Murderbot (Folge 1×04)
In Folge 4 von Murderbot (»Fluchtgeschwindigkeit«) brennt nicht nur Murderbots Eingangsbuchse, sondern auch das Drama. Ein feindliches Override-Modul zwingt Murderbot in den halluzinierten Seifenoper-Wahnsinn, während in der Realität echte Gefahr lauert. Das Team taumelt zwischen Panik und (mäßig) spektakulären Rettungsversuchen, Mensah greift zum Industriebohrer und Murderbot schießt sich am Ende selbst nieder … und ich dachte, »Sanctuary Moon« sei dramatisch!
Inhaltsangabe
Die Folge beginnt mit einem Einblick in die Produktionsstätten der SecUnits in der Corporation Rim. Dort arbeiten erschöpfte Techniker unter prekären Bedingungen; ein weiterer Hinweis auf die menschenverachtende Natur des Konzernsystems, aber auch darauf, dass Pfusch am Bau stattfindet.
Zurück in der Gegenwart. Im DeltFall-Habitat wurde Murderbot von der feindlichen SecUnit ausgeknockt und in einen Operationsraum geschleppt. Dort soll ihm ein Gefechtsmodul eingesetzt werden, das ihn überschreiben und gegen das Preservation-Team wenden würde. Mit einer diskutablen Gesangseinlage kann Murderbot die SecUnit ablenken, doch im darauffolgenden Kampf unterliegt er erneut und das Modul wird ihm eingesteckt. Zwar gelingt es Dr. Mensah – die wider Murderbots Empfehlungen zurückgekommen ist – die SecUnit mit schwerem Gerät außer Gefecht zu setzen, doch das Modul beginnt trotzdem, Murderbots System zu überschreiben, was zu fehlerhaften Funktionen führt.
Unterdessen beschließt Ratthi, das DeltFall-Habitat zu betreten, um Mensah und Murderbot zu retten. Mensah versucht, den beeinträchtigten Murderbot aus der heißen Zone zu bringen. Dieser halluziniert und vermischt die Realität mit seinen Seifenopern. Schlechter Zeitpunkt, denn die feindliche SecUnit ist wieder auf den Beinen und setzt zu neuen Attacken an. Ratthi versucht, sein Team zu verteidigen, wird aber von seinem eigenen Blaster zurückgeschleudert. Schließlich gelingt es Pin-Lee und Arada, die feindliche SecUnit mit ihrem Hopper plattzumachen.
Das Gefechtsmodul konnte sich jedoch vollständig in Murderbots System installieren. Bevor er dem Zwang nachgeben kann, seine Teammitglieder zu töten, schießt sich Murderbot selbst in den Korpus. Sein Schicksal ist ungewiss.
Making of a SecUnit
In Folge 4 lassen wir Murderbot und seine Crew erstmals hinter uns und werfen einen Blick auf die Geburtsstätte der SecUnits im Threshold Pass. Guter Move von den Weitz-Brüdern, denn so bekommen wir ein Gespür dafür, wie beschissen die Arbeit im Corporation Rim ist und was Murderbot eigentlich ist. Aus Folge 3 wissen wir bereits, dass SecUnits neben ihren technisch/mechanischen Komponenten auch aus gezüchtetem menschlichem Gewebe bestehen. In Folge 4 erfahren wir außerdem, dass alle SecUnits ein anderes Gesicht tragen. Das wiederum können wir mit Implikationen aus den Büchern erklären: Das Gewebe wird durch Klontechnik produziert und es gibt viele verschiedene Spender. Praktischer Nebeneffekt: Sollte eine SecUnit »freidrehen«, kann sie so leichter identifiziert werden.
Murderbot mit Schmalzlocke, zu nichts zu gebrauchen
Für den Rest der Folge kehren wir wieder zu Murderbot & Co. zurück und erleben einen wilden Mix aus Spannung, Action und Humor, den ich so nicht erwartet habe. Was ist mir hängen geblieben?
- Die feindliche SecUnit ist zu doof, um Murderbot auf den OP-Tisch zu hieven. Wie oft haben wir schon gesehen, dass Bösewichte ihre Opfer auf einen Tisch klatschen, als wär’s ein Sack Kartoffeln? Und zack – diesmal rutscht der Sack einfach zur anderen Seite wieder runter. Dummer Gag, aber ich hab gelacht, und micht geschämt.
- Murderbot halluziniert sich in seine Seifenopern-Welt und sieht sich selbst als absurd überzeichnete Mischung aus Star Trek-Admiral und Weltraum-Casanova. Der Blick voller Pathos, das Make-Up viel zu fettig, die Frisur kompletter Trash; ich hab mich weggeschmissen. Wo ich Skarsgård in der Besprechung zu Folge 2 noch fehlende Androgynität attestiert habe, kommt er hier völlig anders daher. That’s Travestie, baby!
- Ratthi, der als Einziger kein Waffentraining hat, macht sich auf, den Retter zu spielen, und schießt sich selbst über den Haufen. Akshaye Khanna ist eine »Person Perfect«-Besetzung für diese Rolle, möchte ich meinen.
- Und zu guter Letzt: Pin-Lee und Arada trampeln mit dem Hopper auf der SecUnit herum und retten den Tag. Das stand nun wirklich nicht auf meiner Murderbot-Bimmelbingokarte.
In Folge 4 gibt es zwar viel Ulk, aber die permanente Gefahr durch die feindliche SecUnit und die Tatsache, dass Murderbot während dieses ganzen Theaters gerade überschrieben wird und kurz davorsteht, sein eigenes Team abzuknallen, ist in jeder Sekunde spürbar. Das ist eine ganz interessante Gratwanderung, die die Weitz-Brüder hier hinbekommen.
Fazit
Ah, diese Folge hat mich schockverliebt gemacht. In der letzten Folge ging mir das Pacing noch auf den Keks (okay, tut’s eigentlich immer noch), aber in Folge 4 geht’s *zack* ans Eingemachte und wir sehen viel Neues. Ich liebe die neuen Facetten von Murderbot, Ratthis Deppertheit im Umgang mit Waffen und Dr. Mensahs Suffragetten-Schlag gegen die böse Konzern-Unit. Nächste Woche dürfte endlich Murderbots Geheimnis gelüftet werden – inklusive Nerd-Quiz, wer am meisten über »Sanctuary Moon« weiß. Eine meiner Lieblingsszenen im Buch.
Apple TV+