Game over – You’re Lost

Der Papierverzierer Verlag ist vor allem aufgrund seines vielfältigen Fantasyprogramms mit Titeln wie Rodinia oder Wolfswille bekannt. 2018 wagt er sich verstärkt auf den Thrillermarkt. Auch das neue Werk Game over – You’re Lost von Stefanie Mühlsteph gehört in diese Kategorie. Doch die phantastischen Elemente kommen nicht zu kurz, denn die Protagonistin Etta verfängt sich schnell in einem eSport-Kampf voller Elemente der japanischen Mythologie, der sie und die Menschen die sie liebt zerstören könnte.

    

Etta liebt es zu laufen. Sie ist darin so gut, dass ihr Traum von einem Stipendium in den USA in greifbare Nähe rückt. Beim Laufen kann sie alles vergessen: Die Sticheleien ihrer Teamkameradin und wie sehr ihre Eltern ihren kleinen Bruder bevorzugen. Sie gibt immer ihr Bestes, um ihr Ziel zu erreichen. Finn hat als Nerd mehr Probleme als man mit ADHS begründen kann und in letzter Zeit benimmt er sich noch seltsamer als sonst. Also bitten Ettas Eltern sie, ihren Bruder auszuspionieren. Trotz des Gefühls von Verrat loggt sie sich bald das erste Mal in Bishamonten ein, dem Spiel, das Finns Aufmerksamkeit fesselt. Bald schon ist ihr Ehrgeiz in doppelter Sicht geweckt und sie bringt sich an ihre Grenzen.

All in!

Originaltitel Game Over – You’re Lost
Ursprungsland Deutschland
Jahr 2018
Typ Roman
Bände 1
Genre Thriller
Autorin S. Mühlsteph
Verlag Papierverzierer Verlag

In Game Over – You’re Lost kann Etta nichts davon abhalten, ihren Traum zu verfolgen – außer die Sorge um ihren kleinen Bruder. Denn obwohl sie ihren Eltern gegenüber regelmäßig Wut verspürt, weil diese sich nur um Finn sorgen, sind sie ein Team. Sie respektieren die Privatsphäre des anderen, aber die ständige Abwesenheit von Mutter und Vater schweißen sie zusammen. Bis Etta heimlich in Erfahrung bringt, auf welchem Server sich Finn in Bishamonten herumtreibt und selbst einen Account anlegt. Bald will sie unbedingt in den Clan ihres Bruders und herausfinden, ob ihn jemand negativ beeinflusst. Ihre finanziellen Ressourcen schwinden und auch Schlaf ist schnell Mangelware. Um im Spiel und im realen Leben weiterhin Bestleistungen zu erreichen ist sie im Laufe der Geschichte versucht, mithilfe von aufputschenden Substanzen Energiereserven anzuzapfen. Doch auch diese sind endlich und nicht jeder möchte das Beste für Etta …

Familie sind diejenigen, die sich um einen kümmern

Ihre eigenen Eltern ignorieren Etta. Auch wenn ihr bewusst ist, dass sie darauf vertrauen, dass Etta zurecht kommt, verletzt sie das. Jeder braucht einmal eine Umarmung oder ein freundliches Wort. Ihre guten Leistungen sind so konstant, dass sie dafür nicht einmal ein Lob bekommt. Das Sorgenkind Finn steht immer im Vordergrund. Vor allem, nachdem er seinen Beitrag von Jugend forscht unerwartet zurückgezogen hat. In Bishamonten erlebt Etta als Zocker-Neuling einige Rückschläge … findet aber auch eine zweite Familie. Denn diese fremden Menschen im Internet sind für sie da und bauen sie auf. Im Verlauf der Handlung erfährt der beste Freund von Finn durch Zufall, dass Etta sich im Spiel in Finns Nähe gezockt hat. Schon lange in sie verliebt ist er der Einzige in Ettas realem Leben, der die Wahrheit kennt und gegenüber dem sie sich öffnen kann.  Auch aus diesem Grund fällt es ihr so schwer, die Finger von dem Spiel zu lassen und selbst auf Finn zuzugehen. Der sportliche Anreiz zu gewinnen und sich innerhalb eines (elektronischen) Wettbewerbs zu beweisen tut sein übriges.

Help, please

Game Over – You’re Lost bietet einen interessanten Einstieg in das Thema eSport. Zocken ist die Leidenschaft vieler Menschen und in ihrem Roman zeigt die Autorin auch die Schattenseiten, die zutage kommen, wenn aus einem Spiel Ernst wird. Die Gefahren sind real und Stefanie Mühlsteph schafft es, ihre Leser zum Überdenken ihres eigenen Konsumverhaltens anzuregen. Einziges Manko: Wer sich nicht mit japanischer Mythologie auskennt, könnte sich schnell ein wenig verloren fühlen. Einige der Wesen, die sie in ihr fiktives Spiel Bishamonten einbaut, werden zwar erklärt, aber ein paar Worte mehr würden helfen. Da ist die Rede von Yokais, Kitsune, Yuki Onnas und noch vielen mehr. Ein Glossar mit einer Übersicht der erwähnten Spielfiguren, aber auch einiger Gamingbegriffe wäre hier hilfreich gewesen. An einigen Stellen schlüpfen wir in die Perspektive von Ettas Spielfigur, die in diesen Situationen lebendiger wirkt als es ein Datenkonstrukt tun dürfte.

Zu Beginn der Geschichte habe ich ein paar Probleme gehabt, in die Handlung hineinzukommen. Der Stil wirkt leicht distanziert, was aber auch an der Figur Ettas liegen könnte. Sie ist sehr zielstrebig und nicht besonders gut darin, Gefühle zu zeigen. Doch nach und nach habe ich zusammen mit der Hauptfigur das Spiel entdecken können und Gefallen an der Welt gefunden. Die Probleme, denen Etta gegenübersteht, sind gut eingebaut, das Tempo zieht auf eine realistische Weise an und einige Figuren, wie zum Beispiel Tabeo habe ich in mein Herz geschlossen. Ich habe das Glück, mich selbst für die japanische Mythologie zu interessieren, was mir in den Spielszenen geholfen hat. Dennoch habe ich mich oft gewundert, wie viel Ettas Figur kann. Sie kann sich über die Stirn wischen, andere direkt ansehen, außergewöhnliche Taktiken anwenden. Die Wahrnehmung der Protagonistin dem Spiel gegenüber hat hier viel Einfluss genommen und ich musste mich erst daran gewöhnen. Game Over – You’re Lost ist ein spannendes Leseerlebnis, welches zum Nachdenken anregt und in mir den Wunsch weckt, die anderen ungelesenen Werke der Autorin zur Hand zu nehmen.

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MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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