Der Prinz der Drachen (Staffel 1)

Nach der erfolgreichen Neuauflage von Voltron: Legendärer Verteidiger, Matt Groenings Disenchantment oder dem Animationsfilm Next Gen: Das Mädchen und ihr Roboter erweitert Netflix weiter tüchtig sein Inventar an exklusiven Originalinhalten für jüngere Zuschauer. Seit dem 14. September 2018 auch mit der Fantasy-Serie Der Prinz der Drachen. Verantwortlich dafür zeichnen Uncharted 3: Drake’s Deception-Regisseur Justin Richmond sowie Aaron Ehasz, der federführende Chefautor hinter einem Großteil der Episoden der animierten Erfolgsserie Avatar – Der Herr der Elemente. Ein Einfluss, der in der Geschichte um einen eskalierenden Konflikt zwischen Menschen und Elfen schnell bemerkbar wird.

    

Einst lebten Menschen, Elfen und Drachen auf dem Kontinent Xadia relativ friedlich zusammen und nutzten die natürlichen sechs Quellen für Magie, wie den Himmel, den Mond oder den Ozean. Doch die Menschen entdeckten eine siebte Quelle zum Wirken von Zaubersprüchen. Dunkle Magie, gespeist durch die Lebensenergie magischer Lebewesen. Schockiert über dieses Vorgehen verbannten Elfen und Drachen alle Menschen in den Westen des Kontinents, während sie den Osten für sich selbst beanspruchten. Versuche der menschlichen Königreiche im Westen, den Osten Xadias zurückzuerobern, wurden über Jahrhunderte hinweg von einer Allianz aus Drachen und Elfen abgewehrt, angeführt vom mächtigen König der Drachen. Doch eben dieser wurde vor kurzem durch unsagbare dunkle Magie getötet und sein einziges Ei, das seinen ungeborenen Nachfolger, den Drachenprinz, in sich trägt, anscheinend zerstört. Auf Rache sinnend infiltriert eine kleine Elitegruppe von Assassinen des Mondschattenelfen-Clans das Königreich Katolis, um dort dessen König Harrow und seinen Sohn Ezran zu ermorden. Als Rayla, die jüngste der Attentäter, es jedoch nicht über sich bringt, einen Kundschafter von Katolis zu töten, sind Harrow und seine Soldaten vorgewarnt. Da eine Vollmondnacht bevorsteht und Mondschattenelfen in dieser nahezu unaufhaltbar sind, bringt dies jedoch nur bedingt etwas und Hofmagier Viren sucht mit seiner magisch hochbegabten Tochter Claudia fieberhaft nach einer Möglichkeit, Harrow vor den Attentätern zu schützen, koste es was es wolle. Sich der drohenden Gefahr nicht bewusst, gehen Harrows Söhne derweil ihrem Alltag nach. Ezran indem er mit seiner mürrischen Leuchtkröte Bait Gebäck stiehlt, Stiefsohn Callum indem er von Virens Sohn Soren mit wenig Erfolg im Schwertkampf trainiert wird. Als Rayla wenig später auf eigene Faust versucht ihren Fehler mit dem Kundschafter wiedergutzumachen und die beiden Prinzen durch das Schloss verfolgt, machen die drei eine unglaubliche Entdeckung: In einem geheimen Versteck Virens findet sich das Ei des Drachenkönigs, das nicht zerstört, sondern gestohlen wurde. Bringen sie den ungeborenen Prinz der Drachen gemeinsam zurück nach Xadia, gibt es vielleicht noch die Möglichkeit den drohenden Konflikt abzuwenden und größeres Blutvergießen zu verhindern, doch auf beiden Seiten gibt es Mächte, die genau darauf aus sind.

Die Serie, die nicht Avatar heißt

Originaltitel The Dragon Prince
Jahr 2018
Land USA
Episoden 9 in Staffel 1
Genre Fantasy
Cast Rayla: Paula Burrows
Callum: Jack De Sena
Ezran: Sasha Rojen
Claudia: Racquel Belmonte
Viren: Jason Simpson
Soren: Jesse Inocalla
Runaan: Jonathan Holmes
Harrow: Luc Roderique
Amaya: –

Der Vergleich mit Avatar – Der Herr der Elemente wird und wurde schon vor der Veröffentlichung der Serie oft zitiert. Und in der Tat erinnert einiges an die Erfolgsserie. Die erste Staffel wird eben nicht als Staffel, sondern wie in den Avatar-Serien als „Buch“ betitelt und die Zusammenstellung der Reisegruppe, bestehend aus zwei Jungs, einem Mädchen und einer wachsenden Anzahl von tierischen Begleitern ist ebenso elementar. Mit Jack de Sena (dem Sprecher von Sokka) findet sich außerdem ein altbekannter Name im Voice-Cast und insgesamt herrscht ein ähnliches Gleichgewicht aus lustigen, actionlastigen und ernsten Szenen, sodass erwartungsvolle Avatar-Fans sich schnell wohlfühlen dürften.
Sehr viel interessanter ist deswegen wohl eher die Frage, inwieweit sich die Serie vom Vergleichsvorbild emanzipiert? Auffallend wäre abgesehen vom Setting zunächst die Optik. Wie ein Großteil der modernen Animationstitel greift auch Der Prinz der Drachen auf dreidimensionale Computeranimationen zurück, verwendet neben zweidimensionalen Hintergründen aber ähnlich Animeserien wie beispielsweise Knights of Sidonia oder BLAME! zusätzlich noch Oberflächen, welche die 3D-Modelle eher wie klassische zweidimensionale Animationen wirken lassen. Das sieht meist nicht nur gut, sondern auch imposant aus, lediglich Bewegungen der Figuren wirken manchmal seltsam ruckartig, somit etwas zu unnatürlich und trüben die sonst positive Optik mit diesen kleinen Schönheitsfehlern.

Fun Fact: Mondschattenelfisch ist dem Schottischen verdächtig ähnlich

Auch die Figuren tragen einiges zu einem eigenen Profil der Serie bei. So ist alleine schon die Familiensituation der beiden Prinzen ungewöhnlich. Callum ist aus der ersten Ehe seiner inzwischen verstorbenen Mutter in die Königsfamilie Katolis gekommen und fremdelt als künstlerisch veranlagter Mensch nicht nur mit typischen royalen Aufgaben wie dem Rittertum, sondern auch mit seinem Platz in der Familie. Zwischen ihn und Halbbruder Ezran passt trotzdem kein Blatt und letzterer ist mit seinem kindlichen Idealismus meist der moralische Kompass der gegenseitig Vorurteile abbauenden Reisegruppe. Rayla mit ihrem Mondelfen-Akzent und Assassinenfähigkeiten ist dagegen verbal wie physisch meist für das Grobe zuständig. Auf der Seite der Gegenspieler lässt sich Viren nicht komplett auf den Fantasy-Stereotypen des bösen Hexenmeisters reduzieren. So gelingt es ihm nicht nur sich selbst, sondern auch die Zuschauer immer wieder davon zu überzeugen, dass seine moralisch eher zweifelhaften Taten dem wichtigeren Allgemeinwohl dienen. Seine Kinder, der pathologisch gleichgültige Soren und die leicht verpeilte Magiestreberin Claudia, können ebenso durchaus Sympathien für sich gewinnen.

Mit gerade einmal neun Folgen ist die erste Staffel schnell geguckt und trotzdem habe ich das Gefühl, dass schon einiges passiert ist. Was vielleicht noch einen Unterschied zu Avatar – Der Herr der Elemente ausmacht ist, dass die Geschichte schneller linearer wird. Im übermedialen Kosmos der High-Fantasy sprüht Der Prinz der Drachen wahrscheinlich nicht vor innovativer Kreativität, kann aber gut unterhalten. Viele der Figuren werden schnell sympathisch, wie Callum, der mich vom Typus her stark an Hiccup aus Drachenzähmen leicht gemacht erinnert, wie Rayla mit ihrer sarkastischen Art oder auch Nebenfiguren wie Claudia oder die taubstumme Generalin Amaya. Sogar das anscheinend Grumpy Cat nachempfundene Maskottchen Bait hat seine Momente. Eine zweite Staffel ist offiziell noch nicht bestätigt, scheint aber aufgrund des bisherigen Widerhalls durchaus wahrscheinlich und auch bei den Machern von Studio Wonderstorm ist neben der Fortführung der Geschichte ein erweiterndes Videospiel bereits in Planung. Zwar kann ich neben den leichten Ruckelmomenten in der Animation keinen wirklichen Kritikpunkt ausmachen, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass noch Luft nach oben ist und bin gespannt auf Buch Zwei.

©Netflix

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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