ja, ihr habt richtig gelesen, es geht um Shakespeare. William Shakespeare.
Mit einem harten Aufprall landet der Lieblingssöldner des Marvel-Universums auf fruchtbarem Dramenboden. Und dieser bildet ein spektakuläres Gemisch aus verschiedensten Werken Shakespeares. Obwohl der Titel Viel Lärm um Deadpool heißt, so veranstaltet unser Held diesen lieber und lässt die verfeindeten Gruppen Radau machen. Als Spielfigur will er sich nicht missbrauchen lassen und nur nach Hause, doch sobald er seine Heimat erwähnt, wenden sich alle von ihm ab … Deadpool muss einen Weg aus dieser Situation suchen und schreckt dabei nicht einmal vor Bildung zurück!
Deadpool in fünf Akten
Ganz im Stile der shakespearischen Wurzeln ist dieses Abenteuer in fünf Akte unterteilt und folgt dabei mehr oder weniger den klassischen Strukturen. Eingeleitet wird dieses mit einem Plakat, dass direkt mit einer Anspielung auf Deadpools Superheldenheimat: “Ihrer MAJESTÄT marvelöseste Manufaktur für Bildergeschichten […]” Von Anfang an fügt er sich in seine Rolle als Drama-Figur, ist jedoch extrem von seiner Sprache irritiert, Schweigen fällt seiner großen Klappe jedoch schwer: William Shakespeare selbst erklärt ihm, dass er in seinem Stück ist und im Blankvers spricht. Es wäre nicht Deadpool, wenn er den Erschaffer nicht direkt tötet, doch auch dies hilft ihm nicht dabei, wieder normal zu sprechen und so macht sich der Söldner auf die Suche nach einem Ausweg.
Der König ist tot, es sterbe der König!
Originaltitel | Much Ado About Deadpool |
Jahr | 2017 |
Land | Deutschland |
Genre | Action, Tragödie |
Autor | Ian Doescher |
Zeichner | Bruno Olivieira |
Verlag | Panini Comics |
Gleich zu Beginn begegnet Deadpool einem Geist, der behauptet, sein Vater zu sein (Achtung, geniale Star Wars-Anspielung bei 1, 2, 3 …) und ihm den Schwur zur Rache abnimmt. Sträubt sich Deadpool zu Beginn noch (woher kommt all die Verwandtschaft, die er plötzlich haben soll?), lässt sich aber mit der Aufsicht auf sein eigenes Königreich und der Möglichkeit, Rache zu üben, zum Mord am Verräterkönig verleiten. Mittlerweile beginnt der Söldner, gefallen an der Welt zu finden, schließlich schmeichelt ihm die Strumpfhose im Gemächt und die Aussicht, durch des Königs Tod wieder nach Hause zu können, motiviert ihn ungemein, sich auf die Reise durch Viel Lärm um Deadpool zu machen.
Schlagkräftige Maiden und die Erkenntnis, dass Bildung helfen kann
Schnell wird Deadpool klar, dass er sich zwar nicht an viele Details zu Shakespeares Werken erinnern kann, sich aber niemand seiner Rolle gemäß benimmt. Und schon gar nicht ein Drama reicht, schnell kommt zu König Lear noch Romeo und Julia und Macbeth, doch selbst damit ist nicht Schluss. Dem Helden, dem Sprüche zu Star Wars, Charles Dickens und natürlich Spider-Man in den Mund gelegt werden, bleibt keine Wahl: Er muss in die Bibliothek und recherchieren, wie er diese Misere auflösen kann.
Der Zusammenhang zwischen Star Wars und Deadpool
Referenzen zu Franchises wie Star Wars oder Star Trek einzubringen, liegt dem Söldner mit der großen Klappe nicht fern, bei Viel Lärm um Deadpool gibt es aber eine interessante Hintergrundgeschichte: Der Autor des Comics, Ian Doescher ist dafür bekannt, die Star Wars-Trilogien als Shakespeare-Stücke umgeschrieben zu haben. Auf deutsch ist die erste Trilogie (Episode IV-VI) ebenfalls im Panini-Verlag erschienen. Viel Lärm um Deadpool ist Doeschers erster selbst verfasster Plot und Comic, vollgepumpt mit Zitaten, Anspielungen an verschiedene Werke Shakespeares oder anderer großen Künstler. Damit Deadpools Aussage, dass man in Comics noch etwas lernen kann, nicht wie Schall und Rauch klingt, wurde ein großzügiger Anhang beigefügt, bei dem man über die erwähnten Werke und Anspielungen allerlei nachlesen kann. Bruno Oliveiras (Fallout von D.C. Walker) Zeichenstil fängt den Söldner gekonnt ein und schafft es wunderbar, die verrückten Einfälle Doeschers umzusetzen.
Ich gebe zu: Auch ich bin erst seit dem Erfolg des Deadpool-Films Fan der Figur. Seitdem erfreue ich mich aber regelmäßig an den Comics und schnappe mir vor allem diejenigen, die außergewöhnlich sind. Da man mich mit Literatur immer neugierig machen kann, musste ich bei Viel Lärm um Deadpool nicht lange überlegen, ob ich mir den Einzelband zulege oder nicht. Zu meiner Freude war dieser auch ein reines (Lese)Fest und ich habe auf jeder Seite lachen oder wenigstens schmunzeln müssen. Ian Doescher hat es geschafft, sein ganzes Nerdwissen um Shakespeare in ein typisches Deadpool-Abenteuer zu verpacken und bleibt dabei Sprache und dem Aufbau in fünf Akten treu. Die Zusatzinformationen und das Interview am Ende der Geschichte bieten einen interessanten Mehrwert und lassen sich gut lesen – und bilden oder frischen einfach bekanntes Wissen auf!
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