The Revenant – Der Rückkehrer

Es ist der Film, der Leonardo DiCaprio (Inception) 2016 seinen ersten Oscar einbrachte: The Revenant – Der Rückkehrer. Basierend auf dem Roman Der Totgeglaubte, welcher real existierende Ereignisse wiedergibt, erzählt Alejandro González Iñárritu (Birdman) eine unter die Haut gehende Geschichte über Verlust und Rache. In beeindruckenden Landschaften muss ein Mann mit ansehen, wie sein Sohn ermordet und er selbst zum Sterben zurückgelassen wird. Warum der Film nichts für Zartbesaitete ist und bei Kritikern und Publikum viel Lob eingeheimst hat, schauen wir uns genauer an.

1823 unternimmt ein Trupp, angeführt von Captain Andrew Henry, eine Expedition, um Felle zu erbeuten. Unter den Männern befinden sich der erfahren Hugh Glass und sein Sohn Hawk (Forrest Goodluck, The Miseducation of Cameron Post), dessen Mutter eine Pawnee-Indianerin ist. Plötzlich greifen Arikaree-Indianer das Lager an und die Männer müssen die Flucht ergreifen. Dabei verlieren viele ihr Leben und auch einen Großteil ihrer Beute. Die Überlebenden entscheiden sich, den gefährlichen Weg über die Berge zu versuchen, da sie glauben, dass der Fluss überwacht wird. Hugh Glass soll sie führen, weswegen er immer wieder vorausgeht, um das Gelände abzusichern. Dabei trifft er eines Morgens auf eine Grizzlybärin. Es kommt zu einem tödlichen Kampf, bei dem Glass gerade so überlebt. Sein Leben hängt jedoch an einem seidenen Faden. Verfolgt von den Arikaree und unter den Bedingungen der eisigen Landschaft treffen die Männer eine schwere Entscheidung.

Visuell gewaltig, brutal und so nah an der Realität

Originaltitel The Revenant
Jahr 2015
Land USA
Genre Abenteuer, Drama, Thriller
Regisseur Alejandro González Iñárritu
Cast Hugh Glass: Leonardo DiCaprio
John Fitzgerald: Tom Hardy
Captain Andrew Henry: Domhnall Gleeson
Bridger: Will Poulter
Hawk: Forrest Goodluck
Laufzeit 156 Minuten
FSK

The Revenant – Der Rückkehrer fackelt nicht lange und präsentiert nach nur wenigen Minuten den Angriff auf das Lager. Hierbei fühlt sich der Zuschauer regelrecht in das blutige Geschehen gezogen. Zu verdanken ist dies der Arbeit von Emmanuel Lubezki (Gravity), der dem Zuschauer mit wenigen Schnitten und langen Kamerafahrten das Gefühl gibt, mittendrin zu sein. Kaum ist der Angriff überstanden, wird es inhaltlich trotzdem nicht entspannter. Schließlich lauert die permanente Bedrohung eines weiteren Angriffs über der Gruppe. Außerdem demonstriert die Natur ihre Macht mit aller Kraft. Diese ist in solch allumfassenden Aufnahmen eingefangen, dass die sich Seele hier verlieren könnte. Es regnet, es schneit und das wenige Tageslicht, das eingefangen wird, fügt der angespannten Lage eine weitere dunkle Nuance hinzu. Ein besonderes Highlight stellt der Angriff der Bärin dar. Dieser ist so real animiert, dass der Zuschauer schlicht vergisst, dass es sich um eine gestellte Szene handelt. Das Fehlen von Musik bewirkt, dass das Stöhnen, Schnaufen und Knacken von Knochen noch mehr wahrgenommen wird. Hier zeigt sich erneut, dass der Film so realistisch wie möglich seine Geschichte erzählen möchte. Neben der Bildsprache ist es auch dem Soundtrack zu verdanken, dass in The Revenant – Der Rückkehrer nicht nur eine packende, sondern auch eine mystische Stimmung entsteht. Alva Noto und Ryūichi Sakamoto (Little Buddha) liefern hier ein Werk ab, das zwischen sanften und drängenden Klängen abwechselt.

Glaubhaftes Überleben einer tragischen Figur

Dass Glass nach dem schweren Angriff der Bärin nicht stirbt, verdankt er Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson, Star Wars: Die letzten Jedi), der ihn ärztlich versorgt. Auch im späteren Verlauf wird logisch und glaubhaft erklärt, warum er seinen Überlebenskampf fortsetzen kann. Dabei spielt Glück genauso eine Rolle wie die mitgebrachten Fähigkeiten. Der Grund, warum der Mann nicht einfach aufgibt, wird ausführlich erklärt. John Fitzgerald (Tom Hardy, Venom) ermordet Hawk vor seinen Augen. Er selbst wird zum Sterben der Natur überlassen, obwohl es eine Vereinbarung gibt. Über surreal wirkende Träume vermittelt der Regisseur, welch tragisches Schicksal Glass schon vor dem Bären erleiden musste. Emotional ist daher der Zuschauer bei dem Jäger und drückt ihm die Daumen. Das einfache Motiv der Rache reicht aus, um die Handlung über weite Strecken zu tragen. Jedoch hätten einigen Szenen ruhig etwas kompakter sein können. Dauerhaft fesselnd ist jedoch die Frage, wie Glass völlig auf sich allein gestellt überlebt. Leonardo DiCaprio gibt bei seiner Darstellung alles. Da er über weite Strecken nicht reden kann, verkörpert er seinen Kampf oft nur mittels seiner Körpersprache. Das tut er so gut, dass der Zuschauer gebannt ist, wie er durch die Gegen robbt, humpelt, sich versteckt, kämpft und die Flucht antritt.

Die Verkörperung eines Fieslings

Neben Glass Rachereise erzählt The Revenant – Der Rückkehrer noch drei weitere Handlungsstränge. Besonders geschickt ist dabei jener eingeflochten, der von den Arikaree-Indianer handelt. Diese haben das Lager nicht einfach so angegriffen, sondern suchen die entführte Tochter des Stammesoberhaupts. Im Laufe der Handlung kommt es diesbezüglich zu zwei Überraschungen. Des Weiteren vergisst der Film seine anderen Figuren nicht und zeigt deshalb, wie diese ihren Kampf mit der Natur auf sich nehmen. Bei John Fitzgerald stellt sich vor allem die Frage, ob er so lange am Leben bleibt, dass Glass seine Rache bekommt. Tom Hardy, der den dauermeckernden Mörder verkörpert, muss sich hinter DiCaprio nicht verstecken. Er verleiht der Figur genug Tiefe, so dass das Finale seine volle Wirkung entfaltet. Der Zuschauer erlebt einen spannenden, packenden Kampf der beiden Männer. Dieser endet mit einer unerwarteten Wendung, da Glass seine Rache nicht durchzieht, aber Fitzgerald seine gerechte Strafe erlebt.

Fazit

The Revenant – Der Rückkehrer ist aus filmischer Sicht ein interessantes Werk. Er packt mich durch gewaltige Naturaufnahmen, die mir das Gefühl geben, klein und unbedeutend zu sein. Der Einsatz der Musik, der oft dezent und dann wieder stark präsent sind, ist perfekt gewählt. Genauso wie die Schauspieler, die allesamt eine gewaltige Leistung an den Tag legen. Es freut mich, dass Leonardo DiCaprio für seine Rolle als Glass einen Oscar bekommen hat. Das ist wirklich verdient, denn wie Glass ums Überleben kämpft, sucht schon seinesgleichen. Daher lässt mich der Film auch über weite Strecken nicht aus seinen Fängen, da ich wissen möchte, wie sein Kampf ausgehen wird. Glass` Reise ist geprägt von Hochs und Tiefs, bei dem es jeden überlassen ist, zu entscheiden, was er am Schlimmsten findet. Ich schwanke persönlich zwischen dem Bärenangriff, der wirklich unter die Haut geht oder dem Sturz mit dem Pferd in die Schlucht. Glass nimmt das tote Tier aus, um darin Schutz zu suchen.  Die eine oder andere Szenen hätte in meinen Augen kürzer sein können.

©20th Century Fox

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Alva Sangai
Redakteur
5. Februar 2019 18:25

Mich hat der Film irgendwie nicht überzeugt. Hab mich zum Teil gelangweilt. x__x Das Leonardo DiCaprio seinen ersten Oscar bekommen hat, hat mich gefreut 😀 Aber ich finde er hätte ihn schon viel früher verdient. 😉

Ayres
Redakteur
18. Februar 2019 20:13

Hätte den Film damals zu gerne im Kino gesehen. Shame on me, ich bin Oscar-Filme einfach immer zu schnell übergangen und habe mir eingeredet, dass diese Mainstream-Blockbuster ohnehin nichts für mich seien… Insofern bin ich froh, dass ich mir The Revenant dennoch ein paar Jahre später angesehen und mittlerweile sogar gekauft habe. Es ist Alejandro González Iñárritu! Da wird mir schon ganz warm ums Herz, denn man merkt das dem Film auch an, ohne den Namen des Regisseurs zu kennen. Tolle Regie und vor allem beeindruckende Kameraarbeit. Der Bär ist die packendste Szene des Films, obwohl es so viele vergleichbare ähnlich spürbare Momente gibt. Aber dass sich der Bär erholt und dann nochmal angreift, ist so nachvollziehbar, dass man meinen könnte, hier eine Tierdoku zu sehen.