Upload (Staffel 1)
Es gibt zahlreiche Vorstellungen darüber, wie das Leben nach dem Tod aussehen mag. Je digitaler die Menschheit wird, desto greifbarer erscheinen auch manche Ideen, die vor Jahren möglicherweise noch als Science-Fiction abgestempelt wurden. Eine ethisch fragwürdige Variante bietet das im Mai 2020 erschienene Amazon Original Upload. Die simple Prämisse: Im Jahr 2033 kann man sich ins digitale Jenseits befördern lassen, um in einer virtuellen Hotel-Anlage in skandinavisch angelegter Umgebung weiterzuleben. Klingt alles wundervoll, zumal auch der Kontakt zu den noch lebenden Angehörigen dadurch ermöglicht wird. Hierzulande schlug die Serie der The Office-Schöpfer Greg Daniels und Howard Klein voll ein. Nur wenige Tage nach der Ausstrahlung gaben die Amazon Studios eine zweite Staffel in Auftrag.
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Nathan Brown (Robbie Amell, The Flash) ist ein erfolgreicher Programmierer und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, bis ein technischer Fehler während einer Autofahrt zu seinem Tod führt. Die Ärzte benötigen eine schnelle Entscheidung: Soll Nathan notoperiert werden oder sein Bewusstsein direkt in die virtuelle Welt von Lake View geladen werden? Nathans Freundin Ingrid (Allegra Edwards, Briarpatch) überredet ihn zum Aufenthalt in Lake View, wohin sie ihm irgendwann dann einmal folgen kann. Nach dem Upload erwacht der Programmierer schließlich in einem Hotelzimmer und wie sich herausstellt, ist sein zunächst größtes Problem eine Haarsträhne, die auf einem Avatar auf nervige Weise absteht. Nach und nach erkundet er die Grenzen der neuen Welt und bekommt Unterstützung von Nora (Andy Allo, Pitch Perfect 3), einer Mitarbeiterin des Kundendienstes, die ihm bei der Eingewöhnung helfen soll. Doch damit beginnen die Probleme erst so richtig …
Ist Unsterblichkeit erstrebenswert?
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Originaltitel | Upload |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Episoden | 10 in Staffel 1 |
Genre | Science-Fiction, Romanze, Komödie |
Cast | Nathan Brown: Robbie Amell Nora Anthony: Andy Allo Ingrid Kannerman: Allegra Edwards Luke: Kevin Bigley Aleesha: Zainab Johnson Lucy: Andrea Rosen A.I. Guy: Owen Daniels Jaime: Jordan Johnson-Hinds |
Seit dem 1. Mai 2020 auf Amazon Prime Video verfügbar |
Ganz taufrisch ist die Idee hinter Upload nicht, immerhin gab es in der Vergangenheit bereits einige Entwürfe, wie ein virtuelles Leben nach dem Tod wohl aussehen mag. Als populärstes Beispiel dient die Black Mirror-Episode “San Junipero”, die von einer Sehnsucht nach dem Leben über den Tod hinaus erzählt. Upload spinnt diese Idee sogar noch ein ganzes Stück weiter, denn “der Tote” kann mit seinen noch lebenden Liebsten in Kontakt bleiben. Sogar Sex ist dank entsprechender VR-Apparatur möglich. Lässt man mal all diese Dinge beiseite, erzählt Upload eine leichtfüßige Geschichte über das Leben danach, ohne dabei hinsichtlich dieses Themas so auszuschweifen wie etwa in The Good Place der Fall. Ganz so leicht einem Genre zuzuordnen ist die Produktion auch nicht. Denn trotz des Science-Fiction-Kerns flirtet Upload eher mit Romanzen und Komödie, ohne sich direkt als RomCom zu labeln. Viel eher lässt sich sagen, dass eine komödiantische Liebesgeschichte vor einem High Tech-Background erzählt wird, aber immer darauf bedacht, dem Zuschauer alles zu erklären und möglichst leicht zu bleiben.
Heaven is a Place in the Cloud
Was darf man vom Jahr 2033 erwarten? Allerlei technische und virtuelle Gadgets, wie sich von selbst versteht. Neben selbstfahrenden Autos (noch immer nicht unfallfrei, wie sich am Beispiel Nathans zeigt) und anderen technischen Errungenschaften sind es vor allem Fortschritte, die auf das Miteinander einwirken. Sexuelle Kontakte entstehen erst, nachdem beide Partner ihr virtuelles “Go” gegeben haben, um vor Vergewaltigung zu schützen. Und Sexpartner lassen sich obendrein auch noch per Bewertung weiterempfehlen. Upload schießt einige Beispiele heraus, was uns eines Tages erwarten könnte. Mal zum Staunen, mal zum Fürchten. Die Entwicklung der echten Welt ist in vieler Hinsicht häufig sogar der spannendere Part als das Geschehen in Lake View. Durch Nora und Ingrid spielt die Serie nämlich gleichzeitig auch in der Gegenwart des Jahres 2033. Dabei wechselt das Geschehen zwischen der echten und der virtuellen Welt, um den handlungsbildenden Rahmen zu erzählen.
Kreativität ohne dystopische Auswüchse
Doch so schön die vorgelebte Seifenblase namens Lake View auch ist: Die Serienschöpfer lassen es sich nicht nehmen, an all ihren Gedankenspielen auch Kritik zu üben. Selbst nach dem Tod kosten virtuelle Add-ons und Annehmlichkeiten noch Geld. Der Kapitalismus rückt also auch in den 2030ern immer näher und selbst der Tod ist nicht umsonst. Zumindest, wenn man in Lake View das Deluxe Frühstück haben möchte und keinen Cheat kennt, um unendlich viele Brötchen zu erzeugen. So richtig dystopisch wird es aber nicht. Wann immer die Thematik in die Gefahr gerät, zu düster zu werden, lauern schon drei bis fünf neue Auflockerungen um die Ecke. Alberne Witze und Running Gags, die auf Kommerzialisierung, Luxus und Oberflächlichkeit abzielen, gibt es zuhauf.
Schöne neue Welt vs. erzählerischer Anspruch
Bei einer Spielzeit von nur zehn Episoden und 30 Minuten pro Folge bleibt nicht viel Zeit. 300 Minuten, das sind fünf Stunden Sendematerial. Damit all die schrägen Ideen unterkommen, kann es mitunter auch mal gehetzt zugehen. Das ist ärgerlich, denn all das geschieht auf Kosten der Beziehung von Nathan und Nora, die ihre Gemeinsamkeiten im Schnelldurchlauf erkennen müssen. Damit die Geschichte nicht ins Leere läuft, bilden die Umstände von Nathans Tod das handlungstragende Gerüst. Auf der einen Seite löblich, denn dadurch wird das Geschehen ein wenig eingespannt. Auf der anderen Seite aber ist das Treiben in der Realität auch nur ein laues Lüftchen, dessen Entwicklung frühzeitig vorherzusehen ist. Dennoch soll die Ambition anerkannt werden, nicht einfach nur den Gedanken des Leben danach zu gestalten, sondern auch eine Geschichte zu erzählen.
Der Look des Lebens danach
Das Lake View Hotel sorgt für einige schöne Bilder. Berge, Seen, Wälder. Wer sich hier nicht mit der Natur verbunden fühlt und ein bisschen Freiheit in der Nase hat, hat wohl sein Leben im Keller verbracht. Das steht ganz im Kontrast zu den digitalen Spielereien, die immer wieder ihren Weg ins Geschehen finden. Selbst vor nervigen Pop-ups ist man hier nicht sicher. Was der Serie sicherlich gut getan hätte, wäre eine noch stärkere Abhebung der virtuellen Umgebung gegenüber der Realität. Die Black Mirror-Episode “Abgestürzt” aus Staffel 3 macht vor, wie so ein künstlicher Look in Pastelltönen für einen heftigen optischen Bruch sorgen kann. Lake View fühlt sich trotz aller Spielereien oft erstaunlich realistisch an und wenn dann vermittelt wird, dass jeder ein Avatar ist, benötigt man ein wenig mehr Vorstellungskraft. Auch hat man sich an dem Hotel und dessen Umgebung bald satt gesehen, sodass Upload dauerhaft keine Serie für Ästhetik-Liebhaber ist.
Fazit
2020 wissen wir schon längst, dass digitale Lösungen nicht in jedem Fall die besseren sind – auch wenn sie vieles erleichtern. Upload übt sanfte Kritik an Konsum und Moralvorstellungen, ohne aber den Finger in ethische Wunden zu legen. Für die Story benötigt man auf jeden Fall Humor und Offenheit für romantische Verstrickungen. Ein spaßiger Blick in die Zukunft, der wenig auf ethische Auseinandersetzung gibt und sich eher darauf konzentriert, seine schrillen und originellen Ideen auszuleben. Es bleibt interessant, wieviel Potenzial für weitere Staffeln in Upload stecken. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und es stellt sich nur die Frage, welche Geschichten Greg Daniels und Howard Klein noch im Kopf haben.
© Amazon Prime Video
Ich lese eure ausführlichen Reviews sehr gerne. Auch weil wir selber immer auf der Suche nach neuen guten Serien und Filmen sind.
Bei diesem Review der Serie Upload bewundere ich, dass ihr am Ball geblieben seit. Denn tatsächlich haben wir nach ungefähr 15 Minuten der ersten Episode bereits wieder abgeschaltet. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass die Zielgruppe dieser Serie sehr jung ist. Wir fanden das Ganze doch recht simpel.
Gerade bei Serien ist unsere Toleranzgrenze mittlerweile recht niedrig. Die ersten Minuten entscheiden. Aber manchmal muss man halt ein wenig länger durchhalten, sonst könnte man etwas verpassen.
Wir haben gerade die Serie The Outsider zu Ende geschaut, die wir trotz Abstrichen recht gut fanden. Und das, obwohl wie mit Übersinnlichem nicht viel am Hut haben.
Vielen Dank für dein Feedback!
Wir bleiben alleine schon aus Gründen der Berichterstattung am Ball. Schließlich verstehen wir uns auch als Empfehlungsportal.
Schade, dass du mit der Serie nicht warm werden konntest. Die Serie wird nachher schon noch ein wenig komplexer, aber nicht weltbewegend, sodass du vermutlich die richtige Entscheidung für dich getroffen hast. Serien wie “Black Mirror” sind da die bessere Empfehlung für ein älteres Publikum.
“The Outsider” werden wir auch in Kürze noch besprechen.
Klar, ihr macht das ja auch gut. Ich lese eure Rezensionen gerne. Wir sind immer auf der Suche nach guten Serien und Filmen, da sind Rezensionen immer gerne gesehen.
Aber ich denke auch, dass wir mit Upload nicht mehr warm geworden wären. Manchmal reichen mir wenige Minuten um zu entscheiden, ob ich eine Serie weiter schaue. Oft ist das auch ein gewisser Stil, der mir dann nicht gefällt und sich dann ja auch meist nicht mehr ändert.
Insbesondere aus dem Horror Bereich würde ich gerne mal wieder was gutes sehen. Aber ein Format ohne schwebende Menschen und ohne allzu Übernatürliches.
Dann bin ich mal auf eure Meinung zu The Outsider gespannt.
Gerade vor ein paar Tagen habe ich mir bei Amazon die erste Folge von Zero Zero Zero angeschaut. Die Serie wurde ja hochgelobt. Die erste Episode fanden wir jetzt aber noch nicht so spannend. Mal sehen ob wir das weiter schauen.