Die Zeitmaschine (1960)

Die Zeitmaschine. Ein Objekt, das viele sich wünschen um Vergangenes zu korrigieren oder einen Blick nach vorne zu werfen. Als H. G. Wells 1895 seinen Roman Die Zeitmaschine schrieb, war noch nicht klar, dass dieses Buch ein Schlüsselwerk zur Entstehung des Steampunks sein sollte. Die Verfilmung von 1960 stellt einen Meilenstein der Popkultur dar, gilt sie schließlich als einer der bedeutendsten Genrebeiträge des Stoffes, der immer wieder aufgegriffen wurde.

Am Silvesterabend des Jahres 1899 eröffnet der Wissenschaftler George seinen Freunden, die bei ihm zu Gast sind, dass er eine Zeitmaschine erfunden habe. Ungläubige Gesichter starren ihn an und als er vor ihren Augen ein verkleinertes Modell seiner Maschine in die Zukunft reisen lässt, tun seine Gäste dies als Trick ab. Nachdem seine Freunde weg sind, begibt sich George gekränkten Stolzes zu seiner Zeitmaschine und reist in die Zukunft. Nach Zwischenstopps in den Jahren 1917 und 1940 landet er schließlich weit in der Zukunft, nämlich im Jahr 802.701, wo die Werte von einst keine Rolle mehr spielen…

Gesellschaftskritik anstelle hochtechnologischer Spielereien

Originaltitel The Time Machine
Jahr 1960
Land USA
Genre Abenteuer, Fantasy
Regisseur George Pal
Cast George: Rod Taylor
Weena: Yvette Mimieux
David Filby: Alan Young
Dr. Philip Hillyer: Sebastian Cabot
Laufzeit 99 Minuten
FSK

Das Außergewöhnliche an Georges Zeitmaschine ist vor allem, dass sich die Umgebung um ihn herum verändert. Er springt nicht etwa von Ort zu Ort, sondern bleibt an einem Fleck. Dies ist Resultat einer vorausgegangenen Diskussion bezüglich des Zusammenhangs zwischen Raum und Zeit. So ist er zwischenzeitig sogar in einem Berg eingeschlossen. Erst die paradiesisch anmutende Umgebung in ferner Zukunft bringt ihn dazu, die Maschine zu verlassen. Die Zeitmaschine ist gar nicht so sehr darauf aus, eine möglichst hippe Zukunftsversion zu zeigen. Viel eher wirft sie ihr Spotlight auf die Gesellschaft. Das Volk der Eloi besitzt Spaß im Leben, kennt aber weder Neugier, noch Empathie oder Disziplin. Es gibt keine Arbeit, keine Wertschöpfung und keine Verbindlichkeit. Hier sind Elois und Morlocks das Resultat eines Weltkriegs in ferner Zeit. George sieht diese Entwicklung als Warnung, um die Verantwortung gegenüber der Zukunft nicht entgleiten zu lassen. In seinem Charakter steckt etwas Revolutionäres: Er möchte kein Gefangener der Zeit sein, sondern sie nutzen, um die Menschheit voran zu bringen.

Spiegel der Gesellschaft

Ist Die Zeitmaschine zu Beginn noch vielseitig und weist einen bunten Strauß an Ideen auf, wird die Handlung mit dem Verlassen der Maschine sehr geradlinig. George rettet Weena, verhilft ihrem Volk zur Unabhängigkeit und die beiden verlieben sich.  Vor allem verläuft hier die Entwicklung Schlag auf Schlag und George entwickelt sich plötzlich zur autoritären Führungsperson einer Gesellschaft, die sich zuvor durch Egalhaltung auszeichnet. Hier verpasst der Film logische Erklärungen. Auch die Morlocks sind zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Gefahr, denn George erledigt sie mit nur wenigen Handgriffen. Hier ist fraglich, ob ihr Auftreten überhaupt hätte sein müssen, denn er dient nur dazu, die Eloi zu befreien und Weenas Herz zu erobern. Weena allerdings ist weit davon entfernt, mit George auf Augenhöhe zu sein, sodass sie sich alleine durch ihre Schönheit auszeichnet.

Produzent George Pal (Atlantis, der verlorene Kontinent) wollte zunächst Paul Scofield und Shirley Knight für die Rollen von George und Weena. Schließlich wurden es dann Rod Taylor und die bis dahin unerfahrene Yvette Mimieux, deren Leistungen sich im Laufe des Drehs verbesserten, sodass viele Szenen nachgedreht wurden um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Der Film wurde auch für seine Zeitmaschine berühmt. Sie gehört zu den wichtisten Requisiten der Filmgeschichte und auch die Effekte waren für die damalige Zeit so vorangeschritten, dass sie 1961 mit einem Oscar prämiert wurden.

Die Herangehensweise an die Geschichte ist blauäugig, was allerdings auch wieder zum Charme beiträgt. Die simpel gestrickten Figuren und die überholten Effekte dürften für das heutige Publikum einige Lacher bieten. Dafür ist die Ausstattung umso beachtlicher, die liebevoll gestaltete viktorianische Zeitmaschine mit den roten Polstern sieht einfach klasse aus. Bis auf das Design der Monster, die nach schlecht gemachten Puppen aussehen, weist Die Zeitmaschine eine hohe Detailverliebtheit auf. Der für mich eigentlich interessante Part, nämlich die historischen Ereignisse, kommen eher zu kurz zugunsten der Dystopie, welche stellenweise platt daherkommt. Doch das ambitionierte Ziel der Gesellschaftskritik möchte ich positiv hervorkehren.

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Atticus
Redakteur
5. Oktober 2017 22:05

Der Film weckt Kindheitserinnerungen ^^ Ich glaube ich war 8 oder 9 als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Hoffentlich läuft der Film bald mal wieder im Fernsehen. Den Roman von H. G. Wells will ich auch schon seit längerem lesen. Mal schauen, welches Projekt ich als erstes in Angriff nehmen werde…

Atticus
Redakteur
Antwort an  Ayres
11. Oktober 2017 20:04

Früher lief der Film des Öfteren auf Kabel 1, wenn ich mich noch recht erinnern kann. Vor allem an Feiertagen kamen da immer wieder solche Klassiker (u.a. auch die alten Sindbad-Filme). Aber in den letzten 10 Jahren hat der Sender diese Filme leider weitgehend aus dem Programm genommen.