Horimiya

Wer hat sie nicht, diese kleinen Geheimnisse, die man wirklich niemandem verraten möchte, weil sie einem peinlich sind? In der am 9. März 2022 geendeten Manga-Reihe Horimiya aus der Feder von HERO und dem Zeichner Daisuke Hagiwara (Nenene) lernen wir zwei Menschen kennen, die unverhofft eine ganz andere Seite am jeweils anderen kennenlernen. Es folgt ein etwas ungewöhnlicher Beziehungsstart mit Piercings, Tattoos und männlichen Menstruationsschmerzen und natürlich noch anderen lustigen Situationen. Vor allem aber mit viel Herz, denn was sich liebt, das neckt sich nicht nur. Wir setzen uns noch einmal ganz gemütlich ins Klassenzimmer von Hori und Miyamura – so wäre auch der Titel des Mangas hier schon geklärt – und drücken noch einmal die Schulbank, mit der Aufgabe, ein Review zu verfassen, das hoffentlich eine Eins von euch bekommt!

 

Sobald die Schule vorbei ist, flitzt die hübsche, schlaue und beliebte Kyoko Hori nach Hause. Da ihre Eltern nämlich viel arbeiten müssen, schmeißt sie den Haushalt und kümmert sich liebevoll um ihren kleinen Bruder. Doch eines Tages steht eben dieser kleine Junge blutend in der Haustür. Wie sich herausstellt, gab es einen Unfall, bei dem ein gepiercter Junge helfend zur Seite sprang und brachte Shota nun nach Hause. Während sich Hori bedankt, fällt der Groschen mehr als laut, denn der Fremde ist niemand Geringeres als ihr ruhiger Klassenkamerad Izumi Miyamura. Damit findet zum ersten Mal in Horis Leben jemand heraus, wie sie a) ungeschminkt aussieht und b) was sie ständig nach der Schule macht. Allerdings lernt sie auf diesem Wege einen Menschen kennen, der darüber kein schlechtes Urteil fällt. Im Gegenteil, denn auch für den einsamen Miyamura (er)öffnen sich plötzlich ganz neue Haustüren.

Zwei einsame Seelen finden sich

Originaltitel Horimiya
Jahr 2011
Bände 16
Genre Romanze, Komödie, Slice of Life
Autor HERO
Mangaka Daisuke Hagiwara
Seit 9. März 2022 vollständig

Basierend auf dem 4-Panel-Manga Hori-san to Miyamura-kun von HERO, der die Alltagsabenteuer des ungleichen Paares auf seiner eigenen Webseite veröffentlichte, setzt Hagiwara die Geschichte vor allem zu Beginn mit einer perfekten Balance aus humorvollen, aber auch nachdenklichen Szenen um. Schnell wird schließlich klar, dass Miyamuras Piercings und auch seine Tattoos ein Zeichen dafür sind, dass während seiner Mittelschulzeit einiges schieflief. Aus dem Grund kapselte sich der Junge auch immer mehr von anderen ab. Bis er schließlich Horis Geheimnis herausfindet und sich so ein kleines Band knüpft, das im Laufe der Zeit immer stärker wird. Dabei überzeugt ab dem ersten Aufeinandertreffen, dass sich hier zwei Menschen langsam näher kennenlernen und sich so immer stärkere Gefühle aufbauen, die nachvollziehbar sind. Besonders auffällig ist dabei, dass beide Parteien von der Beziehung profitieren, weil auch Hori unter ihren häuslichen Pflichten leidet.

Was sich liebt, das schlägt sich …

Die Chemie zwischen dem gefühlvollen Miyamura und der unerwartet aggressiven Hori stimmt ab der ersten Seite in Horimiya. Schließlich verbinden solche Geheimnisse auch, jedoch sind es vor allem die Gespräche, die die beiden bei ihren gemeinsamen Treffen bei ihr zu Hause führen. Genau in diesen gerne einmal lockeren, aber auch ernsteren Diskussionen liegt eine der Stärken des Titels, weil sich nach und nach die Probleme der beiden vor ihnen darlegen und sie immer mehr neu Seiten am anderen entdecken. So kann er ein ganz schöner Dickschädel sein, während sie ziemlich gerne zuschlägt. Natürlich schleicht die Liebe schnell um die beiden herum, weshalb es wirklich spannend wird, wie hier die Gefühlswaage aus dem Gleichgewicht gerät. Horis Umwelt bemerkt nämlich, dass sich die Schönheit plötzlich mit dem düsteren Klassenkameraden zeigt. Der größte Pluspunkt ist hierbei, dass Hori wirklich über den Dingen steht, wofür man sie einfach lieben muss.

Küssen nicht verboten

In den 16 Bänden von Horimiya geht es nicht lange darum, wie die beiden zueinanderfinden, also keine Sorge an all jene, die es nicht mögen, wenn die Personen lange wie Tiger umeinander herumstreifen. Mit einer perfekten Platzierung der Herzklopfmomente geht es zwischen den beiden ordentlich voran, wobei Hagiwara ein Händchen dafür hat, uns zu überraschen. So kommt der erste Kuss plötzlich um die Ecke und bei der nächsten Abzweigung geht es sogar körperlich auf Tuchfühlung. Es mangelt also wahrlich nicht an liebevollen Ereignissen, demnach dürfen Fans romantischer Geschichten gerne einen Blick riskieren. Zwischen dem Drama und der Liebe lockern witzige Momente alles auch auf. Zum Beispiel Miyamuras Versuch seine Piercings und Tattoos bei allen möglichen schulischen Aktivitäten zu verstecken und die daraus resultierenden bescheuerten Ausreden. Was soll der arme Junge auch tun, wenn es beim Klassenausflug ums Thema Baden geht?

Schulisches Liebeschaos

Seien wir ehrlich: Dass Miyamuras Geheimnis schneller auffliegt, als ein Cosplayer in der Straßenbahn wundert nicht. Doch gerade dadurch weitet sich das Feld der Mitspielenden aus. Natürlich nimmt das Gefühlskarussell ordentlich Schwung, denn da sind Klassenkamerad Tooru mit seinen Gefühlen für Hori, die beste Freundin Yuki mit Unsicherheiten gegenüber Tooru, Yanagis plötzliches Liebesgeständnis für Yuki und die schüchterne Sakura mit Gefühlen gegenüber Tooru. Dabei hat jeder der Charaktere sein eigenes kleines Dramapaket zu tragen, welches sich angenehm entfaltet. Nur verlagert sich im Laufe der Bände der Fokus immer mehr auf andere Figuren, der Comedy-Anteil nimmt zu und irgendwie geht es auch kaum noch voran. Schade, denn gerade nach dem zehnten Band fühlen sich die Kapitel oft zu kurz und inhaltslos an. Hin und wieder blitzen einzelne tolle Szenen wieder hervor und auch das emotionale Finale überzeugt, doch bei einigen Lesenden wird der Gedanke aufkommen, dass weniger Bände besser gewesen wären.

Klare Linien und ausdrucksstarke Gesichter

Abwechslungsreiche Frisuren und unterschiedliche Augen sorgen schnell dafür, die wachsende Figurenanzahl in Horimiya auseinanderhalten zu können. Dabei zeigt Hagiwara ein besonderes Talent für hübsche Männer und Frauen, wovon letztere nicht mit ihren weiblichen Reizen punkten müssen, um als Schönheiten zu gelten. Auch die Panels ordnete der Mangaka von Anfang an dynamisch an, doch gerade durch die klaren Linien bleibt es immer übersichtlich. Hintergründe spielen oft eher eine Nebenrolle – bei den ganzen Schul- und Haussettings zu verkraften – dafür überzeugen die starken Gesichtsausdrücke umso mehr. Gerade Hori und Miyamura besitzen eine herrliche Palette an Ausdrücken, die es immer mehr zu entdecken gilt. Im Laufe der Zeit werden die Zeichnungen sogar noch lebhafter. Besonders die Motive der Farbseiten verdienen ein Schlagwort: wunderschön.

Fazit

Die zwei Hauptfiguren von Horimiya schleichen sich so schnell ins Herz, dass die einzelnen Alltagsgeschichten einfach Spaß machen. Dabei gibt es viel zu lachen, aber auch psychologisch ansprechende Momente, da Mobbing, Einsamkeit und andere zwischenmenschliche Probleme auf der Schultafel stehen. Die Figuren wachsen im Laufe der Zeit an ihren Aufgaben und Problemen und wie einige von ihnen ihre Liebe finden, ist einfach schön. Das anfängliche tolle Tempo nimmt nur leider irgendwann rapide ab. Die späteren Bände sind mit zu vielen humorvollen Geschichten gefüllt, weswegen für mich einige Geschichten weniger besser gewesen wären. Für die Beziehung zwischen Hori und Miyamura würde ich gerne die volle Punktzahl vergeben. Einfach weil sich hier zwei Figuren finden, die mit all ihren Ecken und Kanten trotzdem zusammenpassen, wie zwei ineinander greifende Puzzleteile. Da jedoch in den letzten Bänden das Lesevergnügen abnimmt, gibt es doch noch Abzüge in der Benotung.

© Egmont Manga


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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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