Akuma no Riddle
„Teufels Rätsel“, so lautet die wörtliche Übersetzung des Titels Akuma no Riddle. Teuflisch ist das Szenario tatsächlich, schließlich machen elf Attentäterinnen Jagd auf das Leben ihrer Mitschülerin Haru Ichinose, die nur die taffe Tokaku Azuma als Beschützerin an ihrer Seite weiß. Die ungewöhnliche Geschichte wurde in Japan von 2012 bis 2016 in fünf Bänden veröffentlicht. Die Story stammt dabei von der bekannten Mangaka Yun Kouga (Loveless), während die Zeichnungen von Sunao Minakata geliefert wurden. Anfang September 2017 bereicherte Egmont Manga auch die deutschen Fans mit dem Abschlussband. Grund genug, die Mangareihe, welche 2014 auch als 12-teilige Animeserie adaptiert wurde, noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.
Tokaku Azuma kommt an der privaten Myōjō-Mädchenoberschule in die „Schwarze Klasse 10“. In dieser sind dreizehn Schülerinnen, doch diese sind keine normalen Teenager. Denn zwölf der Mädchen sind angehende Attentäterinnen und haben nur ein Ziel: Haru Ichinose, die Nummer 13 der Klassenliste, umzubringen. Wer beim Attentat scheitert oder Außenstehende in die Sache mithineinzieht, fliegt von der Schule. Zunächst scheint die naive Haru ein leichtes Ziel zu sein, aber dies täuscht. Zudem schlägt sich Tokaku, die eigentlich ebenfalls den Auftrag hat, das Mädchen zu töten, auf die Seite von Haru und beschließt, ihre Beschützerin zu sein. Zusammen müssen sie sich gegen ihre Mitschülerinnen verteidigen und herausfinden, was wirklich hinter ihrer Klasse steckt…
Elf Attentäterinnen, ein Opfer und eine Beschützerin
Auf den ersten Blick wirkt die Story sehr hanebüchen. Doch diesen Aspekt muss man schlicht als gegeben hinnehmen, zumal die Beweggründe hinter der Gründung einer „schwarzen Klasse“ lange sehr rätselhaft bleiben. Die Charaktere sind dabei sehr individuell gestaltet und besitzen eigene Charaktereigenschaften. Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass manche Charaktere sehr dem Animeklischee entsprechen, darunter z.B. Hitsugi Kirigaya. Der Teenager sieht – wie so manche weibliche Animefigur – noch aus wie ein kleines Mädchen, das noch in die Grundschule geht. Die Klischees ändern jedoch nur wenig daran, dass der Cast sehr abwechslungsreich gestaltet ist. Im Prinzip ist der Fokus auch auf jenen Charakteren – sobald sie den Angriff auf Haru starten, kann man damit rechnen, ihre Vergangenheit und ihre Gründe für das Morden zu erfahren. Denn wer Haru umbringen kann, den erwartet natürlich eine Belohnung. Die Siegerin bekommt nämlich einen Wunsch erfüllt. So möchte Haruki Sagae, die Nummer 6 auf der Klassenliste, lediglich genug Geld für ihre sehr arme, große Familie erhalten. Dies ist auch der einzige Grund für sie, dass sie sich als Attentäterin betätigt. In diesem Kontext zeigt sich Akuma no Riddle als eher charakterfokussierter Titel.
Die 15-jährige Protagonistin Tokaku wird als kühles Mädchen präsentiert, das kein Interesse an zwischenmenschlichen Interaktionen hegt. Schließlich sind sie keine normale Schulklasse, sondern Attentäterinnen! Dies ändert sich, als sie Haru begegnet. Von Anfang an ist sie von dem stets fröhlichen Mädchen fasziniert. Ohne dass sie es wollen würde, wird sie von ihr derart in den Bann gezogen, dass sie das Ziel gar nicht mehr umbringen möchte, sondern es schützen will. Zumal Tokaku sowieso ein geheimes Problem hat: Sie kann nicht töten. Das ist nicht gerade ideal für eine Attentäterin, die gegen ihre Kolleginnen antreten muss, welche alles andere als zimperlich sind.
Zarte Gefühle
Originaltitel | Akuma no Ridoru |
Jahr | 2012 – 2016 |
Bände | 5 |
Genre | Thriller, Mystery, Shoujo Ai |
Autor | Yun Kouga, Sunao Minakata |
Verlag | Egmont Manga (2017) |
Dass zwischen Tokaku und Haru mehr als nur eine Freundschaft oder ein ausgeprägter Beschützerinstinkt besteht, wird schnell klar. Dennoch bleibt die Reihe dabei sehr zahm, bringt für Girls Love-Fans jedoch ebenso viele Anspielungen zwischen den anderen Mädchen. Bereits die Farbseiten zeigen eindeutige Bilder mit den Attentäterinnen, die sich jeweils im Wohnheim ein Zimmer teilen. Und auch im Manga selbst gibt es derart viele Andeutungen (und stellenweise auch Bestätigungen), dass sich Akuma no Riddle als wahre Fanfiction- und Fanart-Grube erweist. Die Zeichnungen tragen jedoch dazu bei, dass die Grundstimmung ziemlich düster ist. Die Zeichnerin arbeitet mit vielen Schattierungen und besitzt insgesamt einen sehr ausgereiften Stil. Die Illustrationen machen definitiv den Eindruck, dass viel Mühe und Feingefühl in sie investiert wurde.
Logisch oder nicht, das ist hier die Frage
Ohne Frage ist die Präsentation der Geschichte trotz der düsteren Stimmung eher weniger ernstzunehmen. Haru wäre gar nicht so schwer umzubringen, wäre da nicht immer ein unglücklicher Zufall oder doch einfach die Verspieltheit mancher Damen. So hängt die kluge Suzu Shutou Haru eine Bombe um, versteckt jedoch Karten mit dem Entschärfungscode. Man darf sich auch nicht wundern, wie viele Verletzungen die Charaktere überleben können oder dass Haru noch immer versucht, sich mit den Attentäterinnen anzufreunden. Sie ist zwar nicht ganz so naiv, wie es auf den ersten Blick wirken mag, aber ihr Verhalten trägt dazu bei, dass das Szenario kaum ernst genommen werden kann.
Leider bleiben einige Handlungsstränge auch etwas in der Luft hängen, so schickt Tokakus ehemaliger Lehrer dem Mädchen immer wieder Rätsel, die ihr merkwürdig vorkommen. Zwar helfen diese Rätsel Tokaku während ihrer Zeit an der Myōjō-Akademie indirekt in manchen Situationen, was genau nun jedoch die Intention dahinter ist, wird nicht wirklich aufgedeckt. Insbesondere im Finale ist die Geschichte sehr verwirrend und das Verhalten der Charaktere kaum nachvollziehbar.
Ich mag Akuma no Riddle sehr, was vor allem an den unterschiedlichen Charakteren liegt. Die Geschichte ist in diesem Falle eher zweitrangig für mich, obwohl ich die Kämpfe und vor allem die Interaktionen zwischen den Figuren immer interessant fand. Als Fan von Girls Love wird man nur spärlich versorgt – wenn man dann auch noch etwas mehr Abwechslung will, als nur eine schüchterne Mädchenschulen-Geschichte, wird die Auswahl noch geringer. Vielleicht kommt es auch daher, dass ich den Manga trotz der vielen Logiklücken so gerne mag. Immerhin ist das Setting recht einzigartig und bietet somit mehr Action, als den Fokus lediglich auf die Romanze zu lenken. Das Finale empfand ich aber trotz des schönen Epilogs wirklich bodenlos misslungen.