Final Fantasy VII Remake
Sage und schreibe 23 Jahre nach der Erstveröffentlichung von Final Fantasy VII hat es der Spielegigant Square Enix geschafft, ein Remake des Kultteils auf die Beine zu stellen. Die lang ersehnte Neuauflage, der viele Fans so sehnsüchtig entgegengefiebert haben, hatte zwar in den 2000ern einige zum Teil sehr erfolgreiche Ableger, jedoch will die Spieleschmiede 2020 mit einem kompletten Neustart an bisherige Erfolge anknüpfen. Final Fantasy VII Remake soll alle nostalgischen Erinnerungen in das Hier und Jetzt transportieren und hoffentlich die Menge genau so begeistern wie das Original. Square Enix setzt hierbei auf ein Aufsplitten der Geschichte in Episoden, wobei die genaue Anzahl derer bisher noch nicht bekannt sind.
Der Spieler befindet sich in der industriell-futuristischen Hauptstadt Midgar und schlüpft in die Rolle des Cloude Strife, ein Ex-SOLDAT der Shin-Ra-Eliteeinheit. Zusammen mit der Organisation AVALANCHE, einer terroristischen Rebellengruppierung Midgars, wird es zur Hauptaufgabe, den bösartigen Shin-Ra-Konzern gewaltig in seine Schranken zu weisen. Dieser möchte die enorme Kraft der Weltenenergie Mako für sich missbrauchen, um so schnellstmöglich neue Elitesoldaten heranzuzüchten. Im Zuge des Widerstandes gilt es durch die verschiedenen Sektoren zu reisen und den Mako-Generatoren des Shin-Ra-Konzernes den Gar auszumachen. Hierbei trifft man auf wohlgesonnene Mitstreiter, böse Schurken und natürlich auf Monster in allerlei Größen und Formen.
Klappe die Erste
Originaltitel | Final Fantasy VII Remake |
Jahr | 2020 |
Plattform | Playstation 4 |
Genre | Rollenspiel |
Entwickler | Square Enix |
Publisher | Square Enix |
Spieler | 1 |
USK | |
Seit dem 6. April 2020 im Handel erhältlich |
Die Entscheidung, das Remake in mehreren Episoden zu veröffentlichen, steht und fällt mit dem Gedanken, dem Spiel den notwendigen Tiefgang zu vermitteln, den bereits das Original herüberbrachte. Im Zentrum der ersten Episode steht ausschließlich die Stadt Midgar mit ihren Bewohnern und deren Geschichten. Im Vergleich zur Erstfassung setzt man aber auf eine viel komplexere und vielschichtigere Inszenierung, denn auf der damaligen PSOne-Version brachte man mit dem Abschluss der Midgar-Story nur einen Bruchteil des ganzen Abenteuers hinter sich. Dementsprechend wirkt der ganze Storyverlauf sehr geradlinig und zum Teil auch streckenweise etwas langatmig. Dies ist sicherlich unter anderem mit dem sehr geringen Tapetenwechsel verbunden. Allerdings versucht man dem Spieler mit einigen Seitenstrang-Quests und Nebenmissionen zu ermöglichen, die Hauptstory auch kurzzeitig einmal bei Seite zu schieben und in die ganze Vielfalt der unterschiedlichen Abschnitte einzutauchen. Vor allem mit den bereits erwähnten Geschichten der einzelnen Figuren entsteht nicht das Gefühl, gehetzt den Hauptstory-Verlauf hinter sich bringen zu müssen.
Zurück in die Zukunft
Wer sich in der ersten Episode auf eine bunt gestaltete Welt eingestellt hat, wird nur geringfügig auf seine Kosten kommen. Der erste Teil, wie auch schon die Stadt Midgar im Original, brilliert anstelle von fantasiereicher Weltengestaltung zum Großteil eher mit postmoderner Konstruktion. Man reist durch die verwahrlosten Slums einzelner Sektoren, erkundet die verschiedensten unterirdischen Bereiche und Kanalisationen nahe der Mako-Reaktoren und gelangt an viele weitere Orte, an den Maschinen und Technik das primäre Gestaltungsobjekt sind. Ausnahmen gibt es aber natürlich auch hier, denn Orte wie die alte Kirche, das Haus von Aerith oder die ganze Aufmachung des Wallmarktes neutralisieren das futuristische Flair zumindest ein Stück weit.
Altbewährtes System vs. neuer Input
Für das Kampfsystem entschied sich Square Enix für einen Mix aus ATB- und Action-System. Den Protagonisten ist es somit möglich, nicht nur langweilig auf den Gegner einzudreschen oder Zauber auf ihn zu wirken, sondern mit zunehmendem ATB-Balken Kombinationen auszuführen, speziell zugeschnittene Fähigkeiten zu verwenden und Angriffen auch einfach mal auszuweichen. Ob nun das Austeilen von massivem Schaden oder das Wirken von mächtigen Abwehreffekten, die Optionen für einen eigensinnigen Kampfstil sind absolut gegeben. Ist es gelungen, den Gegner in den Schockzustand zu versetzen (eine Art Moment, in dem der Gegner besonders verwundbar ist) lohnt es sich mit aller Kraft, wie etwa mithilfe des Limit-Breaks dem Gegenüber gewaltig Paroli zu bieten. Diese und noch viele weitere Attacken sind dementsprechend auch liebevoll animiert, sodass der Kampf durchweg dynamisch und spannend wirkt.
Das Handwerkszeug der Helden
Das Materiasystem ist im Vergleich zur Urfassung keine wirkliche Neuerung. Man sammelt im Spielverlauf Materia, die es einem ermöglicht auf diverse Fähigkeiten zurückgreifen zu können. Neben den klassischen Angriffsmateria, die beispielsweise die Nutzung von Elementarmagie ermöglichen, gibt es Selbstläufer-Materia, die sich aktiviert, ohne dass sie manuell angesteuert werden muss. Das Non-Plus-Ultra der verschiedensten Materia-Formen sind die Beschwörtungsmateria, mit denen man Ifrit, Shiva und Co. als zusätzliche Unterstützung für eine kurze Zeit des Kampfes erhält. Verankert wird die Materia dabei in den Rüstungen und Waffen der spielbaren Figuren. Besteht die Option, zwei Materia-Slots miteinander zu verbinden, hat man die Gelegenheit Kombinationsangriffen noch eine gehörige Portion Extrapower zu verschaffen. Völlig entgegen aller vertrauten Mechaniken wurde mit dem Upgrade-System der Waffen eine Neuerung ins Spiel gebracht. Mit zunehmender Kampferfahrung und aufsteigendem Level kann der Spieler durch Nutzen der Skillpunkte die verschiedensten Boni freischalten. Sei es die Verbesserung der Statuswerte oder das Erweitern der Materia-Slots, alles kann individuell auf den eigenen Spielstil zugeschnitten werden. Hat man sich vertan oder möchte das Feld einfach neu aufrollen, gibt es die Möglichkeit per geringer Gil-Bezahlung das Ganze wieder auf null zurückzusetzen.
Wer bin ich und was habe ich zu sagen
Etwas, das durch die Bank weg immer wieder beeindruckt, sind die aufwendig gestalteten Charakterdesigns. Bei der Betrachtung der Haupt- und Nebenfiguren fällt auf, dass durch die detailreiche Kreation jeder einzelne Charakter optisch und auch in seiner Persönlichkeit einen gewissen Grad an Tiefe mit sich bringt. Infolgedessen ist es weitaus glaubwürdiger, jemandem die Rolle des harten Abenteurers, der taffen Kämpferin oder der sanftmütigen Beschützerin abzukaufen. Selbst nicht-spielbare Figuren, die im Normalfall eher weniger Aufmerksamkeit bekommen, wirken im Vergleich zu anderen Spielen deutlich einzigartiger und besser ins Spielgeschehen integriert. Zudem ist es sehr angenehm, dass auch sämtliche NPCs, mit denen man nicht in direkten Kontakt kommt, Dialogtexte untereinander erhalten haben, denn so wirkt das Alltagsgeschehen nämlich noch um einiges lebendiger.
Erster Eindruck
Zugegebenermaßen war ich anfänglich etwas skeptisch, da ich mit einem futuristischen Setting voller Maschinen meistens nicht so viel anfangen kann. Dennoch wollte ich dem Ganzen eine Chance geben, da Final Fantasy für mich das Videospiel-Franchise schlechthin ist. Mit zunehmender Spielzeit konnte ich mit vielen Figuren in irgendeiner Form connecten, sodass alles rundum zufriedenstellend ausfällt. Etwas, das mich sehr gepackt hat, sind die grafischen Umsetzungen, die besonders in den verschiedenen Cutscenes außerordentlich gut zur Geltung kommen. Zeitweise war die erste Episode so mitreißend, dass ich sogar einmal einen Gänsehautschauer spüren konnte. Ich bin sehr gespannt, wie die Reise von Cloud und Co. weitergeht und kann auch jedem, der das Original nicht kennt, wärmsten empfehlen, Final Fantasy VII Remake eine Chance zu geben.
© Square Enix
Seit dem 6. April 2020 im Handel erhältlich: