Ich bin Legende

Die Welt ist im Chaos und es gibt nur noch einen Mann auf Erden. Nachts stellt er sich dem Schrecken: Vampire belagern sein Haus und wollen nur eins. Sein Blut. Doch Robert Neville stellt sich diesem Schrecken. In dem Buch Ich bin Legende von Richard Matheson wird die Geschichte einer apokalyptischen Welt erzählt, in der ein Mann gegen eine Übermacht ankämpfen muss. Verfilmt wurde der Roman schließlich 2007 von Regisseur Francis Lawrence mit Will Smith in der Hauptrolle. Die Roman-Vorlage schildert jedoch das Grauen, was der Protagonist Neville erlebt, noch deutlicher.

 

Jeden Tag kontrolliert Robert Neville sein Haus, um zu schauen, ob die Bretter vor den Fenstern noch fest sind oder es weitere Beschädigungen am Haus gibt. Auch Knoblauch muss er jeden Tag ernten und zu Ketten zu flechten. Abends verkriecht er sich in seinem Wohnzimmer, trinkt Alkohol und versucht die Geräusche von draußen zu ignorieren, denn draußen warten sie. Die Vampire. Sie belagern seit Monaten sein Haus und Neville weiß, dass er der letzte Mensch ist, der die Seuche überlebt hat. Er sah, wie seine Nachbarn, seine Frau und seine kleine Tochter nach und nach dahinsiechten und schlussendlich, wenn ihre Leichen nicht in einer großen Grube verbrannt wurden, kehrten sie als Vampire wieder. Neville versucht zu überleben, doch irgendwann wird ihm klar, dass er nicht nur dahinvegetieren kann, sondern eine Lösung finden muss. Er muss den Grund für den Vampirismus herausfinden und so begibt er sich auf die Suche nach der Ursache für die Seuche und die Ausrottung der Menschheit.

Eine Symphonie der Einsamkeit

Originaltitel I am Legend
Ursprungsland USA
Jahr 1995
Typ Roman
Bände 1
Genre Horror
Autor Richard Matheson
Verlag Heyne
Im Handel erhältlich

Ich bin Legende ist das Porträt eines einsamen Menschen. Robert Neville hat niemanden mehr. Seine Tochter starb an der Vampir-Krankheit und wurde verbrannt. Kurz danach vergrub er illegal seine Frau, die auch von der Seuche dahingerafft wurde. Warum gerade er überlebt hat, weiß er nicht. Stattdessen versucht er stoisch seine Aufgaben zu erledigen, doch die Einsamkeit holt ihn immer wieder ein. Deshalb verfällt er dem Alkohol, um sich zu betäuben, aber davon kommen nur Erinnerungen an die Vergangenheit auf, die ihn noch einsamer machen. Der Autor Matheson zeichnet ein Bild eines Menschen, der nicht weiß, wie er mit sich selbst und seinen Schicksal klarkommen soll. Die Einsamkeit ist spürbar und der Lesende erlebt die Höhen und Tiefen von Neville sowie seine verzweifelte Suche nach einem Ausweg mit.

Woher kommen die Vampire?

Was sich Robert Neville immer und immer wieder fragt, ist, woher die Vampire kommen. Ich bin Legende bietet da einen interessanten Ansatz: All die bekannten Mythen um Vampire werden aufgegriffen. Sie haben Angst vor Knoblauch, Spiegeln und Kreuzen. Auch können die Vampire tagsüber nicht herumlaufen und müssen sich in dunklen Ecken verkriechen, bis die Sonne untergegangen ist. Gleichzeitig wird für diese Phänomene eine logische Erklärung gesucht. Neville experimentiert, lernt den Umgang mit dem Mikroskop und untersucht schließlich das Blut eines Vampirs. Dort entdeckt er einen unbekannten Bazillus. Ist er die Lösung für die Seuche? Neville versucht sich das einzureden und ist gleichzeitig sicher, dass das nicht stimmen kann. Was Wahrheit, was Einbildung ist, vermischt sich in Ich bin Legende. Was bleibt ist, ist der Versuch einer neuen Erklärung für einen alten Mythos.

Vorsicht vor den Frauen!

Was an Robert Neville auffällt, ist, dass er ein Problem mit Frauen hat. Nicht nur nutzt er nur weibliche Vampire als Testobjekte, sondern hat einen sehr ungezügelten Sexualtrieb. Die schrecklich unverstalteten Monster, die sein Haus belagern, versuchen ihn mit viel Haut dazu zu bringen, dass er das Haus verlässt. Neville findet sie auch noch sehr anziehend. Generell denkt er viel über Sex nach und bis auf seine Frau scheint das weibliche Geschlecht nur dafür gut zu sein. Daneben trotzt das Buch auch von alten Klischees, wie etwa der Bibliothekarin, die sicher als Jungfrau gestorben ist. Das alles hinterlässt einen faden Nachgeschmack, weil nicht klar wird, ob die Romanfigur Neville so denkt oder Autor Richard Matheson selbst. Da der Roman aus den 1950ern stammt, könnte das eine Erklärung für das konservative Frauenbild sein – für heutige Lesende macht es das aber nicht besser.

Fazit

Ich bin Legende ist schwere Kost – nicht nur, weil es in Zeiten von Corona um eine Seuche geht. Die Einsamkeit des Protagonisten wird erdrückend beschrieben und an manchen Stellen konnte ich mitleiden. Besonders schlimm ist für mich beispielsweise eine Stelle im Roman, an der ein Hund tragisch stirbt. Interessant ist die Erklärung für den Vampirismus. Hiermit wird ein neues Bild auf einen alten Mythos projiziert. Trotzdem kann das Buch mich persönlich nicht überzeugen. Das fragwürdige Frauenbild wiegt für mich zu schwer und hat mir den Lesespaß genommen.

© Heyne


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Ivy

Wenn Ivy nicht gerade ihre Zeit in der Hochschule verbringt, wo sie lernt sich im Informationsdschungel zurecht zu finden, verbringt sie ihre Zeit mit dem Horten von Büchern. Innerlich weiß sie, dass ihr in nächster Zeit der Platz für all ihre Neuerwerbungen ausgehen wird – trotzdem kann sie es nicht lassen, neue Funde mitzubringen. Sonst sind auch keine Mangas oder Comics vor ihr sicher, da doch alles irgendwo noch einen Platz finden wird. Sonst hat sie eine große Schwäche für gute und besondere Geschichten, Eulen und Schildkröten in jeder Form und Merchandise von "Gintama". Wenn sie mal keine Bücher kauft und liest, schreibt sie selbst.

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