Der Zauberer von Oz
Denkt man an alte Fantasy-Filmklassiker, die noch ohne jeglichen digitalen Schnickschnack großen Erfolg erlangten, kommen einem wahrscheinlich nur ein paar wenige Titel in den Sinn. Unter ihnen ist definitiv Der Zauberer von Oz zu benennen. Eine scheinbar zeitlose Geschichte, die bereits seit den späten 30er-Jahren Jung und Alt begeistert. Doch kann das von John Fleming (Vom Winde verweht) produzierte Musical-Meisterwerk auch mit den Filmen der Neuzeit mithalten oder ist die nostalgische Geschichte der magischen Welt von Oz längst mit einer dicken Staubschicht belegt?
Das Leben der Farmersnichte Dorothy (Judy Garland, Ein neuer Stern am Himmel) wird gewaltig auf den Kopf gestellt, als sie mit ihrem Hund Toto und ihrem gesamten Haus in das wundersame Land Oz befördert wird. Dort angekommen, kommt es zu einem tragischen Unfall, bei der ihr Haus auf der bösen Hexe des Ostens einschlägt und diese tötet. Kurz darauf trifft sie auf die gute Hexe Glinda (Billie Burke, Uns geht’s ja prächtig), die sie vor der bösen, rachelüsternen Schwester der getöteten Hexe eindrücklich warnt. Doch Dorothys primäres Ziel ist die Rückkehr nach Hause, deswegen macht sie sich auf den Weg in die Smaragdstadt, um den Zauberer von Oz (Frank Morgan) ausfindig zu machen und diesen um Hilfe zu bitten. Auf ihrer Reise dorthin trifft sie neben einigen Verbündeten allerdings auch auf allerhand Wesen, mit denen definitiv nicht gut Kirschen essen ist.
Notfallbesetzung
Originaltitel | The Wizard of Oz |
Jahr | 1939 |
Land | USA |
Genre | Musical, Fantasy |
Regie | Victor Fleming |
Cast | Dorothy Gale: Judy Garland Der Zauberer von Oz / Professor Marvel: Frank Morgan Vogelscheuche / Hunk: Ray Bolger Zinnmann / Hickory: Jack Haley Löwe / Zeke: Bert Lahr Glinda, die gute Hexe des Nordens: Billie Burke Die Böse Hexe des Westens / Miss Almira Gulch: Margaret Hamilton Tante Emily: Clara Blandick Onkel Henry: Charley Grapewin |
Laufzeit | 98 Minuten |
FSK |
Ein guter Film steht und fällt natürlich mit einer ebenso gelungenen Verkörperung einzelner Charaktere. Insbesondere die Hauptfigur sollte dem Zuschauer ein mitreißendes Gefühl vermitteln. So wurde die Hauptfigur Dorothy mit der damals 17-jährigen Judy Garland besetzt. Allerdings war diese nicht die erste Wahl der Produzenten, denn zuvor sollten einige kommerziell erfolgreichere Schauspielerinnen mit Musical-Erfahrung die Rolle übernehmen. Doch nach diversen erfolglosen Verhandlungen und Rechtsstreitigkeiten entschieden die Verantwortlichen sich für Judy Garland, die mit ihrer Rolle schnell zu großem Erfolg gekommen ist und quasi über Nacht zum Musical-Star wurde.
Do-Re-Mi
Ein Musical-Film sollte die Bedeutung seiner Szenen natürlich auch durch passende musikalische Untermalung hervorheben. Obgleich Der Zauberer von Oz in das Musical-Genre miteinbezogen wird, kommt es im Vergleich zu heutigen Verhältnissen doch eher zu wenigen ausschweifenden Gesangseinlagen. Es schwirrt einem sofort die glasklare “Over the Rainbow”-Version von Judy Garland im Kopf herum und vielleicht auch noch das wegbegleitende “We’re off to the Wizard …”. Allerdings kommt es dann nur noch zu vermehrt kürzeren Gesangspassagen, in denen hier und da weitere Figuren ihren Emotionen Ausdruck verleihen wollen. Man muss aber sagen, das alles sehr passend und stimmig wirkt. Es werden durch die Interpretation der einzelnen Titel Spaß und Freude, sowie im Gegenzug auch Traurigkeit und Fernweh, vermittelt. Zu keinem Zeitpunkt wirken die Nummern dramaturgisch überschreitend oder nervig, sodass der Zuschauer für diesen Moment ganz entspannt und auch musikalisch, in die Welt der Protagonisten eintauchen kann.
Sei mutig, aufgeweckt und mitfühlend
Der Film besticht im Besonderen durch eine Kernaussage, welche sich durch die Charaktere der Vogelscheuche, des Zinnmanns und des ängstlichen Löwen abzeichnet: “Niemand kann dir vorschreiben, wer du bist”. Die drei Begleiter von Dorothy wollen den Zauberer von Oz bitten, ihnen Verstand, ein Herz und Mut zu verleihen, doch dieser zeigt auf, dass diese Attribute in jedem Einzelnen bereits tief verankert sind. Um den Dreien jedoch noch mehr das Gefühl zu vermitteln, dass sich ihre Wünsche erfüllt haben, schenkt er der Vogelscheuche ein Diplom als Symbol für Verstand, dem Löwen einen Orden für Tapferkeit und dem Zinnmann eine herzförmige Uhr. Im gleichen Zug steht der Film durch seine verschiedensten Wesen und ihr Zusammenleben unterschwellig für Vielfalt und Toleranz.
Es werde bunt und teuer
Die Entstehung von Der Zauberer von Oz fällt in einen Zeitraum, der von vielen als Meilenstein der Technicolor-Prozesse bezeichnet wird. So wurde der Film in seinen Anfangs- und Endsequenzen in schwarz-weiß und Sepia gedreht, um das scheinbar triste und karge Leben auf der Farm spürbar besser darzustellen. Im Gegenzug wurde der Hauptteil, in dem das Technicolor-Verfahren greift, in Farbe gedreht, um den erheblichen Unterschied zwischen realer Welt und der wundersamen Welt von Oz aufzuzeigen. Die damaligen Produktionskosten beliefen sich auf knapp drei Millionen US-Dollar, welche für damalige Verhältnisse als sehr hoch angesehen wurde.
Das Film-Buffet ist eröffnet
Natürlich war für viele Filmstudios die Erzählung um den Zauberer von Oz ein gefundenes Fressen um Geschichten drumherum zu erschaffen. Allen voran ist die Neuauflage Die fantastische Welt von Oz von Disney aus dem Jahre 2013. Im Vergleich zur Urgeschichte übernimmt in der Disney-Adaptation allerdings der Zauberkünstler Oz die Hauptrolle. Auch wenn durchaus einige Parallelen zum Urwerk bestehen, wirkt Die fantastische Welt von Oz doch eher wie ein Prequel, in dem erzählt wird, wie die Hintergrundgeschichte des sagenumwobenen Zauberers ist. Man greift auch hier auf erfolgreiche Darsteller zurück wie zum Beispiel James Franco (127 Hours), Mila Kunis (Black Swan), Michelle Williams (Brokeback Mountain) und Rachel Weisz (Der ewige Gärtner)
Fazit
Der Zauberer von Oz gehört auch nach den vielen Jahren seines Bestehens immer noch zu meinen Lieblings-Fantasywerken. Er besticht nicht nur durch tolle Schauspieler, sondern auch durch wundervolle musikalische Untermalungen und tolle Kulissen. Von den neuen Werken bin ich weniger begeistert, deswegen würde ich mir wünschen, dass das Urwerk eins zu eins in die Neuzeit transferiert werden würde, sodass und ich die tolle Geschichte um Dorothy und Co. noch einmal erleben könnte. Ich lege jedem die Fassung von 1939 ans Herz, der einen Hang zur Nostalgie hat und sich auch ohne übertriebenen digitalen Input an einem Film erfreuen kann.
Den Film liebe ich auch… und das “Prequel” mit Franco und Kunis.