Medusa Deluxe
Murder Mysteries, wer liebt sie nicht? Man braucht nur eine Leiche, eine ermittelnde Person, ein paar Verdächtige und schon kann der Spaß beginnen. Oder auch nicht, wie Medusa Deluxe von Thomas Hardiman unter Beweis stellt. Der Krimi macht es seinen Zuschauenden nämlich alles andere als einfach: Weder setzt der Regisseur auf Spannung, noch gibt es eine Heranführung an die Figurenkonstellationen. Fest steht nur, dass wir uns während den Vorbereitungen für einen anstehenden Frisurenwettbewerb befinden und jemand umgebracht wurde. Aber wer ermittelt eigentlich? Der als Oneshot (= ohne Schnitte) gedrehte Film war Teil des Fantasy Filmfest 2022. Die Streaming-Rechte an dem britischen Whodunit-Film hat sich Mubi gesichert, die deutsche Leinwand-Premiere ist auf den 8. Juni 2023 datiert.
Ein großer Frisurenwettbewerb befindet sich in der Vorbereitungsphase. Der Veranstalter René (Darrell D’Silva, His Heavy Heart) will die Stylist:innen Cleve (Clare Perkins, The Outlaws), Divine (Kayla Meikle, Ear for Eye), Kendra (Harriet Webb, Florence Nightingale) und Mosca (John Alan Roberts, Supernova) gegeneinander antreten lassen. Als Models stehen Timba (Anita-Joy Uwajeh, Vampire Academy), Inez (Kae Alexander, Bad Education), Etsy (Debris Stevenson) und Angie (Lilit Lesser) zur Verfügung. Doch dann wird Mosca tot aufgefunden – skalpiert!
Whodunit ohne Polizei und Ermittler
Originaltitel | Medusa Deluxe |
Jahr | 2022 |
Land | Großbritannien |
Genre | Krimi |
Regie | Thomas Hardiman |
Cast | René: Darrell D’Silva Cleve: Clare Perkins Divine: Kayla Meikle Kendra: Harriet Web Mosca: John Alan Roberts Timba: Anita-Joy Uwajeh Inez: Kae Alexander Etsy: Debris Stevenson Angie: Lilit Lesser Angel: Luke Pasqualino |
Laufzeit | 101 Minuten |
FSK | |
Kinostart: 8. Juni 2023 |
Thomas Hardimans Medusa Deluxe ist kein Murder Mystery im klassischen Sinne: Es gibt keinen Hercule Poirot, der Ermittlungen anstellt und Befragungen durchführt, und auch keine zentrale Figur, die alle Hinweise zusammenträgt. Viel mehr irren die Stylist:innen, Models und andere Anwesende durch das Gebäude und so erfahren wir nach und nach von Konflikten, Liebschaften und Rivalitäten. Ganz nebenbei wird weiter an den Frisuren gearbeitet, es herrscht ein ganz normaler Arbeitstag. The Show must go on und so. Dementsprechend geht es nicht ausschließlich um den Toten, für viele ist Mosca auch eher nur eine Randnotiz. Die Kamera ist praktisch überall: Hier wird gearbeitet, dort wird getuschelt. Polizeiarbeit? Fehlanzeige. Das Drehbuch bringt viel Aufmerksamkeit für die kleinen Alltagsgeschichten mit. Ob dieser allerdings interessieren, steht auf einem anderen Blatt.
Eng an den Fersen der Protagonisten
Die Besonderheit des Films liegt darin, dass er (augenscheinlich) in Echtzeit gedreht ist. Es gibt keine (sichtbaren) Schnitte und die Handlung spielt somit von Beginn bis Ende durch. Das kann in der Theorie reizvoll sein, bedeutet in der Praxis allerdings auch, dass es etliche Szenen gibt, in denen die handelnden Charaktere einfach nur Fußwege zurückliegen. Ja, genau: Wir beobachten Personen dabei, wie sie sich alleine über leere Flure und Gänge von A nach B bewegen, damit die Kamera auf die nächste Figur überschwenken kann. Diese Methodik bricht mit den Sehgewohnheiten und lässt den Film wesentlich länger erscheinen, als er eigentlich ist. Die kunstvolle Ausrichtung wird schon im 007-artigen Opening deutlich und gipfelt in einer Tanz-Choreografie (!) aller Figuren am Ende. Diese ist leider auch der aufregendste Teil des Films, entlohnt aber nicht mehr fürs Dranbleiben.
Fazit
Medusa Deluxe ist ein Konzeptfilm. Ein Experiment, das technisch unter Beweis stellen soll, wie eine Geschichte von mehren Personen getragen werden soll, ohne einen einzigen Schnitt zu setzen. Die Geduld der meisten aller Zuschauer:innen wird das Konzept überstrapazieren, denn Spazierfilme, bei denen nebenbei Gespräche geführt und Ermittlungen durchgeführt werden, könnten unaufgeregter kaum sein. Selbst die Auflösung geschieht so beiläufig, dass am Ende gar keine Rolle spielt, wer Tosca nun mit welchem Motiv ermordet hat. Worin der Film beeindruckt, sind seine Konsequenz und Kunstfertigkeit.
© Mubi