Abara

Eine Bedrohung durch mächtige Monster. Nur ein Held, der alle retten kann, sich aber weigert. Und eine dunkle Organisation, die natürlich ihre eigenen Ziele verfolgt und dafür über Leichen geht. All diese Zutaten stecken in Science-Fiction-Spezialist Tsutomu Niheis Werk Abara, welches dank Manga Cult seit dem 1. Dezember 2022 in schicker Hardcover-Edition erneut das Licht auf dem deutschen Manga-Markt erblicken darf. Vor allem das Wort “Gauna”, welches in der Inhaltsangabe steckt, macht neugierig, denn greifen diese Wesen doch auch schon die letzte Rettung der Menschheit in Knights of Sidonia an. In welchem Zusammenhang beide Werke stehen und ob sich das Lesen lohnt, verraten wir in unserem Review.

   

Die Menschen leben zurückgezogen in einer düsteren, verwinkelten Stadt, die im Schatten der Gosa-Mausoleen liegt. Nach vielen Jahren kommt es dazu, dass ein sogenannter weißer Gauna erscheint, der sofort damit beginnt, Menschen anzugreifen. Die junge Frau Tadohomi sucht daher den einfachen Arbeiter Denji Ito auf. Dieser ist nämlich der Einzige, der das Monster aufhalten kann, denn er besitzt die Fähigkeit, sich in einen schwarzen Gauna zu verwandeln. Ein mächtiges Wesen, das im Kern aber immer noch ein Mensch mit Verstand ist. Denji weigert sich zuerst, allerdings erwacht das Pflichtbewusstsein in ihm und er stürzt in den Kampf. Der Sieg ist ihm schnell sicher. Doch unbemerkt blieb seine Tat nicht und verschiedene Leute beginnen zu agieren, denn Denji alias Kudo galt eigentlich als tot.

Wenn selbst der Autor nicht mehr weiß, was er sich dabei dachte

Originaltitel Abara
Jahr 2005‒2006
Bände 1
Genre Science-Fiktion, Action
Mangaka Tsutomu Nihei
Verlag Manga Cult (2022)
Veröffentlichung: 1. Dezember 2022

Ähnlich wie Biomega leidet auch Abara unter dem Problem, dass schlicht Erklärungen fehlen. Schon der Austragungsort wirft viele Fragen auf, denn was sind alleine diese Mausoleumstürme, die eine wichtige Rolle spielen, aber dessen Aufgaben im Dunkeln bleiben? Auch die Bedrohung durch die weißen Gauna bleibt sehr kryptisch. Was es mit den schwarzen Gegenstücken auf sich hat, erklärt die Handlung dank weniger Texte und Bilder halbwegs verständlich, doch ein paar mehr Worte wären hilfreich. Die einzelnen Zutaten ergeben eine solide Geschichte über dunkle Organisationen und den Kampf gegen eine mächtige Bedrohung, der sich einige entgegenstellen. Nur verpasste der Autor die Gelegenheit, etwas Großes zu schaffen. Doch auch das sieht Nihei selbst so, wie er im ausführlichen Nachwort zugibt, denn er selbst weiß nicht mehr, was er sich bei einigen Szenen damals dachte, als dieses Werk das erste Mal erschien.

Der Held, der Inspektor und geheimnisvolle Dame

Im Bereich der Figuren sieht es nur wenig besser aus. Denji, der eigentlich von Geburt an Kudo heißt, bleibt ein wortkarger, schwarzhaariger Kerl mit gewaltigen Kräften. Seine Ähnlichkeit mit Killy aus Blame! ist nicht von der Hand zu weisen, jedoch fällt das nur wenig ins Gewicht, denn unser Held taucht kaum auf. Viel eher verfolgen wir den von der Strafexekutive herumschnüffelnden Ermittler Sakijima, die undurchschaubare Tadohomi, welche Denji aus der Versenkung holte, und die ebenfalls kämpfende schwarze Gauna Nayuta. Ein paar andere seltsame Gestalten tummeln sich auch auf den Seiten. Allerdings mangelt es bei diesen noch mehr an Charakterausbau, als bei den erwähnten, die ebenfalls nur aus wenigen Eigenschaften bestehen.

Krachende Action in Papierform

Was also bleibt noch von Abara, wenn die Handlung einem Schweizer Käse gleicht und die Figuren es verpassen, mehr als nur Striche auf dem Papier zu sein? Die Antwort folgt auf dem schwarzen Fuße: Action! In den fulminanten, spektakulären Konfrontationen zeigt sich die Stärke des Bandes. Alleine schon Denjis erster Kampf zieht einen in seinen Bann, denn Niehis starke Schwarz-weiß-Zeichnungen entfalten eine gewaltige Anziehungskraft. Auch spätere Gefechte sehen einfach klasse aus. Da stört es fast schon nicht mehr, den ohnehin nur dünnen Handlungsfaden zu verlieren, da sich die Ereignisse überschlagen. Gegen Ende bleibt dann großer Raum für Interpretationen. Und um auf unsere erste Frage zurückzukommen: Verbindet Abara etwas mit Knights of Sidonia? Vielleicht, denn es kommt darauf an, wie wir das Ende verstehen können/sollen/dürfen.

Fazit

Abara fällt auch nicht aus dem Raster von Niheis früheren Werken, die alle darunter leiden, dass der Autor es nicht schafft, seine Handlung mit Hintergrundinformationen so zu füttern, sodass Lesende einfach alles auf Anhieb verstehen. Dabei startet die Geschichte mit einem ansprechenden Szenario, dass sich dann nur in seltsamen Abläufen verliert. Schade auch, dass die Figuren so austauschbar und blass bleiben. Der kurze traurige Rückblick auf Denjis Vergangenheit hätte ausführlicher so viel hergemacht und uns die Tragik hinter der Figuren greifen lassen. Jedoch nutzte der Autor diese Chance nicht. Im Gegenzug lohnt ein Blick auf die eindrucksvollen Kämpfe und die ansprechenden finsteren Zeichnungen und Schauplätze. Bleibt unterm Strich ein Werk nur für Fans des Autors.

© Manga Cult


Veröffentlichung: 1. Dezember 2022

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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