Fate/stay night: Heaven’s Feel – I. Presage Flower

Fate/stay night zählt in Japan zu den größten und für Fans ergiebigsten Franchises. Was 2004 mit einer Visual Novel begann, expandierte ganz schnell zu einem gewaltigen Medienkosmos, der mittlerweile mehrere Animeserien, Visual Novels, Light Novels, Mangas wie Games umfasst – und ein Ende ist einfach nicht in Sicht! Um deutsche Fans an die Serie heranzuführen, veröffentlichte der Publisher Peppermint Anime 2014 den Prequel-Anime Fate/Zero sowie die alternative Serie Fate/stay night: Unlimited Bladeworks. Die von Studio ufotable animierten Serien erfreuten sich solch einer hohen Produktionsqualität, dass der Erfolg weitere Titel mit sich brachte. Im Juni 2018 wurde schließlich der erste abendfüllende Spielfilm Fate/stay night Movie: Heaven’s Feel in ausgewählten Lichtspielhäusern aufgeführt. Das ist erst der Anfang einer Trilogie…

    

Shirou Emiya ist ein junger Magier. Eines Tages wird er Zeuge eines Kampfes zwischen übernatürlichen Wesen. Wie sich herausstellt, kämpfen beide um den Heligen Gral, und sie sind bei weitem nicht die einzigen. Verschiedene Magier, sogenannte “Master”, treten gegeneinander an und beschwören dafür Personen aus Mythologie und Geschichte, sogenannte “Servants”, die ihnen persönlich unterstehen. Am Ende kann nur einer gewinnen. Der Preis ist nichts Geringeres als die Erfüllung eines jeden Wunsches, was der Heilige Gral ermöglicht. Shirou wird unerwartet Teil dieser blutigen Schlacht und muss sich mit seinem Servant Saber zur Wehr setzen. Als eines Tages auch noch eine düstere Gestalt auftaucht, die wahllos Menschen umbringt, verbündet sich Shirou mit Rin, einer weiteren Magierin. Gleichzeitig entwickelt er Gefühle für die ruhige Sakura, was ihn immer tiefer in den Strudel des Heiligen Krieges zieht…

Einordnung ins Franchise

Den Medienkosmos Fate/stay night mit all seinen Ablegern darzustellen, ist alles andere als ein simples Vorhaben. Wichtig zu wissen ist, dass die Grundlage der Geschichte eine Visual Novel bildet, also ein textlastiges interaktives Spiel, welches den Spieler zwischen mehreren inhaltlichen Verläufen (Routen) wählen lässt. Insgesamt gibt es drei Erzählpfade, die jeweils andere Figuren in den Mittelpunkt rücken. Nach den Serien Fate/stay night (2005, noch von Studio Deen produziert) sowie Fate/stay night: Unlimited Bladeworks (2014) erzählt Fate/stay night: Heaven’s Feel nun also den dritten Handlungsbogen in animierter Form. Während die 2005 erschiedene Serie bei den Fans den Ruf genießt, aufgrund ihrer schlechten Qualität nicht zu existieren, gewinnt das Studio ufotable durch seine Hochglanzproduktion von 2014 eine hohe Anzahl an Fans. Dass jene Qualität auf ein noch höheres Level getrieben werden kann, verdankt die Geschichte der Veröffentlichung in Form einer Filmtrilogie. Kinofilme werden in der Regel mit höheren Produktionswerten bedacht, auf der Tatsache basierend, dass höhere Budgets zur Verfügung stehen – gekoppelt mit der Erwartung, mit gefüllten Kinosälen belohnt zu werden.

Furiose Hochglanz-Action

Originaltitel Fate/stay night: Heaven’s Feel  – I. Presage Flower
Jahr 2017
Laufzeit 120 Minuten
Genre Fantasy, Action
Regisseur Tomonori Sudo
Studio ufotable

“Presage Flower” ist der Zusatztitel des ersten Films, dessen Hauptrollen Shirou und Sakura einnehmen. Sakura spielt in den anderen beiden Routen keine große Rolle und nimmt den Platz einer Nebenfigur ein, während Shirou eine Dauerpräsenz genießt, die zumindest in Fate/stay night: Unlimited Bladeworks zurückgeschraubt ist, da dies die Geschichte Rins ist. Somit fallen die drei Routen also auf drei menschliche Figuren: Shirou, Rin und Sakura. Letztere muss allerdings sprichwörtlich auftauen. Im zugeschneiten Setting des Films wächst ihre Präsenz mit zunehmender Spielzeit, und zu Beginn ist noch nicht offensichtlich, wie zentral ihre Rolle ist. Solange dominieren Shirou und Saber das Geschehen, obwohl andere Figuren es sind, die für die erinnerungsverdächtigen Szenen sorgen: Lancer und Assassin liefert sich auf fahrendem Untergrund einen dynamischen Schlagabtausch, den der Zuschauer mit schwenkender Kamera begleiten darf, um aus allen Perspektiven an dem Spektakel teilhaben zu lassen. Dem entspringt ein entsprechender Wow-Effekt, denn die Kamerafahrt sorgt dafür, dass der Zuschauer immer den vollen Überblick über das gesamte Umfeld besitzt. Das gestochen scharfe Bild und die Liebe zum Detail sind hierbei so hoch, dass sich nur spekulieren lässt, wieviel Yen hier in die Animationskunst eingeflossen sind. Ähnlich verhält es sich mit einem Duell zwischen Saber und Rider. Rider, deren Vorlage Medusa ist, greift Saber mit einzelnen Eisenketten an, welche Saber abzuwehren weiß. Dabei entsteht auf dem Bildschirm nich etwa ein chaotischer Waffenmix, sondern der Bewegungslauf jeder Kette lässt sich einzeln nachverfolgen, was untermauert, wie sorgfältig jede kleinste Animation eingeplant wurde. Neben dem bombastischen Augenschmaus gibt es auch etwas für die Ohren, da die Serienkomponistin Yuki Kajiura dem Franchise treu geblieben ist und für epochale Klänge sorgt. Optik und Akustik verschmelzen zu einem mitreißenden Gesamtbild auf dem Niveau eines Blockbusters. Mit dafür verantwortlich ist auch die hochwertige deutsche Synchronisation, die durch ihre Sprecherwahl besticht.

Nichts für Einsteiger und Zartbesaitete

Es ist in Japan nichts Ungewöhnliches, einen Animefilm in die Kinos zu bringen, nachdem sich eine Serie bereits einen Namen machen konnte. Im Falle von Fate/stay night muss dies nicht angezweifelt werden, da die Fanbase ab Fate/Zero (2011) regelmäßigen Zuwachs erhielt. Für Deutschland, wo Animes den Ruf von Nischenentertainment genießen, ist es schon ein größeres Wagnis – auch wenn sich die Serien dank Netflix-Ausstrahlung bereits einem breiten Publikum präsentieren durften. Einsteiger sollten allerdings auf keinen Fall mit Fate/stay night: Heaven’s Feel den ersten Anlauf wagen. Für Erklärungen bleibt nur wenig Zeit und das Erzähltempo ist hoch. Hinzu kommt das außergewöhnlich hohe Figurenset mitsamt den einzelnen Master-Servant-Beziehungen und deren individuellen Abweichungen. Das macht es zu einer Herausforderung, das Geschehen stets im Auge behalten zu können. Deshalb ist die Trilogie bzw. deren Auftakt nur Fans der Reihe zu empfehlen, um das bestmögliche Verständnis der Handlung zu erzielen. Teil der Handlung sind auch die schonungslosen Schlachten, in denen nicht wenig Blut fließt und spritzt. Bereits im ersten Film muss sich der Zuschauer von den ersten Teilnehmern des Kampfes um den Heiligen Gral verabschieden und das fällt nie sanft aus. Im Gegenteil, hier werden Körper regelrecht zermatscht. Dies in Kombination mit der gestrafften Erzählung und dem hohen Pacing weckt starke Erinnerungen an X – The Movie (1996).

Zum Glück bin ich mit dem Franchise vertraut, sonst hätte ich allerlei Probleme, der Handlung zu folgen. Fate/stay night: Heaven’s Feel ist wie für die Leinwand geschaffen und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass es sich hierbei um den visuell überwältigsten Anime handelt, der mir bislang vor die Augen kam. Zwar entsteht der volle Sehgenuss erst, wenn alle drei Filme veröffentlicht wurden und man die Handlung als Ganzes überblicken kann, doch für einen Auftakt ist der Film äußerst stimmungsvoll. Für mich als Kenner sämtlicher Routen ist es angenehm, mal nicht Shirou und Rin im Mittelpunkt zu haben, sondern Sakura.

© peppermint anime

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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