Memento of Spring
Viele Geschichten werfen ihre Protagonisten in eine andere, unbekannte Welt (meistens in einem Fantasy-Setting), wo sie dann irgendwie klar kommen müssen und oft sogar zu Helden werden. Doch das geht genauso gut auch andersherum, wenn Bewohner eben solcher Fantasy-Welten sich plötzlich in unserer Moderne wiederfinden. Eine solche Geschichte erzählt die Visual Novel Memento of Spring von Bright Onion Studios.
Zu behaupten, Juliane wäre verwöhnt, ist noch eine Untertreibung. Sie denkt nur an die nächste Mahlzeit, beschimpft ihre Betreuer und macht, was sie will. Dabei soll sie eigentlich unter Autumns Anleitung ihre magischen Fähigkeiten verfeinern. Doch statt Unterricht gibt es nur sich im Kreis drehende Diskussionen. Das ändert sich, als ein verzauberter Spiegel Juliane in eine nicht näher benannte, vermutlich japanische Stadt bringt.
Langsamer Start
Originaltitel | Memento of Spring |
Jahr | 2018 |
Plattform | PC |
Genre | Visual Novel |
Entwickler | Bright Onion Studios |
Publisher | Bright Onion Studios |
Spieler | 1 |
Memento of Spring startet sehr langsam. Die Geschichte nimmt sich sehr viel Zeit, um erst Julianes Alltag aus Sicht ihrer Betreuerin Amalie und dann noch Lilys ersten Tag in Yukaris Cafè zu beschreiben. Auf diese Weise lernt man zwar alle wichtigen Charaktere kennen, bevor die eigentliche Geschichte ins Rollen kommt, aber diese ersten Kapitel ziehen sich dann doch eher in die Länge. Aber sobald Juliane und Autumn sich in der modernen Welt wiederfinden, kommt Memento of Spring in Fahrt. Zwar gibt es keine großen Action-Szenen, doch die Visual Novel überzeugt besser mit ihren Dialogen und absurden Situationen. Denn wer würde schon erwarten, dass Juliane Hitomis Laden mit einer Lawine von Äpfeln überrollt?
Schlagfertige Mädels
Lily mag zwar der erzählende Hauptcharakter sein, doch viel nimmt man von ihr in Memento of Spring nicht wahr. Sie bleibt sehr passiv und nimmt eher die Beobachterrolle ein. Das höchste der Gefühle ist, dass sie sich ab und an ihre eigenen Gedanken zum Geschehen macht. Doch ansonsten spricht sie eigentlich nur, wenn das Thema direkt auf sie kommt. Abgesehen davon macht Lily sich so rar, dass man schon mal vergessen kann, dass sie überhaupt da ist. Manche Situationen positionieren sie schon arg konstruiert bei den anderen Charakteren.
Katzenohren und ein schräges Outfit
Der Zeichenstil von Memento of Spring ist solide, aber nichts Besonderes. Auffallend ist hier allerdings nicht nur Autumns Outfit, das aus Gründen die Taille auf beiden Seiten freilässt, sondern auch, dass dieser Umstand fortwährend von den übrigen Charakteren kommentiert wird. Die meisten finden Autumns Kleidung einfach nur schräg und Autumn wird nicht müde, wieder und wieder zu betonen, dass man sich in ihrem Land eben so anzieht. Warum Juliane Katzenohren hat, wird zwar immer wieder gefragt, aber eine Antwort gibt es nicht. Juliane selbst scheint nicht einmal zu wissen, dass sie welche hat. Zumindest reagiert sie immer äußerst verwirrt auf entsprechende Nachfragen. Memento of Spring nimmt also fortwährend Bezug auf die Designs der Charaktere. Dadurch entsteht das Gefühl, dass sie nicht einfach irgendwie aussehen. Zeichnungen und Geschichte wirken damit wie aus einem Guss.
Fazit
Memento of Spring ist für mich ein Auf und Ab. Der Anfang ist zäh, die Mitte macht Spaß, das Ende zieht sich wieder. Die Visual Novel nimmt sich wirklich viel Zeit für ihre Geschichte und stellenweise ist mir das einfach zu zäh. Ich bin ja generell nicht der größte Slice-of-Life-Fan. Doch einige Dialoge sind einfach Gold wert, vor allem wenn Hitomi dabei ist und ihre Schlagfertigkeit unter Beweis stellt. Andere Szenen hingegen drehen sich fortwährend im Kreis, sodass die Visual Novel eher auf der Stelle tritt. Die absurden Ereignisse lassen mich immer wieder schmunzeln. Besonders die Apfellawine werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Memento of Spring erzählt also durchaus eine solide Geschichte, könnte sich aber an manchen Stellen durchaus etwas kürzer fassen.
© Bright Onion Studios