Godzilla x Kong: The New Empire

Godzilla vs. Kong war eine klare Sache. Affe gegen Echse. Aber x? Multiplikation? Küsschen? Werden die zwei Leinwandgiganten jetzt gute Kumpels? Oder gar ein Liebespaar? Aber wen haben sie dann zum Verhauen? Und warum erstrahlt Godzilla jetzt in Rosa? Regisseur Adam Wingard (Godzilla vs. Kong) schickt schon zum zweiten Mal Godzilla und King Kong im Doppelpack auf die Leinwand. Ob sie sich küssen, schlagen oder gemeinsam die Welt retten, kann man seit dem 7. April 2024 im Kino erleben. Und dabei am besten einen Saal mit möglichst großer Leinwand wählen.

 

Nachdem King Kong und Godzilla schon einmal aufeinander getroffen sind, wurde dafür gesorgt, dass sie so weit wie möglich voneinander getrennt werden. Nicht, dass die beiden Alphakerle mangels gemeinsamer Gegner unaufhörlich “Es kann nur einen geben”-Kämpfe austragen. Nun residiert Kong in den weiten Landschaften der Hohlerde, während Godzilla auf der Erdoberfläche die Menschheit vor anderen Titanen beschützt. Etwa vor einer gigantischen Meeresspinne, die durch Rom stakst. Die kleine Jia, das gehörlose Kind vom untergegangenen Stamm der Iwi, das mit Kong per Zeichensprache kommunizieren kann, ist nun ein Teenager mit Identitätsproblemen, während Adoptivmama Ylene Andrews (Rebecca Hall, The Gift) aus der Ferne Kong betreut. Ein merkwürdiges Signal gibt ihr Rätsel auf. Kong spürt es, Godzilla spürt es und Jia spürt es auch. Während Godzilla sich daran macht, noch mehr Energie in sich aufzunehmen und so noch stärker zu werden, entdeckt Kong ein weiteres, unerforschtes Territorium unter der Hohlerde, wo er endlich auf Artgenossen trifft. Nur, dass sie ihn wenig freundlich empfangen, weil sie unter der Tyrannei des bösartigen Riesenaffen Skar King leben. Ylene stellt ein Team zusammen, um in der Hohlerde nach dem Rechten zu sehen. Dort können sie Kong verarzten, der im Kampf gegen Skar King Prügel bezogen hat und treffen auf die letzten Iwi, die die Riesenmotte Mothra verehren und das Signal gesendet haben, das Kong und Godzilla zum gemeinsamen Kampf gegen Skar King rufen soll. Wenn Godzilla nur nicht so begriffstutzig wäre. Als er bei den Pyramiden auf Kong trifft, hat er erst einmal nur Angriff im Sinn. Bis Mothra und Jia ihn zum gemeinsamen Gegner lenken: Skar King und seinen Eisdrachen.

Von Echsen …

Originaltitel Godzilla × Kong: The New Empire
Jahr 2022
Land USA
Genre Action, Fantasy
Regie Adam Wingard
Cast Ilene Andrews: Rebecca Hall
Bernie Hayes: Brian Tyree Henry
Trapper: Dan Stevens
Jia Andrews: Kaylee Hottle
Iwi Königin: Fala Chen
Mikael: Alex Ferns
Hampton: Rachel House
Harris: Ron Smyck
Jayne: Chantelle Jamieson
Lewis: Greg Hatton
Laufzeit 115 Minuten
FSK
Kinostart: 7. April 2024

Wer gehofft hat, Kong und Godzilla den ganzen Film hindurch als Kumpels zu erleben, der wird enttäuscht. Den größten Teil des Films agieren sie getrennt. Zwar haben sie eine ähnliche Eingangssequenz: Kong kämpft gegen Monster und beschmaddert sich mit grünem Glibber, Godzilla kämpft und beschmaddert sich mit gelbem Glibber. Doch dann ist die Gemeinsamkeit bis kurz vor Schluss auch schon zu Ende. Denn Kong könnte Kameradschaft, Godzilla nicht. Zwar hat er in den vielen Vorgängerfilmen immer wieder Mitstreiter, aber das beschränkt sich strikt auf den Kampf. Soziale Interaktion ist einfach nicht sein Ding. Deshalb bekommt er das, was er am besten kann: Monster verprügeln, Architektur zerstören. Was ganz zu Anfang der Ära Godzilla noch bedrohlich an die Atombombe gemahnte, ist mittlerweile purer Schauwert mit ironischem Sahnehäubchen. Welche ikonische Hauptstadt der Welt hat er noch nicht vewüstet? Rom? Paris? Rio de Janeiro? Dabei hat man nicht mehr das Gefühl, dass die Städte, durch die er trampelt, bewohnt sind. Aber dass er Roms Tiber-Brücken einstampft, ist schon ein kleiner Schreckmoment. Dafür ist es zuckerniedlich, wie er sich ins Colosseum kuschelt wie in ein Hundekörbchen. Auch ein Power Up ab und zu ist wichtig, damit ein wenig Dynamik dazu kommt. Allerdings nur ganz minimal. Nach einem ordentlichen Energieschub erstrählt Godzilla nun in Rosa, statt in Blau. Ist er jetzt viel stärker? Sein Kampfstil bleibt eigentlich gleich. Der erinnert, besonders, wenn er gegen Kong, einen weiteren Humanoiden auf zwei Beinen, antritt, an wuchtige, erdige Wrestling-Moves mit hohem Schauwert. Godzilla x Kong: The New Empire tut für seine Echse schon, was er kann. Die kann nicht viel, aber das richtig gut. Und bekommt im Finale sogar einen speziell auf sie zugeschnittenen Gegner: Wo Kong gegen einen anderen Affen antritt, ist der Echsen-Gegner ein Eisdrache. Wer einst Yu-Gi-Oh! gespielt hat und an der Karte des blauäugigen weißen Drachen mit eiskaltem Blick besonders hing, der lächelt jetzt vermutlich wehmütig.

… und Affen …

Dass Godzilla so viele Momente des Ruhms bekommt, ist bitter nötig. Denn eigentlich würde ihn Kong gnadenlos an die Wand spielen. Emotion und Mimik hauen das Publikum einfach viel mehr um als bloßes Kämpfen und Zerstören. Und Kong kann davon endlich ganz viel zeigen, denn er muss sich nicht mehr mit einem winzigen Menschlein als Gegenüber begnügen. Als er in den einsamen Weiten der Hohlerde ein neues Level freischaltet … äh, ein unerforschtes Gebiet entdeckt, trifft er auf Artgenossen. Jede Menge Affen also. Was Godzilla x Kong: The New Empire an einen anderen Affen-Film mit ganz ähnlichem Titel heranrutscht: Planet der Affen: New Kingdom. Menschenaffen mit intelligentem Blick und bedrohlichen Absichten machen sich gut, hier wie da. Nur dass Kongs Affen riesig sind und nicht sprechen. Den Neuankömmling greifen sie erst einmal an. Aber dennoch geht auch ein Feuerwerk der Kommunikation los. Ohne Worte natürlich, es sind ganz normale Affen. Aber durch Mimik, Gestik, Körpersprache. Ganze Szenen kommen völlig ohne Dialoge aus, weil sich alles über Blicke und Gesichtsausdrücke erzählt. Misstrauen, Hass, Angst, Angriffslust. Allen voran natürlich das Affenbaby mit den grünen Kulleraugen. Suko heißt es laut Wikipedia, da die Affen nicht sprechen, wird der Name nie genannt. Die Affenversion von Minilla, dem Godzilla-Baby, das mit Papa Rauchringe pusten lernt. Hier bekommt Kong diese Überdosis Niedlichkeit. Doch Suko ist längst nicht so lieb, wie sein Glubschi-Blick vermuten ließe. In seiner boshaften Putzigkeit, seiner Jämmerlichkeit und Hinterlist wirkt er, als ob Andy Serkis (Der Herr der Ringe) ihm Leben eingehaucht hätte wie einst Gollum.

… und Menschen

Menschen in Godzilla-Filmen. Immer ein schwieriger Punkt. Irgendwie wichtig, um den Handlungsfluss in die rechten Bahnen zu leiten, aber halt so völlig ohne Monster-Charisma. Diesmal ist die Truppe um die Wissenschaftlerin Ylene Andrews mit einem flapsigen Titanen-Tierarzt, einem angstquasselden Podcaster, einem brummigen Piloten und einem Mädchen mit besonderen Fähigkeiten ganz gut aufgestellt, um für einigermaßen unterhaltsame Dialoge, ein wenig Hilfestellung für Kong und das Verknüpfen von Handlungselementen zu sorgen. Sicher, Jias pubertärer Selbstfindungs-Konflikt zwischen der Suche nach ihren Wurzeln und der Liebe zu ihrer Adoptivmutter hat längst nicht das emotionale Feuer, das zwischen dem Angstbeisser Suko und und Ersatz-Papa Kong lodert. Aber das ist ein unfairer Vergleich, Affenbabys spielen einfach in einer ganz anderen Liga als verschlossene Teenager. Belassen wir es dabei, dass die Menschen in Godzilla x Kong: The New Empire ihre kleine Rolle ordentlich ausfüllen.

Fazit

Wer sich jetzt ärgert, dass der Titel ein klein wenig eine Mogelpackung ist, der hat recht. Aber das waren in Godzillas langer Geschichte schon so einige Filmtitel. Wer sich fragt, was daran logisch ist, wenn 100-Meter-Monster Städte verwüsten, der wird keine befriedigende Antwort bekommen. Wem es gegen den Strich geht, dass zwischen Affe und Echse die Menschen so wenig zu tun und zu sagen haben, der hat Gelegenheit zum Unmut. Aber all das ist bei Godzilla x Kong: The New Empire nicht der Punkt. Was der Film durchgehend richtig macht, ist, immer wieder und im richtigen Moment einen neuen Gegner, einen sehenswürdigen Schauplatz oder ein Power Up aus dem Hut zu zaubern, sodass Kong und Godzilla immer wieder aufs Neue glänzen können. Dazu noch eine Schippe kulleräugige Sentimentalität mit genau der richtigen Dosis Sarkasmus, um es verdaulich zu machen. Ich will jetzt ein Suko-Glubschi! Und einen rosa erstrahlenden Plastik-Godzilla! Die gibt es schon, ein Kino-Werbespot zielt direkt auf Kinderaugen und Eltern-Portemonnaies.

© Warner Bros.  

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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