Devil May Cry (2025) (Staffel 1)

Ein roter Mantel, ein ellenlanges Schwert und zwei Wummen in den Händen – so metzelt sich Dante in Devil May Cry seit 2001 durch die verschiedensten Dämonenhorden auf den Konsolen. Seit dem 3. April 2025 prügelt sich der Sprücheklopfer nun beim Streamingdienst Netflix. Die inzwischen zweite animierte Serie – bereits 2007 entstand eine Anime-Serie bei Studio Madhouse – wurde von Adi Shankar (Castlevania) ins Leben gerufen, der sich damit selbst einen Fan-Traum erfüllte. Können die ersten acht Folgen der ersten Staffel die Herzen der Zockergemeinschaft höher schlagen lassen? Und wer kennt den Dämonenjäger überhaupt noch? Der letzte Ableger der Reihe erschien 2019 – da setzt sich schon einmal eine Staubschicht ab. Außerdem: Wie finden Nicht-DMC-Kennende das Konzept über einen Jäger mit tragischer Familiengeschichte, einer Vorliebe für Pizza und einem ständigen Problem mit höllischen Bewohnern? Wir gehen dem Ganzen einmal genauer auf den Grund und berichten, ob sich die Serie eine SSS-Bewertung verdient – schließlich schaut ein langjähriger Fan ganz genau hin.

 

Ein dämonischer Hase stiehlt in den Archiven des Vatikans das antike Schwert des Dämonenritters Sparda. Einst versiegelte der Krieger damit die Pforten zur Hölle, um den Menschen ein friedliches Leben zu ermöglichen. Währenddessen entwickelt sich ein ganz normaler Job für den Dämonenjäger Dante zu einem Höllenritt. Plötzlich hängen ihm nicht nur hordenweise Ungeheuer am Mantelzipfel, sondern auch eine Organisation namens DARKCOM an, hinter der niemand Geringeres als der Vizepräsident der Vereinigten Staaten steckt. Alle haben es dabei nicht auf das charismatische Lächeln des Jungspunds abgesehen, sondern auf dessen Halskette – von der sich der Weißhaarige auf keinen Fall trennen möchte. Sie war ein Geschenk seiner bereits verstorbenen Mutter. Und auch wenn sich Dante nicht mit seiner dunklen Vergangenheit beschäftigen möchte, zwingen ihn die aktuellen Ereignisse dazu.

Ein Devil May Cry-Cocktail im alten Glas mit neuen Zutaten

Originaltitel Devil May Cry
Jahr 2025
Land Südkorea, USA
Episoden 8 (in Stafffel 1)
Genre Action, Fantasy
Veröffentlichung: 3. April 2025

Bei der Inhaltsangabe dürften sich die eine oder andere Augenbrauen leicht skeptisch heben. Denn während einige Elemente nach dem guten alten Devil May Cry klingen, mischen sich einige neue Zutaten mit ins Konzept, weswegen klar ist, dass wir nicht beim dritten Game loslegen, das inhaltlich den Anfang von Dantes Karriere zeigt. Nein, Adi Shankar bastelte sich einen Reboot. Ein Wort, das bei Fans eher die Nackenhaare aufstellt, denken wir da an den 2013er-Game-Reboot und dessen neue Interpretation des Ganzen. Doch werfen wir einen genauen Blick auf die Folgen, bevor wir den Teufel an die Wand malen. Neugierig macht das Konzept schließlich. Im Kern ist die Serie außerdem eine Mischung aus dem ersten und dritten Spiel, weswegen das eine oder andere nostalgische Gefühl aufkommt. Und wo ein Dante ist, ist normalerweise der Spaß ja nicht weit weg. Oder?

Eine Smokin‘ Sick Style-Bewertung für den Teufelsbraten?

An Dante selbst hat sich wirklich nichts verändert. Wobei … doch, die Frisur! Zum Glück aber auch, denn die sieht in der heutigen Zeit ehrlich gesagt etwas passender aus. Am schicken roten Mantel darf sich ohnehin niemand vergreifen, denn gerade der ist sein Markenzeichen, genauso wie seine Bewaffnung, wobei gerade zu seinem Schwert doch noch eine Erklärung fehlt. Schließlich hält das gefühlt jedem Angriff stand. Allgemein bleibt es in Sachen Vergangenheit leider etwas wenig, was uns die zwei Drehbuchschreiber da abliefern, denn bis auf kurze Rückblicke war es das auch schon. Viel eher rücken zwei andere Personen nach und nach in den Vordergrund und stehlen dem coolen Hunter das Rampenlicht. Bleibt zu hoffen, dass in der zweiten Staffel mehr folgt, denn sonst verpasst der Showrunner eine gewaltige Gelegenheit. Bereits in den Games fügte die Handlung nicht alle Puzzlestücke aus Dantes Vergangenheit zusammen. Was immer schon sehr schade war. Dennoch: Dante liefert ab!

Das Märchen vom bösen Hasen und der wütenden Lady

Die zwei Figuren, die ebenso eine große Rolle spielen, sind zum einen Lady, bei der DMC-Fans eine freudiges „Yeah!“ ausrufen, und der mysteriöse Hase, der wahrlich nichts mit dem Eier austragenden Gesellen zu tun hat. Im Gegenteil, ist er die treibende böse Kraft. Dank einiger spannender Geheimnisse bleibt er als Gegenspieler gut in Erinnerung. Gerade das ist der sechsten Folge zu verdanken. Diese unterscheidet sich hinsichtlich Erzählstruktur sowie visueller Darstellung komplett vom Rest der Serie. Sie beleuchtet die tragischen Vergangenheiten zweier Figuren, benutzt dabei kaum Worte, sondern drückt allein mit den Bildern so viel Gefühle aus, dass diese einen emotional voll abholen. Ganz großes Kino. Was übrigens Lady angeht, so teilt diese richtig erstklassig aus. Damit steht sie auf einer Stufe mit dem Mantelträger, was doch Fragen aufwirft, da die Story sie als Mensch verkauft. So wie sie aber einsteckt, ist es too much.

Das Herzstück: die Actionszenen

In der spielerischen Vorlage Devil May Cry dreschen wir nicht einfach auf die Monster ein. Nein, wir tun es so stylisch wie möglich, denn das gibt uns bessere Bewertungen, die uns wiederum Verbesserungen bringen. Daher ist es wichtig, dass dieses Aushängeschild auch bei dieser Umsetzung wiederzuerkennen sein muss, was die Frage aufwirft, wie es da bei Shankars Version aussieht. Gar nicht schlecht. Gerade Dantes Kampf auf einem Motorrad, bei dem er sich die Waffen seiner Gegner klaut, lässt die Herzen von Actionfans frohlocken. Im Finale bleiben jedoch Wünsche offen. Schlicht, weil unser Held da zu simpel vorgeht, dass Vorlagenkennende sich wünschen, kurz die Kontrolle übernehmen zu dürfen, bzw. bereits gefühlt den Controller in der Hand halten. Warum bediente sich keiner an den genialen Combos aus dem Game? Gerade auch was einige Gegner angeht, bleiben diese zu simpel in ihren Angriffsmustern. Dabei baute das Produktionsteam die Bossgegner ein, die immer eine harte Nuss sind.

Wenn sich das Konzept immer weiter vom Original entfernt

Ebenso lässt sich darüber streiten, ob nun die eine oder andere Änderung wirklich hätte sein müssen. Dieser Reboot entfernt sich vom eigentlich interessanten mythologischen Grundthema. Er liefert hingegen wissenschaftliche Theorien und baut das Konzept der Parallelwelten auf, dass fast das Gefühl entsteht, dass ein Dr. Strange gleich im Bild erscheint, der erklärt, dass das Öffnen von Portalen zu anderen Welten keine gute Idee ist. Das alles kann man mögen oder eben nicht. Dass jetzt auch die Handlung in Amerika spielt und politische Entscheidungen eine zentrale Rolle einnehmen, ist kritisch zu betrachten. Einfach weil die Handlung wahnsinnig vorhersehbar und klischeehaft verläuft. Was richtig an Wirkung verliert, ist Dantes Erwachen. Im Vergleich geschieht das im Game in einem richtig stimmungsvollen Aufeinandertreffen, das unvergessen bleibt, während es in dieser Version so an Wirkung verliert, weil zwei dumme Gegner eben kein guter Ersatz für ein Familienmitglied sind.

Nicht jede Design-Entscheidung passt

Ob Megaman– Figur, ein Street Fighter-Arcade-Automat oder die Erwähnung von Racoon City – ständig lassen sich Easter Eggs oder andere Anspielungen finden, die zeigen, dass wahrlich ein Geek hinter dem Projekt steckt. Es macht sehr viel Laune, auf die Suche zu gehen. Nur bei einer Sache hätte sich der Regisseur anders entscheiden sollen: Dass die Anzüge der DARKCOM-Mitglieder eine Referenz an das Game Captain Commando darstellen, ist gut und schön, allerdings sehen diese altbacken aus. Es wirkt, als seien ein paar ausrangierte X-Men rekrutiert worden, die dann ein paar der Strampelanzüge mitgehen ließen. Noch jemand ein Zitat von Wolverine im Kopf? Dantes teuflische Seite ist auch wieder so ein Streitthema, weil das Design recht clean aussieht, was Geschmackssache ist. Was Studio Mir (The Witcher: Nightmare of the Wolf) im Bereich Animationen abliefert, lässt sich sehen. Vor allem das Opening ist ein Hingucker.

Jackpot in Sachen Klangwelt

Green Day, Limp Bizkit und Evanescence sind nur drei tolle Namen bekannter Bands, die beim Soundtrack mitmischen. Mit Casey Edward ist sogar ein Devil May Cry-Veteran dabei. Daher ist auf jeden Fall schnell klar: Dante prügelt sich bei Rocksalven durch die Gegnerhorden und das passt einfach perfekt. Gerade, wenn jede Folge mit dem Openingsong „Rollin‘“ stimmungsgeladen loslegt. Die deutsche Sprachfassung lässt sich auch mehr als hören: Felix Mayer (Yukio Okumura in Blue Exorcist) streift sich den roten Mantel über und verpasst Dante die nötige lässige Art in der Stimme, die er benötigt. Ebenso liefern Farina Brock (Rio Vidal in Agatha All Along) als Lady, Christian Jungwirth (Cley in House of the Dragon) als Baines und Markus Pfeiffer (Scott Lang in Ant-Man and the Wasp: Quantumania) als White Rabbit einen tollen Job ab. Etwas verwirrend wird es in der originalen Vertonung. Johnny Yong Bosch spricht Dante, der sonst die Stammstimme von Nero (Charakter ab DMC 4) ist.

Fazit

Mit Teil 3 in meiner Liste der Lieblingsgames zähle ich mich schon zu den langjährigen Fans, der sich auch durch andere Medien des Franchises konsumierte. Deswegen komme ich nicht drumherum, einige Änderungen kritisch zu sehen oder eben auch nicht zu mögen. Dantes tragische Kindheit geht für mich zu sehr unter. Noch mehr störe ich mich an der Szenerie, wie sein Devil Trigger erwacht, da das Ganze im Game so viel emotionaler verläuft. Klischeehaft, langweilig und vorhersehbar darf man alles rund um die amerikanische Regierung nennen. Dennoch bietet die Serie einige tolle Actionszenen, einen interessanten Gegenspieler und einen Haufen cooler Referenzen. Vor allem Folge 6 ist ein visuelles und musikalisches Erlebnis. Dafür gibt es zwei Daumen nach oben, genauso wie für den Einsatz der audiovisuellen Elemente und die Animationen. Diese hässlichen DARKCOM-Anzüge sind hingegen ein anderes Thema. Größter Pluspunkt bleibt ansonsten Dante selbst, denn der ist noch immer ein liebenswerter Sprücheklopfer und Sympathieträger.

© Netflix

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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