Das Geheimnis von Marrowbone
Mit seinem ersten Drehbuch Das Waisenhaus heimste Sergio G. Sánchez viele Lorbeeren ein. Zehn Jahre nach seinem Debüt nimmt der Spanier auf dem Regiestuhl Platz, um mit Das Geheimnis von Marrowbone seinen ersten englischen Film abzudrehen. Nicht nur dem Genre, sondern auch dem Thema Familie bleibt er treu. Im Zentrum seines Films steht ein Familiendrama, welches immer wieder von Psycho-Horror überschattet wird. Nach seiner Deutschland-Premiere auf dem Fantasy Filmfest 2018 kommt der Film am 26. Oktober 2018 in den Handel.
Amerika, Ende der 1960er Jahre. Die Mutter Rose (Nicola Harrison, Misfits) ist mit ihren vier Kindern auf der Flucht vor ihrem gewalttägigen Ehemann. Sie und ihre Kinder Jack (George MacKay, Pride), Jane (Mia Goth, A Cure for Wellness), Billy (Charlie Heaton, Stranger Things) und Sam (Matthew Stagg, Krieg und Frieden) treibt es von der Stadt aufs Land. Die Familie findet Unterschlupf auf einem alten Anwesen und nimmt ganz nach ihrem neuen Domizil den Namen Marrowbone an. Eines Tages stirbt Rose plötzlich und die Kinder sind auf sich gestellt. Die Geschwister versuchen den Tod der Mutter als Geheimnis zu wahren um nicht im Kinderheim zu enden. Jack sucht und findet Ablenkung in der Bibliothekarin Allie (Anya Taylor-Joy, Das Morgan Projekt). Das bekommt auch der Anwalt Tom (Kyle Soller, The Keeping Room) mit, der eigentlich noch mit Rose zu tun hat. Doch nicht nur von außen droht ungewollter Besuch. Auch in den Wänden des Hauses scheint etwas zu lauern…
Echtes Drama, bedachter Horror
Originaltitel | Marrowbone |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Genre | Drama, Horror |
Regisseur | Sergio S. Sánchez |
Cast | Jack: George MacKay Allie: Anya Taylor-Joy Billy: Charlie Heaton Jane: Mia Goth Sam: Matthew Stagg Rose: Nicola Harrison Tom: Kyle Soller |
Laufzeit | 110 Minuten |
FSK |
Von einer Sache kann sich Marrowbone (so der Titel im Original) frei schreiben: Die Familie wird hier nicht als Mittel zum Zweck eingesetzt, um ein paar billige Horroreffekte loszulassen. Die Geschichte ist durch und durch ein waschechtes Drama. Ähnlich wie in Our House dient der Tod des Elternteils als Aufhänger, um Kinder in einer Trauerphase mit dem Bösen zu konfrontieren. Doch das Böse besitzt hier gleich zwei Facetten und eine davon trägt dank Tom gleich einen Namen. Ähnlich emotional geht es auch hier zu. Die Geschichte um die Waisen in einer neuen Situation trägt allerdings jede Menge Traurigkeit mit sich herum. Dementsprechend setzt Sánchez seine Horror-Effekte nicht plakativ ein, sondern wohldosiert. Der Zuschauer soll nicht den Eindruck bekommen, als sei die dichte Stimmung nur dazu da, um jetzt auf die Gruselklaviatur zu hauen.
Starker Cast, stilsichere Inszenierung
Besonders positiv tut sich der junge Cast hervor. Vor allem Anya Taylor-Joy, die sich mit The Witch, Das Morgan-Projekt und Split bereits im Horror-Sektor auskennt, gibt eine gute Figur als Allie ab. George MacKay hat als Familienältester ohnehin eine große Bürde zu tragen, dementsprechend groß ist auch seine Präsenz. Die jungen Darsteller agieren stimmig als eine Familie und transportieren auch die Trauerphase glaubhaft. Eine weitere Besonderheit, auf die sich die Geschwister einstellen müssen: Es steht nicht zur Frage, ob es in dem Haus spukt. Diesen Umstand müssen sie bereits als gegeben hinnehmen und die einzige Frage richtet sich nach dem Umgang mit dem unerwünschten Mitbewohner. Die entsprechende Atmosphäre wird durch den alten Bau gestützt, der viele Lichtspiele zulässt und bei dem das Holz bereits beim bloßen Anblick knarzt.
Familiengeschichte im Schnelldurchlauf
Zeit zum Hinterfragen bleibt wenig. Die Story ist straff erzählt und da sich die Präsenz der Kinder beinahe gleichmäßig verteilt, gibt es über jeden genug zu erzählen. Die 110 Minuten vergehen schnell, sofern man mit der ruhigen Grundsituation, die sich auch mit dem Stand der Familie in der Gesellschaft befasst, klar kommt. Selbst in den Schreckmomenten dreht Marrowbone nicht auf oder hat es nötig, Jump-Scares abzuliefern. Mancher Zuschauer wird darauf vermutlich nicht eingestellt sein. Aus dem Grund liefert der Film auch einen Rewatch-Wert, schließlich kann man sich dann vollkommen auf das Drama besinnen.
Das Geheimnis von Marrowbone ist weit davon entfernt, ein Schocker zu sein. Und das ist gut so, denn die Handlung würde ohne übernatürliche Komponente genauso funktionieren. Die schauspielerischen Qualitäten tragen die Geschichte auch so. Trotzdem besitzt der Film viele spannende Momente sowie eine stimmige Auflösung und ist sowohl auf Drama- als auch Horror-Ebene ein gelungener Vertreter. Erfahrene Horror-Fans müssen ihre Erwartungen zurückstecken, denn gruselig ist hier allenfalls die Atmosphäre.
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