Boruto: Naruto Next Generations (Staffel 4 & 5)

Im zweiten Jahr der Ausstrahlung seiner eigenen Serie Boruto: Naruto Next Generations hat der Titelheld seinen offiziellen Ninja-Rang erlangt und seine ersten Missionen hinter sich gebracht. Mit dem Ende des Momoshiki-/Chuunin-Examen-Arcs, der Inhalte des 2015 erschienenen Boruto – Naruto the Movie adaptiert und erweitert, hat Boruto nun wie sein Vater Naruto einst seinen eigenen Ninja-Weg gefunden. Zeit für eine weitere Retrospektive.

Nachdem alle aus Borutos Klasse an der Ninja Akademie die Prüfung zu Genins bestanden haben, werden sie in Teams aufgeteilt. Team-Harmonien müssen erst einmal gefunden werden, so auch bei Boruto, Sarada und Mitsuki, die nun mit Konohamaru das neue Team 7 bilden. Einige Differenzen hat Boruto auch immer noch mit seinem Vater Naruto, von dem er sich immer noch nicht so ganz ernst genommen fühlt. Doch der hat noch ganz viel anderes im Kopf, seien es die neuen Erkenntnisse von Sasuke bezüglich einer Otsutsuki Invasion, die einst Kaguya fürchtete oder die Vorbereitung der Chuunin-Examen…

Season 4: Neue Ninja Teams, die Byakuya-Bande und Arbeitsalltag

Originaltitel Boruto: Naruto Next Generations
Jahr 2017
Episoden 70+
Genre Action, Abenteuer
Regisseur Yamashita Hiroyuki, Abe Noriyuki
Studio Studio Pierrot

Den Auftakt der Staffel bildet die erste Mission des neuen Team 7. Darin finden Boruto, Sarada und Mitsuki einen Draht zu Teamwork. In einer Bankraubfolge gelangt Boruto zur Einsicht, dass auch unspannende Aufträge eine Bedeutung haben. Auch der Abklang besteht aus kleineren Geschichten, die einen Einblick in den Arbeitsalltag der neuen Generation der verschiedenen Teams und kleinere Details zum Danach der vorigen Seasons geben. So findet Sumire in ihrem Team mit Wasabi und Namida ihren Platz, während Iwabe sein Stigma als ewiger Wiederholer hinter sich lassen kann. Auch die Generation junger Erwachsener aus Konohamarus Altersklasse wird bei ihrer Arbeit als Mentoren beleuchtet und kann in der Rahmenhandlung einer Recap-Folge gesellig beisammen sitzen und sich betrinken. Zusammen machen diese Alltagshappen etwa die Hälfte der Staffel aus. Die anderen Folgen bilden als Mittelstück den zusammenhängenden Handlungsbogen um die Byakuya-Bande. Handlungstechnisch legt er einige Grundlagen für den folgenden Arc und bindet alle Figuren mit in die Handlung ein. Am prägnantesten fällt dabei Shikadais Rolle aus, der über die Ereignisse am meisten Charakterentwicklung zeigt. Die Staffel bietet viele Slice of Life-Momente, die etlichen regulären Figuren, die schon in der Originalserie Naruto sehr kurz kamen (wie etwa Udon) mehr Charakterausbau geben. Für Figuren außerhalb des regulären Casts sind die Handlungsmotive jedoch weitgehend eindimensional gehalten. Auch die visuelle Qualität in dieser Staffel ist stark unter dem bisherigen Seriendurchschnitt. Die meisten Szenen bestehen aus “Talking Heads”-Dialogen und viele der Standbilder sind zudem eher grobschlächtig gezeichnet.


Season 5: Chuunin Examen, Momoshiki Invasion und Generationenbande 

Vieles der vorigen Staffeln, das lange vor sich hin köchelte, findet einen Siedepunkt: Sasukes lange Reise auf den Spuren Kaguyas nach Indizien einer neuen Bedrohung wird durch eine Konfrontation mit Momoshiki und Kinshiki Otsutsuki in Kaguyas Eisdimension beendet. Infolgedessen bewegt es ihn wieder zurück nach Konoha. Naruto ertrinkt darüber noch mehr in Arbeit (die Chuunin-Examen wollen auch noch vorbereitet werden) und verpasst dadurch die Geburtstage seiner beiden Kinder. Das ohnehin angespannte Vater-Sohn-Verhältnis erfährt über Himawaris Geburtstag einen neuen Tiefpunkt. Als ein wütender Boruto auf den heimkehrenden Sasuke trifft, bittet er ihn daher prompt, sein Lehrmeister zu werden. Abgesehen davon es ihm heimzuzahlen, will Boruto sich aber vor allem vor Naruto beweisen und ernst genommen werden. Das weiß Katasuke (eine Nebenfigur der letzten beiden Staffeln) für sich auszunutzen und dreht ihm seine neueste Erfindung an, mit der er sich durch die Chuunin-Prüfung mogeln kann. Sich beweisen wollen auch die anderen Teilnehmer des Examens, die aus allen fünf Ländern kommen. Während die Gefühle allerorts zum Ende des Examens hochkochen, platzt Momoshiki mit Kinshiki in die Arena. Er ist hinter Narutos immensem Chakra her und unter seinem Angriff erfährt Borutos Generation das erste Mal eine Kostprobe des Schreckens, den ihre Elterngeneration hinter sich hat. Als die fünf Kage sich daraufhin daran machen, Naruto zurückzuholen, gibt es neben einer ordentlichen Portion Actionszenen zwischen Boruto und seinem Vater nicht nur eine Versöhnung der Generationen, sondern auch eine buchstäbliche Ballabgabe.

Der obligatorischer Vergleich: Film- vs. TV-Version

Es lässt sich direkt vorwegnehmen: Staffel 5 ist kein einfaches Copy & Paste des Films. Viel ehre ist es die inhaltlich vollständige Version, welche die Kontinuität des Films fortsetzt. In einem Interview erwähnte der Regisseur Hiroyuki Yamashita, der sowohl beim Film als auch der TV-Serie die Regie inne hat, dass durch Laufzeitbeschränkungen vieles der Schere anheimgefallen ist, was aber mit dem TV Anime richtig gestellt werden solle. Das tut dem Material auch gut, denn Boruto – Naruto the Movie folgt einer klassischen 3-Akte-Struktur, angelegt auf 95 Minuten. Boruto: Naruto Next Generations hat hingegen mit der wöchentlichen TV-Serienausstrahlung bei 20 Minuten Laufzeit ein ganz anderes Format. Die inhaltlichen Unterschiede fallen schon zu Beginn des Arcs auf: Die Spannungen zwischen Naruto und Boruto haben bereits einen langen Vorbau. Sasukes Rolle wird noch einmal aufgefrischt. Die Existenz von Katasukes wissenschaftlichem Ninja Tool wurde schon mit dem Byakuya-Arc eingeführt, sodass es keines Praxis-Tests durch Konohamaru bedarf. Momoshiki und Kinshiki haben schon sehr früh erste Cameos gehabt und es gibt nun zusätzlich einen dritten Otsutsuki. Alte Szenen werden in der TV-Serie häufig in Form von Flashbacks zitiert, um Gelegenheitszuschauer abzuholen. Auch verbal sind Wiederholungen vorhanden: Die Parallele zwischen Borutos Mogelei mit Momoshiki z.B. ist im Film lediglich impliziert, während die Serie das zusätzlich noch dreifach anspricht. Das Ende nimmt die neuen Details mit in die Handlungsstränge auf, mit dem der Manga zu Boruto: Naruto Next Generations (erscheint bei Carlsen Manga) bereits das Ende des Films in ein anderes Licht rückt. Diverse Teile decken sich inhaltlich allerdings auch weiterhin sodass einiges Bildmaterial des Films in den erweiterten Kontext eingebettet wiederverwendet wird. In den frühen Folgen der Staffel (z.B. Sasukes Konfrontation mit den Otsutsukis) macht sich das durch die Qualitätsunterschiede der Animationen in den Szenen direkt davor und danach stellenweise bemerkbar. Für das Finale der Staffel wurde jedoch ein wesentliches Charakterdesign komplett überarbeitet und nahezu alle Actionszenen aus dem Films durch neue Animationen ersetzt. Diese lassen nicht nur TV-Standards hinter sich, sondern auch die des Films. Folge 65 schlug für Animationsenthusiasten der ganzen Welt große Wellen. Den Film kann man damit als Prototyp-Alternative betrachten, die in anderthalb Stunden knapp und prägnant ein Hauptthema verfolgt, während die TV-Serie mehr erzählt, die Themen dafür über weite Strecken verteilt.

Staffel 4 schwächelt eindeutig. Das Dorf der ersten Team 7-Mission oder die Byakuya-Bande sind nicht unbedingt die spannendsten Figuren des Universums. Einiges grenzt ans Lächerliche, auch wenn sich die Serie dessen mitunter selbst bewusst ist. So richtige erinnerungswürdige Animationshighlights hat die Staffel leider auch nicht gerade viele und die ganzen Gegner haben eine klare Tendenz, dem Vergessen anheim fallen zu wollen. Aber in punkto Aufbau alter Nebenfiguren leistet die Serie weiterhin adäquate Arbeit. Nebenfiguren wie Udon oder Hanabi sind in Naruto kaum mehr als Dekoration, hier werden sie nun eigenständige Figuren. Der Aufbau der nächsten Staffeln hat auch schon begonnen (Katasuke hat man sicher nicht das letzte Mal gesehen). Ebenfalls schön zu sehen, dass die Kinder immer noch Kinder sind und auf Grenzen stoßen, ab denen die Erwachsenen übernehmen. Mit Staffel 5 kommt dann endlich der Arc, auf den sich Fans schon seit über einem Jahr eingestellt haben. Teilweise mit relativ viel Geschrei, da viele von einem Dragon Ball Super und dessen Film-Recycling geschädigt zu sein scheinen. Dazu lässt sich von mir jetzt sagen: Yay, ich habe den Film nicht umsonst gekauft und die Serie lohnt sich trotzdem! Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, dass Staffel 5 den Film komplett wiederverwertet und mit neuen Szenen auf TV-Standardqualität ausstaffiert. Am Anfang sieht es auch danach aus, wenngleich einige wiederverwertbare Szenen (z.B. Sasuke und Borutos erster Dialog) neu produziert wurden. (Weil sie Sasuke streckenweise eine Verjüngungskur verpasst haben?) Über andere alte wurde nochmal drübergezeichnet (u.a. Boruto und Konohamarus Szenen beim Rasengan lernen), wobei das qualitativ öfter eher in Richtung Downgrade geht. Staffel 5 sieht definitiv besser aus als Staffel 4, aber wenn man die ersten zwei Staffeln als Maßstab nimmt, sehen viele Teile immer noch wie auf Sparflamme gehalten aus. Da zudem einige lustige Szenen aus dem Film (Konohamaru demoliert versehentlich ein Haus, Naruto-Bunshins am Multitasken) in der TV-Serie nicht wiederverwendet werden, gibt es trotz des Remakes noch genug Gründe, den Film mal wieder aus dem Regal zu ziehen. Diverse neue Charakterszenen sind dennoch durchaus amüsant (Sakura fällt in Ohnmacht ob Sasukes plötzlicher Rückkehr, lol) und da wäre natürlich noch dieses totale Animationsspektakel in Folge 65. Der Film ist in seinen Actionszenen schon ziemlich sehenswert. Die Kämpfe sind beileibe alles andere als schlecht animiert (auch wenn Schattierung und Textur dabei kürzer kommen), doch sehen sie gegen die Sequenzen beim Momoshiki-Endfight im Serienremake sehr alt aus. Ein extra Schmaus ist der Fight sowieso, da sich die recht überpowerten alten Naruto-Figuren über weite Strecken auf die gute alte Taijutsu, Schwertkämpfe und Strategien besinnen müssen, was die TV-Version in neue Höhen treibt (samt etlicher Referenzen zu früheren Kämpfen). Momoshikis neues zweites Design sieht in meinen Augen auch sehr viel besser aus. (Das alte wirkte sehr nach einem Orochimaru Fluchlevel 2, was ich schon immer potthässlich fand.) Die Szene mit dem zentralen Motiv des Arcs (Naruto übergibt Boruto seinen Rasengan) ist auch in der TV-Serie noch einmal aufpoliert. Statt gesprenkelten Standbildern mit Szenen aus Narutos Werdegang präsentieren sich nun die gedanklichen Geister seines Lebens in gleicher Optik wie jene, als Naruto gegen Sasuke im Finale von Naruto Shippuden seinen finalen Rasengan zückt. Die dynamischen Split-Screens desselben ikonischen Finalkampfs finden sich hier auch wieder. Ärgerlich ist da schon, dass Boruto in Japan nur auf DVD erscheint, während Crunchyroll sogar eine 1080p-Version streamt. Vielleicht erbarmt sich KSM Anime eines HD Blu-ray Releases, wenn sie mit dem Release von Naruto Shippuden fertig sind?

Luna

Luna residiert auf dem Mond mit ihren beiden Kaninchen. Als solche hat sie eine Faible für flauschige Langohren und ist auch nicht um die ein ums andere Mal etwas entrückte Sicht auf die Weltordnung verlegen. Im Bestreben, sich verständigt zu bekommen, vertreibt sie gerne die Zeit mit dem Lernen und Erproben verschiedener Sprachen und derer Ausdrucksformen.

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