Devilman: Crybaby
Der Streaming-Anbieter Netflix dürfte inzwischen vielen Anime-Fans ein Begriff sein. Schließlich rüstete dieser sein Anime-Portfolio ordentlich auf. Dazu gehört auch der Anime Devilman: Crybaby aus der Winter Season 2018, der unter der Regie von Masaaki Yuasa beim Studio SARU entstand und zu den Eigenproduktionen von Netflix zählt. Der Anime schlug ein wie ein Komet, denn solche extremen Gewaltdarstellungen wie in Devilman: Crybaby sieht man nicht alle Tage – so dürften viele überrascht sein, dass die Vorlage von Go Nagai (Cutie Honey) aus den 70er-Jahren stammt. Netflix brachte alle Folgen der modernen Adaption mit deutscher Synchronisation nach Deutschland. Doch was hat es mit ”Crybaby” als Titel auf sich? Der Protagonist Akira Fudo ist wortwörtlich eine Heulsuse, denn er weint oft um andere. Nicht verwunderlich, wenn im Verlauf des Animes auch bei den Zuschauern kaum ein Auge trocken bleibt.
Eines Tages erzählt Ryo Asuka seinem besten Freund Akira Fudo, dass Dämonen die Welt von den Menschen zurückerobern wollen. Laut ihm haben die Menschen keine Chance gegen die übernatürlichen Kräfte, so schlägt er Akira vor, dass er sich mit einem Dämonen vereinen soll. Nicht lange danach wird Akira tatsächlich zu Devilman. Was zur Folge hat, dass Akira den Körper und die Stärke eines Dämons besitzt, aber mit dem Herz eines Menschen. Kann er die Menschheit noch retten?
Der Körper eines Dämons, aber das Herz eines Menschen
Akira Fudo ist ein sensibler Teenager, der bei Familie Makimura wohnt, da seine Eltern oft wegen ihrer Arbeit auf Reisen sind. Eines Tages auf dem Weg nach Hause wird Akira von einer Gang konfrontiert, die vom Rapper Wamu angeführt wird. Plötzlich taucht aus dem Nichts Ryo Asuka auf, bei dem es sich um Akiras Kindheitsfreund handelt. Er ist mit einem Maschinengewehr bewaffnet, eröffnet das Feuer auf die Gang und macht sich mit Akira aus dem Staub. Nicht lange danach erzählt er Akira, was er auf einer Expedition im Amazonas-Regenwald herausgefunden hat: Er kam dahinter, dass es Dämonen wirklich gibt. Diese können sich sogar mit den Eigenschaften anderer Lebensformen verschmelzen. Ryo holt noch weiter aus, indem er erzählt, dass er dort auf der Suche nach seinem russischen Kollegen Dr. Fikira war und dieser von einem Dämon besessen wurde. Obendrein nimmt Ryo Akira mit zu einem Nachtclub namens ”Sabbath”. Eigentlich geht Akira davon aus, dass sie dort nur nach uralten Dämonen suchen. Doch Ryo verfolgt Pläne, so filmt er nicht nur den Aufenthalt dort, sondern fängt an die Leute dort anzugreifen und zu verletzen. Damit will er bewirken, dass die Dämonen sich zeigen, die sich in den Menschen befinden. Die Gewalt in ”Sabbath” bringt tatsächlich die Dämonen dazu, ihre Wirte, in ihre Dämonenform zu verwandeln. So werden alle anderen Clubbesucher von den Dämonen abgeschlachtet. Ryo brachte Akira mit, damit er von Amon, einem Dämon besessen werden kann. Amon versucht tatsächlich Akira zu übernehmen, aber scheitert. So entsteht Akira als Devilman. Was zur Folge hat, dass Akira sich auch als Mensch verändert. Er wird beliebter, stärker und auch schneller im Sprinten. Denn jetzt kann er die Kräfte von Amon kontrollieren und nutzen.
I’m a Devilman, too
Originaltitel | Devilman Crybaby |
Jahr | 2018 |
Episoden | 10 (1 Staffel) |
Genre | Action, Horror, Supernatural |
Regisseur | Masaaki Yuasa |
Studio | Science SARU |
Wir finden uns schnell zwischen grotesken Gewaltorgien, Sex, nackten Körpern und Dämonen wieder. Hinzu kommen noch Rapper und der Besitz von Waffen, als wäre es vollkommen normal, was stark an Amerika erinnert. Sogar Präsident Trump bekommt seinen Sekundenauftritt, der weitaus kürzer ausfällt, als in Inuyashiki: Last Hero. Es lassen sich auch hier wieder realistische Elemente finden, die an unsere reale Welt erinnern. Wie zum Beispiel das Schmelzen der Gletscher, was eine Katastrophe zur Folge hätte. Was noch auffälliger ist, ist ”Je suis Devilman”, was an die Solidaritätsbekundungen von ”Je suis Charlie” erinnert. Akira, der verzweifelt versucht, seine Gleichgesinnten zu retten, sorgt für eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle. Es zeigt sich, dass Menschen sehr grausam sein können und ihre Mitmenschen auf den Verdacht hin, dass diese auch Dämonen sind, umbringen. Kein Wunder, dass Akira weinen muss, sei es wegen der Dummheit der Menschen, weil sie sich gegenseitig umbringen oder weil die Situation ausweglos erscheint. Auf der anderen Seite ist da sein bester Freund Ryo, der im Gegensatz zu ihm ziemlich empathielos ist. Der die Situation eher feiert, als schlecht findet. So fragt sich manch Zuschauer, ob Ryo wirklich so ein guter Freund ist und was sich wirklich hinter seinem Charakter verbirgt. Letztendlich macht das alles Devilman: Crybaby zu einem mitreißenden und verstörenden Anime.
Moderne Version eines 70er-Jahre Klassikers
Im Jahr 1972 löste ein Manga Kontroversen aufgrund von expliziter Gewaltdarstellung aus. Die Rede ist von Devilman des Schöpfers Go Nagai. Dass der Stoff auch nach so vielen Jahren noch relevant ist, zeigt die neue Anime-Adaption des Werkes. Sogar heute kann Devilman: Crybaby die Fans schockieren und zum Weinen bringen. Der neue Anime hat einen speziellen Animationsstil und wirkt anders als viele zeitgenössischen Produktionen. Nicht wie eine typische Serie aus unserer Zeit und eher das internationale Publikum ansprechend. Die Animationen sehen nicht immer fabelhaft aus – manche Szenen hätten besser aussehen können. Musikalisch kann Devilman: Crybaby dafür auf ganzer Linie überzeugen. Das Opening ”Man Human” von Denki Groove kommt optisch hauptsächlich in Grautönen daher. Es erzeugt eine unheimliche Atmosphäre und kann sowohl auf visueller, als auch akustischer Ebene überzeugen. Die Charaktere der Serie werden in diesem Opening düster in Szene gesetzt. Der Songtext dürfte einer der einprägsamsten und einfachsten sein, denn bis auf die wiederholenden Worte ”Man Human”, gibt es keinen weiteren Gesang. Hier wurde klar bewiesen, das weniger mehr ist. Die Serie besitzt gleich mehrere Endings, die allerdings nur Text beinhalten und mit Soundtracks des Animes untermalt sind. Eine Ausnahme bildet das neunte Ending ”Konya dake” von Takkyuu to Tabibito, welches nicht nur eine Länge von über vier Minuten aufweist, sondern auch mittendrin visuell umgesetzt wurde. In diesem Video sind die Charaktere Akira und Miki zu sehen, die beim Sonnenuntergang auf einem Motorrad die Straße entlang fahren. Ein sehr ruhiges und nachdenkliches Ending, welches nochmals die Wirkung der neunten Folge unterstreicht. Der Soundtrack des Animes stammt von Kensuke Ushio (A Silent Voice), der noch nicht viele Werke gemacht hat. Allerdings dürfte Devilman: Crybaby jetzt schon zu seinen besten Werken gehören. Die positive Resonanz der Fans über die Musik spiegelt das wieder. Die Musikstücke reichen von episch, traurig, düster bis retro. Besonders auffallend und erinnerungswürdig sind die Musikstücke ”Crybaby”, ”Buddy, Ryo”, ”Sabbath I”, ”Devilman no Uta”, ”Strategist” und ”D.V.M.N.-Theme”.
Ich habe zum ersten Mal in Social Media-Kanälen von Devilman: Crybaby gehört. Die Serie ist recht positiv von den Fans aufgenommen worden, so bin ich auf sie aufmerksam geworden. Hinzu kommt noch, dass der Anime von den Genres ganz meinen Geschmack trifft und einen Wiedererkennungswert aufgrund des anderen Stils bietet. Dennoch wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, was mich in der Serie erwartet. Ich hatte mir einfach den Plot nicht durchgelesen, bevor ich die Serie anfing. Die erste Folge macht einen seltsamen Eindruck. Besonders die Szene im Nachtclub, die wahrscheinlich einige Zuschauer eher abschrecken würde. Der Anime ist auf jeden Fall ziemlich bizarr und wirklich anders, als der übliche Kram. Ein Titel für eine erwachsene Zielgruppe, die nicht zart besaitet ist. Ich denke ohne Netflix wäre die Serie wahrscheinlich auf Grund dessen gar nicht möglich gewesen. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass sie so im japanischen Fernsehen gelaufen wäre, ohne zensiert zu werden. Der Anime gefällt mir letztendlich recht gut, auch wenn er ruhig mehr Folgen hätte haben können. Vielleicht in etwa 13 Folgen, dann wäre ich zufrieden. Die letzte Folge wirkt gehetzt, aber der Abschluss ist schon in Ordnung. Genauso wie viele andere Fans bin ich auch vom Soundtrack begeistert. Ich behalte den Komponisten im Auge. Meine Lieblingsmusikstücke sind eindeutig ”Crybaby”, ”Buddy, Ryo” und ”Devilman no Uta”. Bei ”Crybaby” kann ich glatt die Taschentücher herausholen, weil es so traurig ist. Ich würde die Serie am ehsten Fans von Berserk, JoJo’s Bizarre Adventure und Inuyashiki: Last Hero empfehlen. Auch dient Devilman als Vorreiter von Serien wie Berserk. Auf jeden Fall ist diese Serie stark Geschmackssache und nicht für jeden geeignet.