Von Wein, Verfilmungen und Terry Pratchett ‒ Ben Aaronovitch stellt sein neues Buch vor

Eine Woche lang brachten der dtv Verlag und die Buchhandelskette Hugendubel britische Magie in den Süden Deutschlands. Ben Aaronovitch, bekannter Autor der Peter Grant-Reihe, stellt seinen neuen Roman Der Oktobermann vor und wurde dabei von dem erfahrenen Hörbuchautor Uve Teschner begleitet. Neben einer ausverkauften Lesung am Freitag in München konnte sich der Brite zudem darüber freuen, nun Auflagenmillionär zu sein. Dafür gab es eine schicke Torte des deutschen Verlags, die man auf seinem Instagram-Account bestaunen darf. Unter das überwiegend weibliche Publikum hatte sich auch unsere Redakteurin gemischt.

Seit dem 20. September 2019 steht Ben Aaronovitchs neuester magischer Streich in den Läden. Dabei sticht Der Oktobermann aus seiner bekannten Krimireihe mit dem Zauberlehrling Peter Grant hervor, denn diesmal spielt die Handlung in Deutschland. Besser gesagt in der ältesten Stadt Deutschlands (zumindest solange keine Leute aus Worms im Publikum sitzen) Trier und mit dem Kriminalkommissaren Tobias Winter. Kein Wunder also, dass die Leserunden am 7. Oktober in genau dieser Stadt anfingen. Die Abschlusslesung fand dann am 11. Oktober in der bayrischen Hauptstadt München statt. Im zweiten Stock der Buchhandlung am Karlsplatz, wo noch extra Stühle organisiert werden mussten, da alle Tickets verkauft waren. Es wurde kuschelig rund um das Podest, auf dem die beiden bärtigen Männer Platz nahmen.

“Ich versuche es interessant zu machen“

Schaute Frau sich um, so saßen nur wenige Herren im Publikum. Was auch dem Autoren nicht entging und dieser nachfragte, ob auch Vertreter des männlichen Geschlechts freiwillig oder nur auf Geheiß der Ehefrau oder Freundin anwesend waren. Nur wenige Hände hoben sich, woraufhin Aaronovitch mit einem mitfühlenden Blick versprach, den Abend so interessant wie möglich zu halten. Seine Worte sollte der 1964 in London geborene Autor einhalten. Das Publikum merkte schnell, dass der Brite Lust zum Reden hatte und gerne auf Fragen ausführlich antwortete. Für all jene mit schlechteren Englischkenntnissen übersetzte Uve Teschner, der wiederum selbst den einen oder anderen Witz einbaute. Die Chemie auf der Bühne stimmte, was kein Wunder war, denn es handelt sich bereits um die fünfte gemeinsame Lesung. Uve Teschner dürfte Hörbuchkonsumenten ein Name sein, denn unter anderem spricht er die Harry Hole-Hörbücher von Autor Jo Nesbø ein. An diesem Abend las er drei ausgewählte Szenen aus Der Oktobermann vor, die die Gäste auf das Abenteuer einstimmten. Dabei variierte er die Stimme nur minimal, stellte damit aber eine Vielzahl an unterschiedlichen Charakteren gekonnt dar. Viele Lacher erzielte er mit der Umsetzung von Elton Schusters, dessen sächsischen Akzent er perfekt sprach.

Eine Geschichte wie von einem deutschen Autor

Die drei kleinen Szenen gaben uns ein wunderbares Gefühl dafür, wie sehr sich Ben Aaronovitch in das Thema eingearbeitet hat. Gerade viele kleine Details zeugen davon, dass er viel Konversation über Twitter mit deutschen Lesern führte und so nun zum Beispiel mehr über ostdeutsche Zigarettenmarken weiß als die meisten Deutschen. Der Autor verriet, dass es gleichwohl in der heutigen Zeit viel einfacher von statten geht, an Informationen zu kommen. Von Seiten der Zuhörer gab es diesbezüglich viele Fragen. Neugierig waren alle vor allem darauf, warum der Roman ausgerechnet in Trier spielt und nicht in einer der größeren bekannteren Städte, wie zum Beispiel Frankfurt oder eben München. Daraufhin verriet der Brite, dass Leute vor allem einen starken Bezug zu einem Ort besitzen, wenn dieser eher nicht so groß ist, daher auch die starke Bindung zu Stadtteilen bei großen Städten. Jedenfalls liegt diese Wahrnehmung bei ihm vor, wobei er nach London jeden Ort als klein ansieht und dabei lacht. Um ein gutes Gefühl für die Stadt zu bekommen, besuchte Aaronovitch Trier mehrfach. Doch warum ausgerechnet das Thema Wein in seiner neuen Geschichte? Tja, auch hieran sind die Twitter-Nutzer schuld, denn auf die Frage, was in Deutschland den Herbst so ausmacht, folgte eine Antwort der Weintrinker. Interessanterweise halten die Briten Deutschland nicht für ein Weinland, weswegen er ein komplett neues Bild zu Hause erschuf.

Von Isaac Newton und Terry Pratchett

Neben einem Einblick in den neuen Roman folgten auch Auskünfte zum bestehenden Franchise, wie zum Beispiel über die Sache mit der Magie und Isaac Newton. Schon im ersten Band Die Flüsse von London erklärt Thomas Nightingale seinem neuen Schützling, dass der englische Naturforscher die Prinzipien der Magie feststellte und niederschrieb. Doch warum wählte Aaronovitch gerade diesen Mann für diese Rolle aus? Die Antwort fällt Terry-Pratchett-Leserinnen im Publikum leicht. Der 2015 verstorbene britische Fantasy-Autor stellt in einer seiner Geschichten klar, dass wenn ein Mensch für die Aufgabe der Magieerforschung existiert, dann kann es nur Isaac Newton sein. Einem Herrn Pratchett wollte Aaronovitch nicht widersprechen; ein allgemeines Zustimmen der anderen Anwesenden im Raum. Neben diesem Einblick verriet der Brite noch, dass er Klischees, sofern möglich, vermeiden möchte. Deswegen auch keine Lederhosen in der Handlung oder, wie sich die eine oder andere Leserin denken kann, auch die etwas anderen Einhörner im fünften Band Fingerhut-Sommer.

Blick in die Zukunft

Viele Neuigkeiten, über die sich die Leserschaft freuen konnte, wurden an diesem Abend verkündet. Noch drei weitere Kurzromane werden erscheinen, welche die anderen Jahreszeiten abdecken werden. Der Sommer wird von der jungen Dame Abigail präsentiert, der Winter von CIA-Agentin Kimberley Reynolds. Die größte Resonanz von seitens der Zuhörerinnen gab es für das Frühlingsabenteuer, bei dem wir einem jungen Thomas Nightingale über die Schulter blicken dürfen. Viel Grund zur Freude. Doch noch mehr, dass der neue Fall für Zauberlehrling Peter Grant schon komplett fertig geschrieben ist. “False Value, so der englische Titel, erscheint im Februar 2020. Wann genau die deutsche Veröffentlichung erfolgen wird, steht noch nicht fest. In Sachen Verfilmung hatte der Brite unglücklicherweise keine positiven Neuigkeiten. Zu hoch sind die Kosten für die Umsetzung seiner Bücher, denn viele Szenen spielen an beliebten Orten in London. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, denn bei einer Beteiligung durch Amazon oder Netflix sähe das Projekt schon wieder anders aus. Daher weiter Daumen drücken!

Peter und Tobias, ein zukünftiges Team?

Und wie sieht es mit einem gemeinsamen Fall von Peter Grant und Tobias Winter aus? So die Frage einer Leserin, die damit das wissen möchte, was sich der eine oder andere auch schon überlegt hatte. Für den Briten keine leichte Antwort, die ihm da über die Lippen geht. Seine Romane sind aus der Ich-Perspektive geschrieben, weswegen die Frage wäre, wer hier wen kennenlernt: Peter Tobias oder Tobias Peter. Aktuell weiß er daher noch nicht, ob die beiden sich treffen werden, jedoch hängt viel davon ab, was die Figuren wollen. Schließlich schreien und nerven die ihn so lange, bis er etwas mit ihnen anstellt. Daher wird es wohl auch nicht bei einem einzigen Tobias-Winter-Fall bleiben. Bei dem Deutschen handelt es sich nämlich um ein ziemlich gründliches, sowie hartnäckiges Exemplar. Doch für ein neues Buch muss noch einiges an Recherche erfolgen, bzw. gegessen und getrunken werden.

Viel zu schnell ging die Zeit vorbei, doch zum Abschluss nahm sich der Autor die Gelegenheit für viele Autogramme, Fotos und weitere Fragen. Das freundliche Personal von Hugendubel half Ortsfremden auch wieder aus dem Laden heraus in eine warme Oktobernacht. Ob die Göttin der Isar gerade auch einen Blick über die Stadt schweifen lässt?

Den Autor einer seiner Lieblingsbuchreihen live zu erleben, dabei handelt es sich immer um etwas Besonderes. Wenn dann noch die Stimmung im Raum so locker, humorvoll und entspannend ist, dann kann man sich fast nichts mehr wünschen. Den beiden Herren auf der Bühne merkte Frau an, dass sie gerne anwesend sind, selbst Spaß haben und wahrscheinlich noch länger geredet hätten, wenn es nicht doch so etwas wie ein Zeitlimit gibt. Mit zwei Autogrammen ging ich an diesem Abend glücklich zum Hotel und kann nur sagen, dass sich der Abend für mich voll und ganz gelohnt hat. So viele Einblicke, so tolle Neuigkeiten, was möchte ich mehr? Gut, den nächsten Band!

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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