Kagurabachi

Takeru Hokazonos Erstlingswerk Kagurabachi legte 2023 einen furiosen Start bei Manga+ hin und insbesondere ein Bild der Reihe ging als Meme um die Welt. Der Erfolg riss auch danach nicht ab. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis sich ein hiesiger Verlag die Rechte an dem Shonen Jump-Hit sichern würde. Angeln konnte ihn sich schließlich Carlsen Manga. Gleich beim ersten Band, der am 1. April 2025 erschien, ließ sich der Verlag nicht lumpen und brachte diesen als schicke limitierte Edition heraus. Doch woher kommt der Erfolg? Ein Junge, der auf Rache aus ist, klingt auf den ersten Blick nicht, als hätte da jemand das Rad neu erfunden. Vielleicht liegt es aber an der Mischung aus magischen Klingen, blutiger Action, die aus einem John Wick-Film sein könnte, und ein paar dynamischen Zeichnungen. Wir gehen dem guten Ruf auf den Grund und unser Ergebnis könnt ihr im First Look nachlesen.

     

Einst beendeten die verhexten Schwerter aus der Schmiede von Kunishige Rokuhira einen Krieg. Doch jetzt lebt dieser Held zurückgezogen mit seinem Sohn Chihiro und verbringt die Tage damit, seinem Spross das Schmiedehandwerk beizubringen. Diese friedlichen Tage nehmen jedoch ein jähes Ende, als plötzlich drei Hexer in das Anwesen einbrechen, sechs versiegelte Zauberschwerter stehlen und Kunishige vor den Augen seines Sohnes ermorden. 38 Monate später sinnt Chihiro noch immer nach Rache. Zum Glück gibt es auch endlich die erste heiße Spur zur Organisation Hishaku, die für die Ermordung des Schmiedes verantwortlich ist. Zusammen mit einem alten Freund seines Vaters, Herrn Shiba, macht er sich auf den Weg. Seine Spur führt ihn dabei immer tiefer in die Machenschaften der Yakuza und die Zeit drängt, denn eines der gefährlichen Schwerter ist als Objekt bei einer Mafia-Auktion dabei.

Der Pfad der Rache

Originaltitel Kagurabachi
Jahr 2023
Band 1 / ?
Genre Action, Drama, Supernatural
Mangaka Takeru Hokazono
Verlag Carlsen Manga (2025)
Veröffentlichung: 1. April 2025

Emotional hat uns Kagurabachi schnell am Haken. Dank des Eröffnungskapitels lernen wir Chihiro und seinen witzigen, aber auch verantwortungsbewussten Vater gut kennen. Umso tragischer wiegt dementsprechend seine Ermordung, die viele packende Fragen aufwirft. Schließlich konnte die Schutzbarriere nichts ausrichten, außerdem sickerte von irgendwo durch, wo sich der Standort des Anwesens befand. Auf jeden Fall ist der Wunsch nach Rache mehr als verständlich. Dabei begleiten wir Chihiro gerne, denn er verlässt trotz seines blutigen Pfades, auf dem er wandelt, nie den Weg eines echten Helden. Schließlich will er die Zauberschwerter einsammeln, damit niemand diese für dunkle Machenschaften verwendet. Doch schon das erste große Problem steht an: eine Auktion. Schnell verdichtet sich die Handlung, wobei der Mangaka geschickt auch noch einige Erklärungen einfließen lässt, weitere Figuren vorstellt und so eine lebendige, spannende Geschichte webt.

Der wortkarge Schwertschwinger

Das gute alte „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“, um den guten Ben Parker aus Spider-Man zitieren zu dürfen, nimmt sich der Junge sehr zu Herzen. Und Kraft besitzt er, denn mit einem unbekannten siebten Schwert liefert sich unser Held ein paar spektakuläre erste Gefechte. Dabei überraschen die Fähigkeiten seiner Klinge. Kein Feuer, kein Wasser oder sonstiges übliches Element fließt aus der Klinge, sondern Goldfische. Jupp, richtig gelesen. Diese kleinen Fischlein. Jetzt nur nicht anfangen, diese zu unterschätzen, denn die drei unterschiedlich farbigen Fische besitzen kreative Fähigkeiten. Was Chihiro selbst angeht, so hebt er sich aus der Masse an Hauptcharakteren deswegen etwas hervor, weil er mehr zur wortkargen, in sich gekehrten Sorte gehört. Gerade diese Seite macht es aber auch interessant, ihm zu folgen. Einfach, weil seine Gefühle dennoch aus ihm herauskommen.

Von Filmen inspirierte Kampfszenen

In einem Interview gab Takeru Hokazono an, dass ihn westliche Filme, die Comic-Reihe Batman und Naruto inspirierten. Kein Wunder also, wenn beim einen oder anderen Ereignis ein leichtes Déjà-vu-Gefühl aufkommt, was sich jedoch nie schlecht anfühlt. Im Gegenteil: Die Mischung der verschiedenen Elemente passt sehr gut. Eine Vorwarnung muss aber sein: Kagurabachi gehört definitiv zu den härteren Titeln. Es fließt alleine im ersten Band ordentlich Blut, es rollen Köpfe und es wird auch einmal unappetitlich. Die Altersempfehlung von Carlsen Manga beläuft sich daher nicht ohne Grund auf 15+. Fans härterer Gangarten kommen auf ihre Kosten. Actionfans so oder so, denn die dynamischen Kämpfe sehen wirklich klasse aus und überraschen gerne durch coole Blickwinkel. Eine abwechslungsreiche Panelaufteilung sowie kreative Ideen bei der Bildgestaltung runden das Gesamtbild des ersten Bands perfekt ab.

Erster Eindruck

Die mitreißende Story um einen Jungen, der nach Rache für den Mord an seinem Vater sinnt, packt vom ersten Kapitel an. Einfach, weil verschiedene ansprechende Elemente zusammenkommen: Wir hätten da eine mysteriöse Organisation, gefährliche gestohlene Schwerter, ein nachvollziehbares Rachemotiv, aber natürlich auch einige Fragen zum früheren Krieg. Oder geht es nur mir so, dass es mich interessiert, wer die damaligen Träger der Schwerter waren? Chihiro selbst ist ein sympathischer Charakter. Zum Glück auch einmal ein Hauptcharakter der ruhigeren, nicht verfressenen Sorte – also kein Paradebeispiel des Klischees eines Shonen-Helden – sondern einer, dessen wenige Worte viel Gewicht besitzen. In Sachen Kämpfe dreht der Titel von Anfang an voll auf. An diesem Punkt muss ich aber auch gestehen, dass ich mich extrem darüber freue, den Titel auf Deutsch in Händen halten zu können. Ich zähle seit dem Erscheinen des ersten Kapitels auf Manga+ zur begeisterten Leserschaft. Daher dürften meine 5 von 5 Punkten nicht verwundern.

© Carlsen Manga

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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