Tsubasa Chronicle (Staffel 1)
Wenn ihr wüsstet, dass andere Welten existieren, würdet ihr eure eigene freiwillig verlassen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Shaolan, Sakura, Kurogane und Fye in Tsubasa Chronicle. Basierend auf dem 28-bändigen Manga Tsubasa – Reservoir Chronicle des Zeichenquartetts CLAMP produzierte Studio Bee Train 2005 unter der Regie von Koichi Mashimo (.hack//SIGN) eine Anime-Umsetzung. Diese wurde von KAZÉ Anime 2006 erstmals auf DVD in Deutschland veröffentlicht. Wie der Publisher bekanntgab, wird es ab Juli 2020 für jede Staffel eine Komplettbox und erstmals eine Veröffentlichung auf Blu-ray geben. Die vier Hauptcharaktere erkunden die verschiedensten Orte, lernen beeindruckende Menschen und Wesen kennen, springen von einer Welt in die nächste. Und warum? Die Antwort ist ganz einfach: Alle besitzen einen sehnlichen Wunsch, den sie sich erfüllen möchten und aus diesem Grund nehmen sie einen beschwerlichen Weg auf sich, der Gefahren mit sich bringt.
Sakura, Prinzessin des Wüstenkönigreichs Clow, und Shaolan, Sohn eines Archäologen, kennen sich seit ihrer Kindheit. Leider verbringen sie nur wenig Zeit miteinander, da Shaolan das Werk seines verstorbenen Vaters fortsetzt und die Ruinen vor den Stadttoren erforscht. Als Sakura Shaolan sagen möchte, was sie für ihn empfindet, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Sie hört einen seltsamen Ton, befindet sich plötzlich im Inneren der Ruine und aus ihrem Rücken wachsen Flügel, die sich kurze Zeit später in Federn auflösen. Sakura wird bewusstlos. Der Hohepriester Yukito offenbart Shaolan, dass es sich bei den Federn um die Erinnerungssplitter der Prinzessin handelt und schickt die beiden in eine andere Welt zur Hexe der Dimensionen, Yuuko. Sie erklärt Shaolan, dass seine Aufgabe darin bestehe, durch die verschiedensten Welten zu reisen, um dort die Federn von Sakura zu finden, ansonsten werde sie sterben. Begleitet werden die beiden von dem Samurai Kurogane, der aus seiner Heimat verbannt wurde, und dem geheimnisvolle Magier Fye de Flourite, der aus seiner Heimat geflohen ist. Das kleine weiße Geschöpf Mokona Modoki öffnet der Gruppe den Weg in die anderen Welten. Allerdings verlangt Yuuko von den Dreien einen entsprechenden Gegenwert: Das Wertvollste, was sie besitzen.
Beziehung und Standesunterschiede
Originaltitel | Tsubasa RESERVoir CHRoNiCLE |
Jahr | 2005 |
Episoden | 26 in Staffel 1 |
Genre | Fantasy, Abenteuer |
Regie | Kouichi Mashimo |
Studio | Bee Train |
Tsubasa Chronicle ist in erster Linie die Geschichte von Sakura und Shaolan. Wir steigen mitten in ihren Alltag ein, beobachten das Leben eines Archäologen und das Dasein einer Prinzessin, die von allen geehrt wird und einfach nur einen Kindheitsfreund sehen möchte. Sakura kann sich nur schwer beherrschen, wodurch man bereits bei der ersten Begegnung merkt, was sie für Shaolan empfindet. Diesen hingegen beschäftigt der Standesunterschied sehr. So spricht er sie förmlich mit „Prinzessin“ an, was Sakura gar nicht gebrauchen kann. Ihr großer Bruder und König des Landes, Touya, scheint von der Beziehung zu einem einfachen Archäologen nicht gerade begeistert zu sein. Vom Priester und gleichzeitig seinem Kindheitsfreund Yukito, erfährt Touya, dass die beiden vom Schicksal füreinander bestimmt sind. Außerdem ist vorhergesagt, dass ihr gemeinsamer Weg sehr schwer werden wird, was sich bereits am Ende der ersten Folge durch die Erinnerungssplitter der Prinzessin bewahrheitet. Doch keiner hätte damit gerechnet, was dieses Ereignis für die Beziehung der beiden bedeutet.
Krieger, Magier, Kuscheltier
Komplettiert wird die Reisegruppe durch zwei vollkommen unterschiedliche Männer. Der Samurai Kurogane ist alles zu tun bereit, um die Befehle seiner Prinzessin Tomoyo zu erfüllen. Dabei neigt er dazu, übers Ziel hinauszuschießen und schreckt nicht davor zurück, zu töten. Aus diesem Grund verbannt ihn Tomoyo aus seiner Heimat. Sie hofft, dass Kurogane die Fehler seines bisherigen Lebens erkennt. Sein Gegenstück bildet der mächtige Zauberer Fye, der aus seiner Welt geflohen ist und nie wieder dorthin zurückkehren möchte. Was ihn dazu trieb, sein Land Ceres zu verlassen, bleibt zum Leidwesen der Zuschauer im Dunkeln. Gesellschaft bekommen die vier von einem kleinen weißen kuschligen Wesen namens Mokona Modoki. Dieses hat die Fähigkeit, Portale in andere Welten zu öffnen sowie Kontakt zu Yuuko aufzunehmen. Unterschiedlicher könnten die Charaktere nicht sein und nun liegt ein sehr langer Weg vor ihnen. Doch um diesen zu bestreiten, müssen sie erst einmal ein Team werden. Zu Beginn scheint dies etwas schwierig zu sein, da vor allem Kurogane sich als Einzelkämpfer mit Teamwork schwer tut. Dazu kommt Mokona, das mit einer quietschigen Stimme und Neckereien nicht nur Kuroganes Nerven strapaziert.
Das Leben fordert seinen Preis
Jeder besitzt einen Wunsch. Auch wenn sie aus unterschiedlichen Gründen in andere Welten möchten, ist der Weg dorthin derselbe. Doch das Ganze ist nicht billig. Yuuko, die Hexe der Dimensionen, legt keinen Wert auf Geld, sondern verlangt einen entsprechenden Gegenwert. In Kuroganes Fall ist dies ein Schwert, welches für ihn besonders wertvoll ist, da es ein Andenken an seinen Vater ist. Und was ist ein Samurai ohne Schwert? Fyes Opfer bildet seine kostbare Tätowierung auf dem Rücken. Dieses Zeichen ist die Quelle seiner Magie, mit dessen Hilfe er seine Kraft kontrollieren kann. Er hat sich selbst geschworen, ohne die Tätowierung keine Magie anzuwenden. Welche Auswirkungen das Einsetzen der Kräfte mit sich bringen würde, wird zum Leid der Interessenten nicht geklärt. Den höchsten Preis bezahlen allerdings Sakura und Shaolan, denn dieser ist ihre Beziehung. Auch wenn Sakura all ihre Erinnerungssplitter zurückbekommt, wird sie sich nie wieder an die gemeinsame Zeit mit Shaolan erinnern. Der Schock sitzt tief und wie sich die bewusstlose Sakura verhalten wird, wenn sie Shaolan zum ersten Mal sieht, ist noch ungewiss.
Dich kenn ich doch
Besonders viel Freude werden Fans der Werke von CLAMP an dieser Serie haben. Einige Figuren aus früheren Reihen des Zeichenquartetts sind vertreten. So zum Beispiel Sorata Arisugawa und Arashi Kishuu aus X, Masayoshi Saitou aus CLAMP School Detectives und Primera von Magic Knight Rayearth. Allerdings nicht nur einmal. So kann es passieren, dass Menschen und Wesen, die Shaolan und die anderen in einer Welt kennengelernt haben, in einer anderen wieder auftauchen, dort aber ein völlig anderes Leben führen. Für die vier ist es zu Beginn verwirrend (genauso für die Zuschauer), allerdings bieten diese Szenen auch zum Schmunzeln einladende Momente. Wer der geheimnisvolle Mann und seine Gehilfin sind, die Sakura, Shaolan, Fye, Kurogane und Mokona beobachten, bleibt wie so vieles verborgen. So erfährt man nicht einmal seinen Namen und die Hintergedanken, weshalb er verhindern möchte, dass Sakura ihre Erinnerungen zurückerhält.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Von einer Stadt, in der jeder Bewohner eine Art Tiergeist hat und Revierkämpfe ausgetragen werden, über eine Videospielwelt bis hin in ein Land, das von einem bösen Zauberer versklavt wird und danach in eine winterliche Stadt, die von Legenden einer Prinzessin beherrscht wird. Es sind vielfältige Schauplätze, die das Interesse hochhalten. Wiederholungen sind auch gegeben. So ist der Handlungsverlauf in vielen Welten recht ähnlich. Die vier kommen an einem fremden Ort an, erkunden die Umgebung, lernen andere Bewohner kennen, stoßen auf Probleme, kämpfen gegen Bösewichte, finden eine Feder und reisen weiter in die nächste Welt. Spannung ist definitiv geboten, aber das Schema ist leider des Öfteren dasselbe. Anders als eventuell erwartet, finden die Helden nicht in jeder Episode oder Welt eine Feder. Sie durchstreifen in der ersten Staffel in 26 Folgen acht Welten und erbeuten nur vier Federn. Ein bisschen wenig. Da nicht bekannt ist, wie viele Erinnerungssplitter Sakura verloren hat, kann das ein sehr, sehr, sehr langer Weg werden. Letztendlich endet die erste Staffel offen mit dem Versprechen, dass die Reise noch lange nicht zu Ende ist. Wahre Worte.
Musik und Spiel
Was wären Filme und Serien ohne Musik? Denn gerade in Tsubasa Chronicle kann diese für Gänsehautmomente sorgen. Ihren Durchbruch erlangte Yuki Kajiura mit den Soundtrack von Noir und .hack//SIGN. Die einzelnen Melodien von Tsubasa Chronicle vereinen mystische Klänge und Violinenspiel. Hinzu kommen Texte, oftmals auch in einer Mischung aus Japanisch und Englisch oder gegebenenfalls in der Sprache Yukarisch, die sie selbst aus einer Aneinanderreihung von Silben erschaffen hat. Kinya Kotani sorgt mit dem Opening „Blaze“ für den Einstieg und Massa Sakamoto beendet mit „Loop“ jede Episode mit ruhigen Klängen. Was die Animatione betrifft, sorgen besonders in den Kampfszenen Standbilder dafür, dass das Geschehen nicht richtig rund wirkt. Fortlaufend animierte Kämpfe werden nur selten gezeigt, dafür präsentieren Kurogane und Shaolan ihre Kampfposen mit Schwert und Tritttechnik. Da Shaolan für Sakura vor nichts zurückschreckt, wären animierte Kampfszenen garantiert ein Highlight des Animes gewesen.
Fazit
Als großer CLAMP-Fan und Liebhaber des Pärchens Sakura und Shaolan war die Animeumsetzung von Tsubasa Reservoir Chronicle ein Muss. Von der ersten Folge bin ich bis heute begeistert. Sie bietet einige Mystery-Elemente, die ordentlich Spannung aufbauen und Lust auf mehr machen. Die beiden Protagonisten Sakura und Shaolan sind etwas älter als in ihrem Ursprungswerk Cardcaptor Sakura. Leider werden die Entwicklungen von Fye und Kurogane nicht sonderlich vertieft. Die Vergangenheit der beiden bleibt auf dem Trockenen, obwohl die gelegentlichen Andeutungen extrem interessant ausfallen. Beispielsweise warum Fye aus seiner Welt geflohen ist und nie wieder dahin zurück möchte. Würde ich die Vorlage nicht kennen, wäre ich vermutlich enttäuscht und mir wünschen, die Charaktere besser kennenzulernen. Begeistert bin ich hingegen vom kompletten Soundtrack. Ich liebe das Lied „Yume no Tsubasa“ von Yui Makino. Während der Staffel wird es mehrmals in verschiedenen Versionen gespielt, sei es mit Gesang oder Instrumental. Beide Varianten haben etwas Beruhigendes und erklingen zumeist, wenn es um die Beziehung zwischen Shaolan und Sakura geht, etwa mit Blicken in die Vergangenheit, an die sich die Prinzessin nicht mehr erinnert. Obwohl die Serie ausbaufähig ist, gefällt sie mir insbesondere wegen den Charakteren.
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