Paper Girls (Band 4)

Durch einen weiteren Sprung werden die vier Zeitungsausträgerinnen am 1. Januar 2000 ausgespuckt – und in Band 4 ist die Angst vor Y2K nicht ohne Grund dagewesen. Anders als in unserer relativ sicheren Welt spinnen die Computer und alle anderen technischen Geräte nach dem Umschalten der Datumsanzeige von 1999 auf 2000. Erneut sind die Mädchen in vierten Teil von Paper Girls (im Mai 2018 bei Cross Cult erschienen) getrennt und müssen auf die Suche nach ihren Freundinnen, sich selbst und Antworten machen.

Nach der Flucht aus der prähistorischen Vergangenheit landen KJ, Erin, Mac und Tiffany wieder einmal in ihrer Zukunft. Allerdings schaffen sie es ein weiteres Mal nicht, zusammen am selbsen Ort zu landen und so wird Tiffany, auf die in diesem Band der Hauptaugenmerk liegt, mitten in eine Schlacht riesiger Roboter geworfen, die nur sie sieht, während die anderen drei in der “Stony Gate Mall” aufwachen, die, anders als in Band 2 noch offen ist und Ziel von Plünderern.

Das Ende der Welt und der Anfang von allem

Originaltitel Paper Girls Vol. 4
Jahr 2018
Land USA
Genre Science-Fiction, Mystery
Autor Brian K. Vaughn
Zeichner Cliff Chiang
Verlag Cross Cult (2018)

Der erste Tag des neuen Jahrtausends – nun, wie im Comic richtig angemerkt wird, beginnt dies nicht vorm 1. Januar 2001 … aber solche Details sind zweitrangig, schließlich geht die Welt unter! In Brian K. Vaughns vierten Band von Paper Girls setzt die Handlung mit der ersten Nacht des Jahres 2000 ein – alle Befürchtungen, dass die Computer verrücktspielen würden und Chaos ausbrechen würde, sind wahr geworden. Doch während für die Menschheit gefühlt die Welt untergeht (denn das Chaos wird von riesigen Robotern verursacht, die nur niemand sehen kann), geht für den Grand Father seine eigene kleine Welt unter. Auch wenn der Krieg zwischen den verschiedenen Altersgruppen der Zeitreisenden schon lange währt, beginnt es in dieser Nacht, ernst zu werden…

Endlich Antworten

Lange haben die Leser von Paper Girls auf ein paar Antworten gewartet: Warum führen die “Alten” gegen die “Jungen” einen Krieg? Was will jede Seite? Warum kann 2000 ihre Heimatstadt zerstört werden, wenn sie 2016 (siehe Band 2) doch noch steht? Versteckt sich in der Tageszeitung wirklich ein geheimer Code? Auf all diese Fragen bekommt man im vierten Teil der Reihe endlich ein paar Antworten. Erin, Mac und KJ treffen auf Charlotte, die der größte Fan der Zeitreisenden (der jungen Generation natürlich, denn diese haben Ideale), während Tiffany mit ihrem zukünftigen Ehemann konfrontiert wird, dessen Mantel genauso heroisch wie Dantes aus Devil May Cry wehen kann.

Eher ein Füllband

Trotz oder gerade wegen der Antworten fühlt sich dieser Teil eher wie ein Lückenfüller an, der für die kommenden Geschehnisse aufbauend wirken soll. Zwar werden diverse Gespräche weitergeführt (wie zum Beispiel das über die Sexualität einer der Mädchen), aber die Charakterentwicklung bleibt bei allen auf der Strecke. Nur KJ wird sich ihrer Selbst immer sicherer und sticht damit hervor. Auch fehlt diesmal die Vielzahl an popkultureller Anspielungen, allein die fast vollständige Abwesenheit des Apfels fällt auf.

Mit Paper Girls Band 4 haben wir die Auftaktsequenz beendet, wenn man es so nennen will. Jedes der vier Mädchen stand einmal im Fokus und durfte mehr oder weniger brillieren. Erneut sind die Zeichnungen großartig und auch die Ideen gefallen mir weiterhin. Allerdings merkt man diesem Teil auch eindeutig an, dass die Erklärungen im Vordergrund stehen. Ich hätte es besser gefunden, wenn diese Erläuterungen nicht im Block geliefert, sondern geschickt in die Handlung eingebaut worden wären. Es fehlt die Finesse und Verrücktheit der vorherigen Bände. Trotz dass ich viel Spaß beim Lesen hatte, bekommt der neueste Band eine eher mittelmäßige Bewertung.

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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