Ich kämpfe um dich

Der Verlust der Identität ist eines der Themen die Alfred Hitchcock (Psycho) in seinen Filmen aufgreift. Mit dem – für seine Musik mit einem Oscar prämierten – Film Ich kämpfe um dich aus dem Jahr 1945 versucht Hitchcok jedoch etwas Neues. Indem er Siegmund Freuds (die Traumdeutung) Psychoanalyse und die surrealen Bilder von Salvador Dalí (Destino) kombiniert, erschafft einen bis heute einzigartigen Film über eine Frau, die entgegen aller Vernunft und Widerstände fest an ihre Liebe glaubt. Obwohl der Mann, den sie liebt, selbst nicht weiß, wer er eigentlich ist.

  

Seit Jahren ist Dr. Murchison Leiter von Green Manors, einem Heim für Geisteskranke. Nach einem Nervenzusammenbruch soll es nun in den Ruhestand geschickt und durch den bekannten Psychiater und Autor Dr. Anthony Edwardes ersetzt werden. Doch mit seinem Nachfolger scheint etwas nicht zu stimmen. Zunächst sind alle erstaunt, dass dieser noch so jung ist. Erste Zweifel machen sich breit, ob er der echte ist und dieser ein Hochstapler ist. Doch der jungen Psychologin Dr. Constance Petersen ist das egal, denn sie verliebt sich direkt in ihn. Als nun herauskommt, dass dieser tatsächlich nicht der echte Dr. Edwards ist und er bezichtigt wird, den echten getötet zu haben, begibt sich Constance mit ihrem vermeintlich an Amnesie leidenden Geliebten auf die Flucht.

Die Liebe und die Wissenschaft

Originaltitel Spellbound
Jahr 1945
Land USA
Genre Film-Noir, Mystery, Romanze
Regisseur Alfred Hitchcock
Cast Dr. Constance Petersen: Ingrid Bergman
John Ballantyne/„Dr. Anthony Edwardes“: Gregory Peck
Dr. Alexander Brulov: Michael Chekhov
Dr. Murchison: Leo G. Carroll
Dr. Fleurot: John Emery
Laufzeit 111 Minuten
FSK

Die Handlung besteht zu großen Teilen darin, dass Constance und der falsche Dr. Edwards von einem Ort zum anderen reisen. An diesen Orten führt Constance Gespräche, in deren Verlauf ihr alte Männer erklären, dass sie ein naives, verliebtes Kind sei. Dabei berufen sie sich häufig auf Freud oder andere Psychologen. Constance versucht hingegen ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass sie sich nicht irre und fest an die Unschuld ihres Geliebten glaubt. Da sie sehr schlagfertig ist und weiß, wie sie ihre Kollegen zu handhaben hat, entstehen wunderbare Dialoge, die einen schnell vergessen lassen, dass sich die Szenen Minuten lang an nur einem Ort abspielen. Störend könnte der Sexismus wirken, welcher häufig mitschwingt. Mit etwas Abstand lässt der Kontext der Handlung jedoch durchaus den Blick zu, dass sie versuchen, dem Kind, welches sie in ihren Augen ist, zu verdeutlichen, dass sie auf dem Holzweg ist. Ihre trotzige Haltung, entgegen jeder Vernunft an der Liebe festzuhalten, bestätigt alten Männer dabei zusätzlich. Es geht in erster Linie um ihre blinde Liebe, trotz besseren Wissens als Psychologin und weniger um ihr Geschlecht.

Wie wichtig Schauspieler sind

Da der Großteil des Films mit zwei Ausnahmen  aus Dialogen besteht, wird der er primär durch die Leistungen der Schauspieler getragen. Die Rolle der Constance spielt Ingrid Bergmann bekannt durch ihre Rolle der Ilsa in Casablanca. Sie ist eine der größten und bekanntesten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Wie gut ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind, wird auch dadurch deutlich, dass sie es schafft, den Zuschauer in einem Schwarzweißfilm mit sehr wenigen Schnitten in ihren Bahn zu zuziehen. Besonders hierbei ist ihr Dialog mit ihrem alten Lehrer Dr. Alexander Brulov, spielt von Michael Tschechow (Phantome des Glücks), der im realen Leben der Schauspiellehrer von Ingrid Bergmann war. Für seine Rolle erhielt Tschechow zudem eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Etwas unter geht leider Gregory Peck (Wer die Nachtigall stört). Zwar ist Ich kämpfe um dich erst sein vierter Film und seine Rolle des an Amnesie Leidenden schränkt ihn ein, aber von seinem facettenreichen Schauspiel, für das er berühmt ist, zeigt er wenig. Er und Constance machen mehr den Eindruck von Mutter mit Kind, als zweier sich Liebender. So recht Spannung mag daher auch nicht aufkommen, da zu keinem Zeitpunkt Zweifel an seiner Unschuld besteht.

Hitchcock, Freud und Dalí

Der Film basiert auf dem Roman The House Of Dr. Edwardes von Francis Beeding (The Hidden Kingdom) und der Produzent David O. Selznick (Vom Winde verweht) wollte ihn auf seinen Erlebnissen mit der Psychotherapie basieren lassen, weshalb sich die Produktion als eine der ersten mit der Psychoanalyse von Sigmund Freud befasst. Als wären nicht schon genug große Namen involviert, führt Alfred Hitchcock Regie. Er überrascht am Ende mit einem Twist, der die Handlung noch einmal umwirft. Jedoch ist dies für Nichtkenner der Hitchcocks Schaffens nicht überraschend. Großes Highlight des Films ist eine Szene, die einen Traum abbildet, welcher von dem Surrealisten Salvador Dalí inszeniert wird. Die Szene besteht aus skurrilen Bildern mit Wänden aus Augen oder Gegenständen, deren Größenverhältnisse nicht mit der Erwartung übereinstimmen. Die Darstellung erfolgt mehr wie ein Traum aus der Sicht des Träumenden, weniger auf eine actionreiche Inszenierung wie zum Beispiel in Inception. Die Szene ist auch insofern wichtig, da sie eines von Freuds großen Themen die Traumdeutung behandelt.

Ich kämpfe um dich ist leider einer dieser Kandidaten, die wahrscheinlich irgendwann einfach vergessen werden. Wenn man von Hitchcock spricht, spricht man von Vertigo – Aus dem Reich der Toten, Psycho oder Fenster zum Hof. Aber Hitchcock hat über 50 Filme produziert, nur leider sind manche gar nicht mehr so einfach zu bekommen und andere sind inzwischen inhaltlich überholt. Aber Ich kämpfe um dich ist schon insofern interessant, dass ich trotz längerer Suche keine derartige Darstellung eines Traumes woanders finde. Allein dafür lohnt es sich, den Titel anzusehen. Die Dialoge haben nur das Problem, dass sie zu einfach sind. Eine taffe Frau, die schlagfertig gegenüber einer Gruppe Machos ist, funktioniert immer gut und ist unterhaltsam. Nur bietet die Psychoanalyse-Thematik eine gute Basis für wesentlich ausgefeiltere Dialoge. Hinzu kommt, dass es der Handlung ebenso an Komplexität mangelt.

 

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