Future Man (Staffel 2)
Zeitreisen sind meist eine ernste Angelegenheit: Schon der kleinste Eingriff in die Vergangenheit kann die Zukunft weitreichend verändern und unvorhersehbare bis katastrophale Folgen haben. Sollte also die Möglichkeit zur Zeitreise bestehen, wäre es unabdingbar, verantwortungsvoll mit dieser Macht umzugehen. Oder man macht sich mit etwas Halbwissen aus den Zurück in die Zukunft– und Terminator-Filmen einfach auf den Weg in die Vergangenheit, ballert alles und jeden über den Haufen, manipuliert die Leben anderer Menschen und lamentiert nebenbei über den beim Zeitsprung verlorengegangenen Prachtpenis. So geschehen in der ersten Staffel von Future Man. In Staffel 2 ernten die Zeitkrieger Josh, Tiger und Wolf nun die Früchte ihrer Arbeit in der Zukunft, die sie gerettet haben… oder auch nicht.
Josh Futturman ist plötzlich wieder ein Erlöser. Eigentlich dazu verurteilt den Rest seines Lebens für den erfolgreichen Bombenanschlag auf das Kronitorium im Gefängnis zu verbringen, konnte sich der Gamer, ehemalige Hausmeister und für den Widerstand rekrutierte ultimative Krieger zumindest damit trösten, dass alle Mühen und Opfer letztlich einem höheren Zweck gedient haben und seine Mitstreiter Tiger und Wolf in eine bessere Zukunft zurückkehren konnten. Josh findet sich nun aber selbst in der Zukunft im Jahr 2162 wieder und zwar nicht, wie er zunächst glaubt, durch das Eingreifen seiner Mitzeitkrieger, sondern durch eine andere Widerstandsgruppe namens der Spitze Kreis. Deren Führerin Athena will Josh nun ebenfalls rekrutieren, da er anscheinend die einzigartige Fähigkeit besitzt, das digitale Netzwerk ihres Unterdrückers zum Absturz zu bringen und damit die Menschheit zu retten. Das hört Josh natürlich gerne und der Codename Jesus scheint für ihn ebenfalls passend. Dumm nur, dass er überhört, wie ihn diese ganze Prozedur wahrscheinlich umbringen würde und er auf einen Märtyrertod nicht wirklich Lust hat.
Kurz zuvor sind Tiger und Wolf in dieselbe Zukunft zurückgekehrt. Die Ergebnisse sind durchschlagend, jedoch nicht so wie erhofft. Die Welt ist eine nahezu unbewohnbare Wüste, das Superheilmittel wurde trotz der Vernichtung von Kronishs Forschung entwickelt und der darauffolgende Krieg hat anstatt 30 über 100 Jahre gedauert und entsprechend mehr Todesopfer gefordert. Tiger hat zudem kurz vor dem Zeitsprung herausgefunden, dass sie unwissentlich selbst ein Biotic ist, also ein durch das Heilmittel genetisch optimierter Mensch. Während der verletzte Wolf in einer freien Stadt (dem NAG) bewohnt von Technikfeinden als Torque, sein Alter-Ego dieser neuen Zeitlinie, Unterschlupf findet, zieht Tiger weiter und findet eine andere Siedlung. Dort trainieren genetisch verbesserte Menschen für ihre baldige Übersiedlung zum Mars. Zu Tigers Überraschung findet sie ebenda einen alten Bekannten: Dr. Stu Camillo. Der Wissenschaftler hat inzwischen sein Gehirn in einen Computer hochgeladen und ist nun ein Hologramm, das die Marsmission anleitet. Er offenbart Tiger – in die er sich bei ihrer Begegnung vor 140 Jahren verliebt hat – dass er anstelle von Dr. Kronish das Superheilmittel entwickelt hat, basierend auf einer von Tiger zurückgelassenen Haarsträhne und der darin enthaltenen Biotic-DNA. Sie selbst ist also mitverantwortlich dafür, dass die neue Zukunft noch schlimmer geraten ist.
Gestrandet in der Zukunft
Originaltitel | Future Man (Season 2) |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Episoden | 13 in Staffel 2 |
Genre | Science-Fiction, Action, Komödie |
Cast | Josh Futturman: Josh Hutcherson Tiger / Ty-Anne: Eliza Coupe Wolf / Torque: Derek Wilson Dr. Stu Camillo: Haley Joel Osment Athena: Katherine LaNasa |
Future Man macht etwas durchaus Mutiges in der zweiten Staffel, nämlich nicht dasselbe wie in der ersten oder zumindest nur bedingt. Ging es dort noch darum, durch wiederholte Zeitsprünge in allerlei vergangene oder nahzukünftige Zeitperioden das Superheilmittel und den anschließenden Biotic-Krieg zu verhindern, sind die drei Zeitkrieger nun für den Großteil der Staffel in der Zukunft gestrandet und agieren auch nur dort. Das Element der Zeitreisen fällt also zunächst weg. Jedoch muss sich Josh in einer gänzlich neuen Zeit zurechtfinden und auch für Tiger und Wolf ist diese dystopische Zukunft komplett anders als die Dystopie, aus der sie ursprünglich gekommen sind. Der Humor, ausgelöst durch anachronistische Figuren in ungewohnten Umfeldern (plus generelle Verrücktheit und die gelegentliche Dick Joke-Brachialkeule aus den unteren Schubladen), ist dadurch unverändert vorhanden. Trotzdem wechselt der inhaltliche Fokus zunächst darauf, die Zukunft nicht mehr durch wiederholte Sprünge in die Vergangenheit zu verändern, sondern direkt vor Ort. Das macht diese Staffel zu einer reinen Weiterführung, die nicht einfach nur das Prinzip der Vorstaffel wieder aufwärmt.
Crouching Tiger, Hidden Wolf-Talents
Bereits in Staffel 1 sind die Figuren einer der großen Reize der Serie. In deren Verlauf haben sie sich in ihrer Entwicklung von einer vermeintlichen Stereotypizität aus auf eigene, sehr viel speziellere Pfade begeben. Einen davon setzt Wolf, gespielt von Derek Wilson (Preacher) fort. Entdeckte der Sprengstoffexperte der Widerstandsgruppe unter Anleitung von Joshs Vater sowohl Talent wie auch Leidenschaft für das Kochen (und Kokain), gedeiht Wolf auch in seinem neuen Umfeld und meistert schnell die Rolle seines Gegenstücks Torque. Innerhalb weniger Tage wird der Charismatiker ein meisterhafter Radhersteller sowie Ehemann und Vater in seinem Cluster (einer Ehegemeinschaft von sechs Menschen) und startet sogar kurzerhand eine politische Laufbahn im NAG (New Above Ground). Ist Tiger in Staffel 1 noch die pflichtbewusste Antreiberin, fällt sie hingegen nun immer tiefer in ein Stimmungsloch. Alle Anstrengungen waren umsonst und sie selbst muss sich als Teil des Feindes erkennen, gegen den sie so lange angekämpft hat. Sie lässt sich von Stu sogar nach und nach von dessen Mars-Plänen überzeugen, gegen die der Spitze Kreis Widerstand leistet. Darstellerin Eliza Coupe (Quantico) kann zudem in einer Doppelrolle glänzen, denn sie spielt zugleich auch ihre Version aus dieser Zeitlinie: Ty-Anne, Stus verwöhnte und schrille Adoptivtochter. Josh, gespielt von seinen Namensvetter Josh Hutcherson (Die Tribute von Panem: The Hunger Games), überlebt zumindest weiterhin, wenn auch nicht alle Versionen von ihm. Im Bestreben ein zukunftsrettender Held zu sein, macht Josh manchmal jedoch eine fast schon zu traurige Figur. Eine sehr viel größere Rolle nimmt in dieser Staffel Haley Joel Osment (The Sixth Sense) als Stu Camillo ein. War dieser in der ersten noch eine sporadisch auftretende Nebenfigur, die je nach Zeitlinie mal ein Arschloch und mal ein Angsthase war, ist er nun der unscheinbare Bösewicht der Staffel, der seine Absichten hinter einer fast schon liebenswerten Fassade versteckt. Auch Seth Rogen (Das ist das Ende), der in der Serie als Produzent mitwirkt, kommt in der letzten Folge zu einem Auftritt.
Fazit
Die erste Staffel habe ich mit etwas mehr Freude geguckt, obwohl sich nicht sagen lässt, dass die zweite in irgendeiner Form schlechter wäre. Wahrscheinlich spielen da einfach meine persönlichen Vorlieben mit rein. Ist die erste Staffel noch Zeitreise-Science Fiction, ist diese nun halt eher eine von mir weniger präferierte Mad Max-artige Endzeit-Dystopie, bzw. eine Satire davon. Dass aber insgesamt der Schwerpunkt derart stark verändert wird, ist dennoch lobenswert, wenn andere Serien dagegen in der Regel lieber auf Nummer sicher gehen. Besonders mit Josh Hutchersons Hunger Games-Vergangenheit dürfte auch Staffel 3 (bereits beauftragt, zugleich jedoch auch die letzte Staffel) interessant werden, in der dann wohl das Motiv der als Show inszenierten Todesspiele (bspw. auch Running Man) aufgegriffen wird. Ansonsten machen einfach die überspitzten Figuren mit ihrer Asozialität unheimlich Freude und Future Man ist jedem Sci-Fi-Fan eigentlich nur ans Herz zu legen.
© Hulu