Solaris

Ein öder Planet, der fast nur von einem riesigen Ozean bedeckt ist. Außer dem Ozean gibt es kein Leben. Tag und Nacht wechseln sich die zwei Sonnen ab – das ist Solaris. Die große Zeit der Erforschung von Solaris ist schon vorbei, aber trotzdem gibt es noch eine Forschungsstation auf dem Planeten, doch auf dieser scheint alles in Ordnung zu sein. In seinem Roman Solaris beschreibt Stanislaw Lem die Vorgänge auf der Station. Das Buch wurde dreimal, unter anderem auch von Andrei Tarkowski, verfilmt und gilt als ein Meisterwerk des Science-Fiction-Genres. Dabei spielt Lem nicht nur mit der Wahrnehmung seiner Figuren im Buch – auch der Leser muss sich selbst immer wieder hinterfragen.

   

Psychologe und Astronaut Kris Kelvin ist auf den Weg zum Planeten Solaris. Solaris ist ein Planet weit im Weltraum, der eine blaue und eine rote Sonne hat und nur von einem riesigen Ozean bedeckt ist. Auf diesem Planeten gibt es keine Lebewesen – bis auf jenen intelligenten Ozean, der sich aller menschlichen Vorstellungskraft entzieht. Jahrelang hat sich Kelvin für die Mission zur Solaris gerüstet und nun ist es soweit. Doch seine Ankunft auf der Raumstation verläuft alles andere als gut. Statt eines Empfangs von Leiter der Forschungsstation, Gibarian, muss Kelvin feststellen, dass dieser vor kurzem verstorben ist. Er beging Selbstmord. Auch seine anderen beiden Kollegen – der Kybernetiker Snaut und der Physiker Sartorius – benehmen sich nicht wirklich normal. Irgendwas scheint auf der Station vor sich zu gehen und langsam glaubt Kelvin, dass er verrückt wird. Doch gleichzeitig versucht er zu verstehen, was es mit der Station, dem Ozean und der ganzen Solaris auf sich hat. Dabei kommt auf ein Rätsel sogleich das nächste.

Und nichts ist wie es scheint

Originaltitel Solaris
Ursprungsland Polen
Jahr 1972
Typ Roman
Bände 1
Genre Science-Fiction
Autor Stanislaw Lem
Verlag List

Der ganze, eher kurze, Roman von Stanislaw Lem spielt mit der Verwirrung. Nichts scheint, wie es ist und der Lesende kann sich nie wirklich sicher sein, ob das, was ihm Kelvin berichtet, nun der Wahrheit entspricht oder nicht – denn schließlich kann Kelvin auch nur das weitergeben, was er selbst erlebt und irgendwann kann er seinen eigenen Sinnen nicht mehr trauen. Dieses Verwirrspiel beginnt schon zu Beginn der Geschichte als Kelvin in die heruntergekommene Station kommt. Überall herrscht dort Unordnung und Snaut macht auch keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Er gibt Kelvin nur kryptische Warnungen, welcher dieser im ersten Moment nicht versteht. Doch schon bald wird sich Kelvin gewahr, dass auf der Station mehr los ist als es den Anschein hat. Dies verfestigt sich als er seine tote Freundin aus Jugendtagen wiedertrifft, die sich nicht erinnern kann, woher sie kommt und was sie hier macht. Anfangs versucht Kelvin dieses Traumgespinst, wie er annimmt, loszuwerden, muss aber bald feststellen, dass dies nicht funktioniert, denn seine Freundin Harvey kommt immer wieder und kann sich an trotzdem nichts erinnern. Auch Snaut und Sartorius haben solche „Gäste“ und Kelvin beginnt zu erforschen, woher diese kommen und was dies mit dem Ozean, der das einzige Lebewesen auf Solaris ist, zu tun hat.

Was kann der Mensch verstehen?

Je weiter der Roman voranschreitet desto mehr stellt sich die Frage nach dem menschlichen Erfassungsvermögen. Je mehr Kelvin versucht die Gründe des Ozeans, der als Einziger die „Gäste“ schicken konnte, zu verstehen desto mehr wird deutlich, dass er dies nicht kann. Es ist nicht sicher, ob der Ozean die Menschen auf der Station quälen will, ob er sich rächen will, weil an ihm Experimente ausgeführt wurden, oder ob er ganz andere Gründe hat. Dies kann Kelvin mit seinem menschlichen Verstand nicht erfassen und auch alle bisherigen Versuche mit dem Ozean zu kommunizieren sind schiefgelaufen. Der Ozean mag intelligent sein, aber es bleibt die Frage, wie intelligent und welche Art von Intelligenz dies ist. In Solaris wird immer wieder darauf angespielt, dass wir Menschen nicht alles erfassen können. Wir können nur menschlich agieren und dies verdeutlicht Lem, indem er die Beziehung von Kelvin zu Harvey beschreibt. Am Anfang möchte Kelvin Harvey noch los werden, weil er ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber hat (schließlich hat er ihre Selbstmorddrohungen damals nicht ernst genommen, sodass sie sich das Leben nahm) , doch irgendwann beginnt die Solaris-Harvey seine Erinnerungen an die andere Harvey zu überlagern und er entwickelt Gefühle für sie – auch wenn diese Harvey kein Mensch ist. Besonders interessant wird es dabei, wenn sich Harvey bewusst wird, dass sie kein echter Mensch ist. Hier beschreibt Lem deutlich ihren inneren Konflikt (beispielweise versucht sie, sich mit Flüssigstickstoff umzubringen) .

Wissenschaftlich, wissenschaftlich und schwierig

Es wird deutlich, dass in diesem Roman sehr viel steckt. Lem beschreibt in Solaris verschiedene philosophische Ansichten und hinterfragt unser menschliches Sein. Eine Schwierigkeit an Solaris ist jedoch, dass Lem seitenweise wissenschaftliche Passagen und Erklärungen einfließen lässt. Dies geschieht beispielsweise, wenn er aus Chroniken der Erforschungsgeschichte von Solaris zitiert. Diese Stellen sind teilweise wirklich schwierig zu lesen, denn Lem benutzt wie selbst verständlich viele Fachbegriffe, die aus der Physik stammen. An diesen Stellen wird Lems wissenschaftliche Herkunft deutlich. Hier muss der Lesende, der sich mit diesen Fachbegriffen nicht auskennt, entweder selbst informieren oder die Stellen überspringen. Diese Textabschnitte tragen teilweise zum Geschehen bei, aber sind auf der anderen Seite eben ziemlich schwierig zu verstehen. Insgesamt erschließt sich der Sinn von Solaris sicher erst nach mehrmaligen Lesen und darüber nachdenken, denn es ist kein Unterhaltungsbuch für die schnelle Lektüre. Solaris braucht Zeit – Zeit zum Lesen und Zeit darüber nachzudenken.

Fazit

Ich bin ein ziemlich großer Stanislaw Lem-Fan. Beispielsweise gehört Der futurologische Kongress zu meinen Lieblingsbüchern. Auch Solaris finde ich super. Ich habe mich zwar auch mit den langen wissenschaftlichen Passagen schwer getan, aber trotzdem hat mich die Geschichte auf ihre Art gefesselt. Mir gefallen die Ideen hinter dem Roman und Lem hat mir sehr viel über die menschliche Denkart zu denken gegeben. Ich selbst konnte den Gedanken über den intelligenten Ozean manchmal nicht folgen, weil auch ich nach einem menschlichen Muster gedacht habe. Aber gerade dieses Hinterfragen meiner selbst hat mir gut gefallen. Auch finde ich die Beschreibung der Beziehung zwischen Kelvin und Harvey interessant und ebenso die Entwicklung, die Harvey durchmacht sehr anschaulich beschrieben. Sie tat mir an manchen Stellen sehr leid. Ich bin mir sicher, dass ich Solaris nochmals lesen und dabei vielleicht noch ein bisschen mehr verstehen werde. Auf jeden Fall werde ich als nächste den Film von Tarkowski als nächstes ansehen.

© List

Ivy

Wenn Ivy nicht gerade ihre Zeit in der Hochschule verbringt, wo sie lernt sich im Informationsdschungel zurecht zu finden, verbringt sie ihre Zeit mit dem Horten von Büchern. Innerlich weiß sie, dass ihr in nächster Zeit der Platz für all ihre Neuerwerbungen ausgehen wird – trotzdem kann sie es nicht lassen, neue Funde mitzubringen. Sonst sind auch keine Mangas oder Comics vor ihr sicher, da doch alles irgendwo noch einen Platz finden wird. Sonst hat sie eine große Schwäche für gute und besondere Geschichten, Eulen und Schildkröten in jeder Form und Merchandise von "Gintama". Wenn sie mal keine Bücher kauft und liest, schreibt sie selbst.

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