Neues vom US-Comicmarkt – Teil 1 (August 2018)

In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten. 

The Magic Order #3

Regan und Cordelia machen Jagd auf Rufus, um mehr über Madame Albany und ihren geheimnisvollen Unterstützer zu erfahren. Doch viel bekommen die beiden nicht aus ihm heraus und killen ihn schließlich. Derweil wird Gabriel Moonstone von schweren Vorwürfen geplagt. Seine eigene Magie sorgte dafür, dass seine Tochter Rosetta einst ums Leben kam, als sie ihren Freundinnen mehr über ihre begabten Eltern zeigen wollte. In der Zwischenzeit vergnügt sich Lady Albany mit dem äußerst flexiblen Cornwall, der genau die visuelle Gestalt anzunehmen weiß, die Lady Albany antörnt. Leonards Zaubershow “Moonstone the Magnificient” wird von einem Mann mit venezianischer Maske unterbrochen. Dieser fackelt nicht lange und macht kurzen Prozess mit dem Oberhaupt der Moonstones.

Das reißerische Cover hat im Endeffekt wenig mit dem dritten Kapitel zu tun, deutet aber eine gewisse Guilty Pleasure-Szene an, die in diesem Band eher beiläufig geschieht. Für Lady Albany scheinen Lust und Sünde kaum trennbar zu sein und so vergnügt sie sich in ihrem Sadomaso-Outfit. Insgesamt erfährt man mehr über die Moonstones. Etwa, wie Gabriels Vergangenheit an ihm nagt, aber auch, dass er einen anderen Standpunkt in der Familie hat als Cordelia und Regan. Er ist der Hoffnungsträger für Leonard. Kaum sind diese Worte ausgesprochen, wird auch schon Leonards Tod eingeläutet. Eine erstaunlich brutale Szene (sein Arm wird abgetrennt), die wieder einmal beweist, dass Lady Albany und ihr Assassin grausam sind. Die einzige Information, die Rufus liefern kann, ist, dass es sich hierbei um einen völlig neuen Gegner handelt.


Superman (2018) #2

Die Erde ist in der Phantomzone gefangen und Superman muss sich erstmal einen Überblick verschaffen, was das bedeutet. Dank der telepathischen Fähigkeiten des Martian Manhunter kann die Justice League sich wenigstens gedanklich kurzschließen. Da kommen eine Menge Fragen auf: Wer hat das getan und vor allem wie/warum? Wie lange kann die Erde hier überhaupt bestehen? Was für Gefahren lauern und wer soll sie noch abwenden? Ohne die Strahlung der gelben Sonne werden auch Supermans Kräfte schwinden, während seine menschlichen Kollegen bereits erste Nebenwirkungen zu spüren bekommen. Und dann ist da noch Rogol Zaar, den Supergirl doch nur besiegen konnte, weil sie ihn in die Phantomzone verbannte. Der hat noch eine frische Rechnung mit den Kryptoniern auf der Erde offen.

Zu Beginn des Heftes gibt es erneut eine kurze Montage, in der Superman viele gute Taten vollbringt. Unterlegt mit Gedanken an eine Unterhaltung mit Green Arrow. Und diese Momente sind perfekt, denn hier fängt Bendis den Geist von Superman ein. Es geht darum, dass er nicht nur das Leid von Menschen sieht, sondern mitbekommt, wie oft Menschen anderen in Notsituationen helfen. Statt an die Dinge zu denken, in denen er in letzter Sekunde etwas beisteuert, fokussiert er sich darauf, wie oft er eben nicht gebraucht wird. Denn jeden Tag sind Menschen zur Stelle, um Gutes zu tun und das gibt dem Mann aus Stahl Hoffnung. Dieses positive mit wenigen Zeilen ist ein so wichtiges Kernelement, das ich persönlich besonders in den letzten Verfilmungen vermisst habe und das so oft als kitschige Schwäche abgetan wird. Aber genau das ist der Superman, den ich am meisten schätze. Zutiefst menschlich. Der Rest des Heftes ist allerdings sehr überschaubar. Die Gedanken über die Phantomzone als Mülltonne Kryptons, in der die schlimmsten Alpträume hausen ist nett. Und um Rogol Zaar als Bedrohung zu verdeutlichen, darf er den Nuclear Man pulverisieren. Der Abschnitt schient vor allem bestätigen zu wollen, dass die Erde auch wirklich in der Phantomzone ist. Denn ansonsten würde ich das ein wenig bezweifeln und eher vermuten, dass jemand mit Supermans Verstand spielt. Besonders der Flash verhält sich merkwürdig und wie eine absurde Mischung aus Barry und Wally. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Dabei gefallen mir die Zeichnungen von Ivan Reis mehr und mehr, da sie die Epik des Moments gut vermitteln.


Outpost Zero #2

Der Sturm ist vorbei, doch nicht alle haben ihn überlebt. Kurz nach Ende des Notstandes müssen die Bewohner in Outpost Zero einen ihrer Mitbürger beerdigen. Dabei können sie sich nicht einmal von einem Körper verabschieden, sondern müssen mit dem Bild Stevens vorlieb nehmen. Nachdem das erste Kapitel mit dessen Verlassens der Kuppel endete und man bereits wusste, dass er das nicht überleben wird, sind die Hinterbliebenden mit der Frage nach dem Warum konfrontiert. Vor allem Stevens beste Freundin Alea kämpft mit ihren Gedanken und Erinnerungen an Steven und versucht, mit ihren widersprüchlichen Gefühlen klar zu kommen. Derweil wird Sam, der Sohn der Leiterin des Außenpostens hart in die Mangel genommen. Auch er ringt mit dem Verlust von Steven, war dieser doch der Einzige, der ihn als Mensch und nicht als Mobbingopfer sah. Und er ist derjenige, der Steven zuletzt sah …

Im Nachwort vom ersten Kapitel ist bereits gesagt worden, dass das Ende dessen auch das Ende der Unbeschwertheit der Jugendlichen in Outpost Zero ist. Das merkt man diesem Teil auch stark an, denn es gibt keine Scherze zwischen den Figuren, nur die Erinnerungen von Lyss lockern die Geschichte ein wenig auf, denn sie schafft es, sich an die guten Zeiten zu erinnern und sie ohne die Frage nach dem Warum wertzuschätzen. Auf der Suche nach Antworten durchlebt nicht nur die Protagonistin Alea eine Achterbahn der Gefühle und die Manipulationen Mitchells tragen langsam Früchte, was Alexandre Tefenkgi erneut wunderbar mit seinen Zeichnungen einfängt. Er ist es auch, der am Ende zu Wort kommen darf und seine Sicht auf das Werk Outpost Zero zeigt: Dass es nicht nur um die Kolonisierung neuer, fremder Planeten geht, sondern auch darum, wie man als Individuum mit ganz eigenen Zielen und Wünschen für die Zukunft zusammen mit anderen ein gemeinsames Ziel verfolgt. Ob nicht spätestens mit Stevens Tod die Gemeinschaft zu bröckeln beginnt, werden wir in den folgenden Kapiteln lesen. Die Hoffnung, dass es die Figuren schaffen werden, ist bereits nach zwei Veröffentlichungen zu ihrem Leben fest im Leser verankert.

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