Der Sommer, in dem Hikaru starb

Wenn der beste Freund allein einen Ausflug in die Berge macht, dann klingt das erstmal nach nichts Ungewöhnlichem. Die Sache wird erst merkwürdig, wenn er für eine Woche spurlos verschwindet und dann mit neuer Persönlichkeit zurückkehrt. Dieser Situation muss sich der Hauptcharakter Yoshiki der Manga-Serie Der Sommer, in dem Hikaru starb stellen, denn sein bester Freund Hikaru scheint von “irgendetwas” besessen zu sein. Um was genau es sich handelt, dem kann die deutsche Leserschaft seit Januar 2023 nachgehen, denn Altraverse brachte den ersten Band in die hiesigen Verkaufsregale. Die vielversprechende Horror-Geschichte stammt dabei aus der Zeichenfeder von Mokumokuren und erfreut sich international wachsender Beliebtheit.

   

Yoshiki kennt seinen besten Freund Hikaru schon lange und ein Leben ohne ihn scheint unvorstellbar. Doch eines Sommertages ist Hikaru in den Bergen wie vom Erdboden verschluckt und kehrt erst nach einer Woche zurück. Jedoch ist er plötzlich ein anderer Mensch, wie Yoshiki feststellen muss. Immer mehr wird Yoshiki klar, dass etwas anderes in Hikarus Körper wohnt. Dennoch fällt es ihm schwer, sich von seinem einstigen besten Freund zu trennen. Doch ruhig bleibt es nicht, denn seit Hikarus Rückkehr kommt es im Dorf immer mehr zu merkwürdigen Vorfällen …

Die Kopie des besten Freundes

Originaltitel Hikaru ga Shinda Natsu
Jahr 2021
Band 1 / ?
Genre Horror, Mystery, Supernatural
Mangaka Mokumokuren
Verlag Altraverse (2023)
Veröffentlichung: 23. Januar 2023

Zunächst werden der Leserschaft die Hauptfiguren Yoshiki und Hikaru vorgestellt, die ein Gespräch miteinander führen. Auf dem ersten Blick wirkt es wie eine typische Plauderei zwischen Schulfreunden, aber dann fällt auf, dass Yoshiki sich unbehaglich fühlt und irgendetwas an Hikaru anders ist. Denn nicht nur sein Verhalten, sondern auch manche Emotionen sind untypisch. Als dann Yoshiki Hikaru darauf anspricht, gibt sich dieser als Kopie seines besten Freundes zu erkennen. Das geheimnisvolle Wesen, was sich in seinem Körper befindet, bittet Yoshiki niemanden davon zu erzählen, denn es kann erstmalig unter den Menschen leben. Zudem will dieses Wesen Yoshiki nicht töten, solange dieser das Geheimnis für sich behält. Somit gerät Yoshiki in eine komplizierte Lage, denn er kann sich von seinem einstigen Freund nicht lösen. Vorerst entscheidet er sich, lieber einen falschen Hikaru an seiner Seite zu haben, als allein zu sein. Auf dem Weg durch das Dorf begegnen die beiden Freunde einer seltsamen alten Frau namens Matsura, die einen “Nonuki” erwähnt, der herabgestiegen sein soll. Später wird bekannt, dass jene Frau tot aufgefunden wurde und da kommt beim Lesen der Verdacht auf, dass der falsche Hikaru dahinterstecken könnte. Im Verlauf trifft Yoshiki noch eine andere Dorfbewohnerin namens Rie Kurebayashi, die ihm dazu rät, sich von Hikaru fernzuhalten, um nicht hineingezogen zu werden. Nach und nach wird die Leserschaft mit immer mehr Informationen gefüttert. Zumindest wird es offensichtlich, dass es einen Berg gibt, der nicht betreten werden darf. Was genau mit Hikaru auf dem Berg passiert ist und wie er wirklich zu Tode kam, bleibt im Dunkeln. Das Wesen behauptet allerdings, dass Hikaru schon in seinen letzten Zügen war, als dieser seinen Körper übernommen hat. Es bleibt also spannend, wie die Geschichte in den nächsten Bänden fortgeführt wird, denn die Handlung wirft eine Menge Fragen auf, die noch beantwortet werden müssen.

Nahezu hörbare Panels

Der Sommer, in dem Hikaru starb gehört zu den Werken die zügig in Deutschland und im Ausland lizenziert wurden. Der erste Band kam nämlich März 2022 in Japan heraus, während er in Deutschland im Januar 2023 erschien. Schon innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich der Manga in Japan zu einem Verkaufsschlager, wodurch auch international das Interesse der Verlage an dem Werk zunahm. Die Geschichte rund um die Freunde Yoshiki und Hikaru lässt sich dem Horror- sowie dem Mystery-Genre zuordnen. Der Handlungsverlauf wirft also eine Menge Fragen auf und diese werden häppchenweise beantwortet, was die Spannung innerhalb der Serie garantiert. Zwar liegt der Fokus auf den zwei Freunden, aber es treten noch mehr Figuren in der Handlung auf. Darunter die Mädchen Yuki und Asako und der Junge Maki, die alle mit Yoshiki und Hikaru die gleiche Schule besuchen. Des Weiteren trifft Yoshiki ab und zu auf einige Dorfbewohner, denn der für die Story festgelegte Schauplatz gibt das her. In den Panels schafft es Mangaka Mokumokuren nicht nur optisch eine gewisse Düsterheit aufzubauen, sondern auch mit Geräuschen, denn es wird eine Menge Lautmalerei genutzt. So sind die Panels für die Lesenden nahezu hörbar und fallen daher deutlich ins Auge. Insgesamt betrachtet eine durchaus gelungene Weise der Erzählung. Die Freundschaft zwischen Yoshiki und Hikaru wird zusätzlich durch Rückblicke vermittelt. Das sind wichtige Einblicke, um den echten Hikaru kennenzulernen, da er nicht mehr vorhanden ist. In der Gegenwart geht es mit dem falschen Hikaru weiter, der viele Emotionen zeigt, wodurch das Wesen durchaus Gefühle besitzt oder diese kopiert. Die Momente zwischen den beiden Freunden können als Boys Love-Vibes aufgefasst werden, aber eine Romanze wird eher unwahrscheinlich sein. Letztendlich bietet der erste Band mit sechs Kapiteln und einem Bonus einen guten Einstieg in die Geschichte. Das Großformat, in dem Altraverse die Reihe herausbringt, lässt die Zeichnungen von Mokumokuren wunderbar zur Geltung kommen.

Erster Eindruck

Schon bevor Der Sommer, in dem Hikaru starb hierzulande lizenziert wurde, gab es immer wieder Meldungen, dass die Reihe international große Erfolge verbucht. Da ist die Neugier groß, ob der Titel seinem gutem Ruf gerecht wird. Und tatsächlich kann sich der Auftakt im ersten Band sehen lassen, denn dieser ist spannend gehalten und die Horrorstimmung wird bestens von Seite zu Seite aufgebaut. Nicht nur die bildliche Darstellung der Charaktere, sondern auch die vielen hervorgehobenen Geräusche in der Umgebung tragen zur düsteren Atmosphäre bei. Die Figuren Yoshiki und Hikaru geben bisher eine interessante Konstellation ab. Allerdings befindet sich Yoshiki in einer recht unangenehmen Situation und es wird spannend zu verfolgen sein, wie das am Ende gelöst wird. Es finden sich leichte Boys Love-Züge darin, aber mit einer Romanze rechne ich bei dieser Art von Geschichte nicht. Jedenfalls sollte man sich davon nicht abschrecken lassen, wenn einem die Genres Horror und Mystery zusagen. Insgesamt hinterlässt der erste Band einen positiven Eindruck und macht definitiv Lust auf mehr.

© altraverse


Veröffentlichung: 23. Januar 2023

Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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Aki
Aki
Redakteur
27. März 2023 13:42

Nach der Leseprobe musste ich den ersten Band einfach haben, denn schon die ist so atmosphärisch, dass ich mich ihr nicht mehr entziehen konnte. Mir ging es da also genau wie dir Alva. Gerade das mit den Geräuschen hebt die Ereignisse noch mehr hervor. Ehrlich ich konnte die Grillen und die Hitze regelrecht beim Lesen spüren und dann schockt die Geschichte auch so schnell mit solchen Szenen, die ich so nicht erwartet hatte. Jedenfalls nicht so früh. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Vor allem die leisen oder auch großen Gefühle, die sich da aufbauen, müssen alle noch ans Tageslicht, genauso wie eben das, was auf dem Berg passiert ist.