Captain Phillips

Wenn wir an Piraten denken, stellen wir uns Männer mit Säbeln, wallendem Haar und Kleidung aus dem 16. bis 18. Jahrhundert vor. Dass noch heute um Afrika herum Piraten ihr Unwesen treiben, daran denken wir fast nie. Captain Phillips erzählt die wahre Geschichte des US Frachtcontainerschiffes Maersk Alabama, welches vor der Küste von Somalia von Piraten angegriffen worden ist. Wie sich Tom Hanks (Bridge of Spies – Der Unterhändler) in der Rolle des titelgebenden Captains geschlagen hat, könnt ihr hier nachlesen.

    

Als Richard Phillips seinen Dienst auf der Maersk Alabama antritt, weiß er noch nicht, welche folgenschweren Ereignisse auf ihn warten. Zwar sind er und seine Besatzung darauf vorbereitet einen Piratenangriff abzuwehren, doch scheinen diese Maßnahmen nicht auszureichen. Kaum am Horn von Afrika angekommen, tauchen die ersten feindlichen Schiffe auf. Ein Piratenschiff mit vier Mann schafft es, das Schiff zu kapern. Zwar bewahrt Phillips die Ruhe, doch hat er es mit dem Anführer Muse (Barkhad Abdi, Blade Runner 2049) mit jemanden zu tun, der sich nicht so leicht beirren lässt. Für die Männer aus Somalia steht viel auf dem Spiel, denn sollten sie keinen großen Gewinn aus diesem Schiff holen, würde ihr Warlord sie und ihr Dorf dem Erdboden gleich machen. Es beginnt ein Wettkampf ums blanke Überleben.

Wenn Worte nicht mehr helfen

Originaltitel Captain Phillips
Jahr 2013
Land USA
Genre Drama, Action
Regisseur Paul Greengrass
Cast Richard Phillips: Tom Hanks
Muse: Barkhad Abdi
Shane Murphy: Michael Chernus
Bilal: Barkhad Addirahman
Najee: Faysal Ahmed
Elmi: Mahat M. Ali
Laufzeit 129 Minuten
FSK

Die Handlung des Films lässt sich grob in drei Abschnitt einteilen: Einführung, Angriff und Entführung. Im ersten Teil lernen wir Richard Philipps grob kennen und wissen daher, dass er ein Mann mit Erfahrungen ist. Ihm ist bewusst, dass ihm sein Job viel abverlangt und die Firma, für die er arbeitet, alles immer schneller und billiger erledigt haben möchte. Als er seinen Dienst auf der Maersk Alabama antritt, inspiziert er das Schiff. Der Zuschauer erfährt so von den Abwehrmechanismen, welche extra zum Schutz vor Piraten angebracht worden sind. Trotzdem fällt auf, dass es keine Wachmänner mit Bewaffnung gibt. Kaum hat das Schiff die Gewässer um Somalia erreicht, tauchen die ersten beiden feindlichen Schiffe auf dem Radar auf. Ab diesem Moment zieht die Spannungskurve der Handlung an. Bei allen folgenden Aktionen bleibt der Film so realistisch, wie es ein solches Thema auch verlangt. Die Schrecken eines Piratenangriffs sind daher regelrecht spürbar. Ab dem Moment, in dem die Angreifer es geschafft haben, die Maersk Alabama zu kapern, zeigt sich vor allem, dass Tom Hanks wieder einmal eine Rolle inne hat, die ihm wie auf dem Leib geschnitten ist: Phillips ist ein Mann, der versucht mit Worten die Situation zu regeln. Dies gelingt ihm auch teilweise bis es zu einer Eskalation kommt, die den Film in den dritten Abschnitt führt: Die Entführung von Captain Phillips.

Keine Schwarz Weiß Einteilung

Captain Phillips erzählt auf vielschichtige Weise, wie es zu diesem Zwischenfall kommt. Die jungen Männer aus Somalia, die das Schiff kapern, werden genauso charakterisiert wie der titelgebende Captain. Sie sind nicht einfach nur die Bösewichte, sondern selbst Opfer. Muse und seine Männer waren einst normale Fischer. Die globale Fischindustrie hat ihnen jedoch die Lebensgrundlange weggenommen. Die Bedrohung durch den heimischen Warlord zwingt die Männer zu so außergewöhnlichen Mitteln. Es ist nur zu verständlich, dass sie deshalb auf dem Frachtcontainerschiff alles riskieren. Als Zuschauer wünscht man sich, dass hier eine friedliche Lösung gefunden wird. Doch diese stellt sich schlicht nie ein. Nach der Entführung von Phillips in einem Rettungsboot, entgleitet den Piraten das Geschehen immer mehr. Die US Marine hat derweil den Auftrag erhalten, auf jeden Fall dafür zu sorgen, dass Philipps den somalischen Boden nie berührt.

Eine wahre Geschichte

Captain Phillips basiert auf wahren Ereignissen, die sich im April 2009 ereignet haben. Natürlich stellt man sich die Frage, wie viel der Handlung hinzugedichtet worden ist. Liest man sich jedoch etwas in den Vorfall ein, wird man feststellen, dass Paul Greengrass (Jason Bourne) sehr darauf bedacht war, die realen Ereignisse zu schildern. Barry Ackroyd, der zuständig für die Kamera ist, sorgte durch seine Arbeit dafür, dass der Zuschauer oft den Blickwinkel eines weiteren Besatzungsmittglied hat. Zwar kann man sich daran stören, dass die Kamera oft sehr wackelig geführt wird, aber es hält sich im Rahmen des Erträglichen. Der Soundtrack von Henry Jackman (Kong: Skull Island) ist hingegen oft kaum wahrnehmbar. Besonders hervorzuheben ist das Casting: Tom Hanks überzeugt auf ganzer Linie. Vor allem in den letzten Einstellungen, als seine Figur Phillips nach all dem psychologischen Terror ausrastet. Auf Seiten der Piraten kann Barkhad Abdi seine Rolle mit genug Tiefe versehen, so dass man oft merkt, wie in ihm pro und contra seines Tuns abgewogen wird.

Das Thema Piraten gehört nicht unbedingt zu dem, was ich gerne konsumiere. Doch Captain Phillips hat mich neugierig gemacht, weil es sich hier um einen Film handelt, der auf wahren Ereignissen basiert. Tom Hanks ist einer dieser Schauspieler, dem ich gerne auf der Leinwand zuschaue. Daher war ich gespannt, ob mir der Film gefallen würde. Ich muss sagen, dass mich dreiviertel der Handlung gepackt hat. Die ersten beiden Angriffe der Piraten sind authentisch dargestellt und man kann nicht anders, als mitzufiebern. Jedoch wird der Abschnitt mit der Entführung in meinen Augen etwas zu lang dargestellt. Da wir wie Phillips auf engsten Raum in dieses Rettungsboot gepfercht sind, fehlt schlicht die Abwechslung. Das immer größer werdende Aufgebot an US Schiffen, die Navy SEALs und das Frachtschiff sorgen zwar für bildliche Alternativen, doch zieht sich die Rettung hier und da etwas. Hingegen finde ich es gut, dass der Film nicht einfach dort den Cut setzt, wo Phillips auf das US Schiff in Sicherheit gebracht wird, sondern erst nach ein paar weiteren Einstellungen auf der Krankenstation. Dieser emotionale Zusammenbruch eines Mannes, der bis dahin ruhig und nachdenklich war, geht einem an die Nieren und passt als logischer Abschluss.  Trotz des etwas zähen letzten Teils, empfinde ich den Film über lange Strecken extrem spannend und gut durch seine Schauspieler getragen.

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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