Kiss Kiss Bang Bang

Weihnachten ist ja schön und gut, aber manchmal braucht man in der oberflächlich glitzernden und leuchtend blinkenden Zeit der erzwungenen Sentimentalität auch mal etwas anderes. Warum also nicht Kiss Kiss Bang Bang? Ein von Shane Black inszenierter Krimi, inklusive Privatdetektiv, Mord und einer Damsel in Distress. Lasst euch also zur Weihnachtszeit von Robert Downey Juniors Harry Lockhart in das gleichsam oberflächlich glitzernde und leuchtend blinkende Hollywood begleiten, wo ein mysteriöser Mordfall auf ihn wartet.

    

Harrys Weihnachtseinkäufe sehen etwas anders als beim Durchschnitt aus: Beim Einbruch in ein Spielzeuggeschäft in New York löst der kleinkriminelle Harry mit seinem Komplizen zunächst einen Alarm aus. Anschließend werden beide während ihrer Flucht angeschossen und Harry ist schließlich gezwungen, seinen Partner zurücklassen. Mit Mühe und Not rettet er sich ausgerechnet in ein Casting und legt dort – überwältigt von echten Schuldgefühlen, seinen Freund zurückgelassen zu haben – eine derart überzeugende Vorstellung hin, dass ihn ein Produzent mit dem Versprechen auf eine Hauptrolle kurzerhand nach Hollywood einlädt. Dort wird Harry nun durch allerlei Partys geschleppt und soll als Vorbereitung auf seine Rolle als Detektiv etwas praktische Erfahrung bei Perry van Shrike (aka. „Gay Perry“) sammeln. Wie es das Schicksal so will, trifft Harry auf einer der Partys ausgerechnet Harmony wieder, seine unerfüllte Jugendliebe aus seinem Heimatort. Die verfolgt seit einigen Jahren eher erfolglos – abgesehen von einer Bierwerbung – eine Schauspielerkarriere in Hollywood. Um sie zu beeindrucken, behauptet Harry kurzerhand, tatsächlich ein echter Detektiv zu sein. Wenig später wird er von Harmony um Hilfe gebeten, den Selbstmord ihrer kleinen Schwester zu untersuchen, hinter dem sie tatsächlich einen Mord vermutet. Eine zweite Leiche lässt nicht lange auf sich warten, denn während Harry Perry bei einem Auftrag begleitet, werden beide Zeugen eines seltsamen Ereignisses: Ein Auto, das in einen See rast, die Leiche einer jungen Frau im Kofferraum und zwei maskierte Gestalten, die Harry und Perry bei ihrem vergeblichen Rettungsversuch beobachten. Eigentlich entschlossen das Ganze möglichst schnell zu vergessen und zurück an die Ostküste zu fliehen, findet Harry jedoch noch am selben Abend die Leiche derselben Frau in seinem Hotelzimmer wieder.

Eine Leiche zu Weihnachten

Originaltitel Kiss Kiss Bang Bang
Jahr 2005
Land USA
Genre Komödie, Krimi, Romanze
Regisseur Shane Black
Cast Harry Lockhart: Robert Downey Jr.
Perry van Shrike: Val Kilmer
Harmony Faith Lane: Michelle Monaghan
Harlan Dexter: Corbin Bernsen
Dabney Shaw: Larry Miller
Mr. Fire: Rockmond Dunbar
Mr. Frying Pan: Dash Mihok
Laufzeit 102 Minuten
FSK

Inspiriert von Brett Hallidays (mit wahrem Namen Davis Dresser) langlebiger Michael Shayne-Kriminalserie und auf dem Roman Bodies Are Where You Find Them basierend, hat Kiss Kiss Bang Bang eigentlich alle Elemente, die ein klassischer Privatdetektiv-Krimi braucht: Ein nächtliches Setting, diverse Saxophon-Klänge, böse Schergen, ein Detektiv, der die Geschehnisse mit einem Voice-Over kommentiert, eine hübsche Klientin, in die sich der Detektiv verliebt, und ein verzwickter Mordfall. Dann wiederum ist vieles eben nicht so wie in einem klassischen Krimi. Der Detektiv ist selbst ein Krimineller, geht mit seinem Zuschauer im Voice-Over auch gerne mal ins plaudernde Zwiegespräch, verhaspelt sich mit der Ereignisabfolge und begegnet den skurrilen Ereignissen mehr mit verwirrten Unglauben als mit Panik, was zu zahlreichen ironischen Kommentaren in den unmöglichsten Situationen führt. Und das ist nur Harry alleine. Die Dialoge mit dem echten und ziemlich schlagfertigen Profi-Detektiv Perry sind ein Feuerwerk an Witz und auch in der anbahnenden Romanze mit Harmony wird die Stimmung immer wieder durch unmögliche Momente abgewürgt.

Gute Mischung

In Kiss Kiss Bang Bang spielen diverse Elemente sehr gut ineinander. Zunächst sind es die überspitzten Ereignisse einer typischen Krimigeschichte, die so behandelt werden, dass die Offenbarungen und Wendungen im Fall grotesk und zum Lachen absurd wirken. Dadurch entsteht eine Surrealität, die durch die überkünstelte Weihnachtszeit im städtischen Los Angeles noch verstärkt wird. Ergänzt wird der Humor durch die geistreichen Dialoge. Aber auch wenn der Film seine Romcom-Elemente besitzt, verkommt er nicht zu einem reinen Witzfeuerwerk. So gibt es immer wieder ernste Momente, die einen wachrütteln. Es ist besonders Robert Downey Juniors schauspielerischen Feingefühl zu verdanken, wenn Harry in dem Trubel aus Gewalt und Tod um ihn herum in den richtigen Momenten mitfühlend und mitgenommen wirkt. Auch bei der Aufdeckung des Schicksals von Harmonys kleiner Schwester kann dem Zuschauer das Lachen schnell im Halse stecken bleiben.

Beim Hauptdarstellertrio aus Downey Jr. (Iron Man), Kilmer (Batman Forever) und Monaghan (True Detective) kann man durchaus von einem Glücksgriff sprechen. Drei eigentlich hochkarätige Schauspieler ließen sich an eher tiefer anzusiedelnden Punkten ihrer Karriere für einen gutgeschriebenen Film mit geringem Budget gewinnen und zeigen ein hervorragendes Zusammenspiel.

Ich liebe Kiss Kiss Bang Bang und er ist auch einer meiner Lieblingsweihnachtsfilme, gerade weil er eigentlich ziemlich unweihnachtlich ist. Die Jahreszeit macht die Ereignisse mit seiner Kombination aus Jingle Bells und Swimming-Pools oder halbnackten Models im Glaskasten, die wie Rudolph das rotnasige Rentier aufgemacht sind, einfach noch eine Spur skurriler, während Robert Downey Jr. und Val Kilmer ihre herrlichen Dialoge ausspielen und eins der genialsten Detektiv-Voice-Overs aller Zeiten einen durch die Verrücktheit führt. Der Film macht mich bis heute hellhörig, wenn Shane Black einen Film macht und Kiss Kiss Bang Bang hat mich erst positiv auf Robert Downey Jr. aufmerksam gemacht. Der Film war überhaupt der Grund, warum ich mir dann später Iron Man angeschaut habe. Superheldenfilme waren – abgesehen von Batman Begins oder Spider-Man – bis dahin ja eher noch in der filmischen Looser-Ecke anzusiedeln und kein Pflichtprogramm wie heute.
Kiss Kiss Bang Bang ist in jedem Fall Unterhaltung pur mit extrem hohem Nochmal-Anschauen-Potential.

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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