Murderbot (Folge 1×03)

In Episode 3 von Murderbot (»Risikobewertung«) untersucht das Team von PreservationAux das rätselhafte DeltFall-Habitat. Dabei stolpert Murderbot über Leichen und tote SecUnits, von denen eine doch nicht so tot ist. Außerdem bröckelt das Teamvertrauen, weil Murderbot die Daten seiner Klienten liest (»Steht halt im Vertrag, sorryyy.«). Der glorreiche Höhepunkt: Ein Cliffhanger. Na vielen Dank auch.

Inhaltsangabe

Nachdem der Kontakt zur benachbarten DeltFall-Expedition abgebrochen ist, beschließt das Team von PreservationAux, die Station zu untersuchen. SecUnit äußert Bedenken, wird jedoch von Dr. Mensah überstimmt und begleitet das Team. Gurathin und Bharadwaj bleiben im Habitat zurück. Bharadwaj kämpft mit der Erinnerung an die Kreatur, die sie in Episode 1 angegriffen hat. Gurathin hingegen wird in einem Moment der Einsamkeit dabei beobachtet, wie er heimlich an Mensahs Kissen schnüffelt.

Während des Flugs zur Station kommt es zu Spannungen. Ratthi bemüht sich, SecUnit wie einen Menschen zu behandeln, was dieser sichtlich unangenehm ist. Die übrigen Teammitglieder pfeifen ihn zurück. Kurz darauf wird offenbart, dass SecUnit auf die persönlichen Protokolle der Teammitglieder zugreift – ein von der Firma vorgeschriebenes Standardverfahren, das jedoch als massiver Vertrauensbruch wahrgenommen wird. Pin-Lee, Arada und selbst Ratthi beginnen, SecUnit zu misstrauen.

Dr. Mensah bleibt ruhig und stellt SecUnit stattdessen eine direkte Frage: Würde sie ihnen jemals absichtlich Schaden zufügen? Nach einer spürbaren Pause verneint SecUnit. Das Team ist nur mäßig beruhigt, setzt die Mission aber dennoch fort.

In einem privaten Moment teilt Mensah SecUnit ihre Ängste mit. Diese Expedition müsse ein Erfolg werden, damit die Preservation-Allianz ihre Unabhängigkeit wahren kann, da einige Mitglieder mit der Idee liebäugeln, sich der Corporation Rim anzuschließen.

Am Ziel angekommen, betritt SecUnit die verlassene DeltFall-Station alleine. Sie findet eine SecUnit mit zerstörtem Kopf sowie die getöteten Mitglieder der DeltFall-Crew vor. Ein Massaker, jedoch ungewöhnlich »sauber« ausgeführt. Zwei weitere SecUnits liegen reglos am Boden – eine davon nur zum Schein. Sie springt auf und greift an, doch Murderbot kann den Angriff erfolgreich abwehren.

Als er die tote SecUnit untersucht, stellt Murderbot fest, dass die SecUnit offenbar von einem unbekannten Dritten mithilfe eines Gefechtsmoduls kontrolliert wurde – auch während des Massakers. Zu spät bemerkt Murderbot, dass genau jener Unbekannte plötzlich hinter ihm auftaucht und auf ihn schießt.

Die Eigenheit, Figuren zu canceln (oder zu kreieren)

Den Buchkennern ist sicherlich aufgefallen, dass zwei Charaktere aus der Buchvorlage in der TV-Adaption nicht vorkommen: Volescu und Overse. Das dürfte zwei Gründe haben. Erstens arbeitet die Buchvorlage mit vielen Figuren; hätte man die alle besetzen wollen, wäre das ordentlich ins Budget gegangen wäre. Zweitens ist es in TV-Serien nicht unüblich, dass verschiedene Figuren miteinander kombiniert werden, damit die Schauspieler mehr Material haben, mit dem sie arbeiten können. Ein Beispiel hierfür ist die Figur der Camina Drummer aus The Expanse. Die Macher haben hier drei oder vier Nebenfiguren aus den Büchern genommen und sie zu einer wirklich bemerkenswerten Hauptrolle in der TV-Serie gemacht. Genau andersherum gingen dagegen die kreativen Köpfe von 3 Body Problem vor. Aus einer Figur wurden dort fünf, um die Perspektive zu erweitern und mehr erzählerische Abwechslung reinzubringem.

Neue Backgroundgeschichten

Den Figuren mehr Fleisch geben, das ist das Ziel der Weitz-Brüder. Sie haben sich die Buchfiguren angesehen und sich gefragt: »Okay, diese Leute existieren, aber warum verhalten sie sich so?« Bislang legen sie dabei besonders viel Augenmerk auf Gurathin. In Absprache mit Autorin Martha Wells, haben sie ihm eine Hintergrundgeschichte verpasst, die nach und nach zum Vorschein kommt. Gurathin hat offenbar »gute Gründe«, der Firma zu misstrauen (Folge 2), ist zudem erst seit sechs Jahren Teil der Preservation-Allianz (deswegen passt er noch nicht so wirklich rein in die Honigkuchen-Mentalität, wie Ratthi sie feiert, aber dennoch haben ihn alle lieb), und schmüffelt gerne an Mensahs Kissen, wenn sie nicht da ist (o-okay?). Und auch Mensah selbst zeigt ein paar neue Traits: Durch ihre Panikattacken und ihre offen verbalisierte Ängste wirkt sie wesentlich verletzlicher als in der Vorlage.

Das sind bislang nur kleine Veränderungen, die aber Sinn ergeben, da es sich bei Apples Murderbot um eine Ensemble-Serie handelt und eben nicht um einen subjektiven Tagebuchbericht wie in der Vorlage. Die Figuren brauchen Eigenheiten und Konflikte, die sie überwinden können. Andernfalls wäre es öde.

SecUnits im Kampf

Episode 3 wartet mit der zweiten Actionszene der Serie auf: Murderbot kämpft gegen eine überlegene SecUnit. Obwohl die Taktik von SecUnits für gewöhnlich »Wir schmeißen uns einfach so lange aufeinander, bis einer kaputt ist« lautet – also effizient, aber primitiv – ist diese Szene hier erstaunlich unprimitiv. Im Gegenteil finde ich den Moment, in dem Murderbot die potenziellen Angriffsmuster der feindlichen SecUnit durchswitcht und die Attacke schließlich pariert, sogar ziemlich eye-catchy. Mal gucken, was in Zukunft noch auf uns zukommt. Das Intro verspricht jedenfalls eine ganze Horde feindlicher SecUnits.

Mehr Trash!

Außerdem hat Murderbots Grabbelkiste der Trash-Serien Zuwachs bekommen. Neben »World Hoppers«, »Med Center Argala« und »Der Aufstieg und Fall von Sanctuary Moon«, sehen wir in Episode 3 die ersten Ausschnitte aus »Galaxis der Zwietracht« – eine Serie, die irgendwie theatralisch-avantgardistisch anmutet und ziemlich anstrengend zu sein scheint. Murderbots Urteil: »Keine Premium Qualität, aber trotzdem Fun.« Es ist ganz witzig, wie diese Serien als Kontrastfolie fungieren. Während sich Murderbot emotional abkapselt, beobachten wir, wie er sich freiwillig mit übertriebenen menschlichen Dramen auseinandersetzt – halt nur auf dem Bildschirm.

Fazit

Dieses 22-Minuten-Format geht mir echt auf den Keks. Ich würde Murderbot so gerne diggen, kann es aber nicht, denn kaum ist der nächste KLITZEKLEINE Schritt in der Story getan, schwupps, da flimmern schon die Credits über den Bildschirm und die 168-stündige Werbepause geht los. Das ist doch kacke. Davon abgesehen mag ich die Adaption aber immer noch. Und vielleicht wird die Serie auch aufgrund ihrer Folgenlänge später mal eine ähnliche Comfort-Serie wie King of Queens – sofern sie nicht gecancelt wird … (so viele Punkte, die ich machen möchte, um den Subtext mitschwingen zu lassen, kann ich gar nicht machen).

© Apple TV+

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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