Something is Killing the Children (Band 1)

Irgendjemand muss die Monster töten. Und diese Person muss auch den Preis dafür bezahlen, sonst tut es niemand. Spielen die meisten Horrorgeschichten ausschließlich mit der Angst vor der Dunkelheit, widmet sich Something is Killing the Children eher der Frage, wer eigentlich dafür sorgt, dass die Kinder nachts wieder ruhig in ihren Betten schlafen können. Der Splitter-Verlag hat im Oktober 2020 den Überraschungshit von James Tynion IV und Werther Dell’Edera für das deutschsprachige Publikum zugänglich gemacht. Es erwartet einen Horror der etwas anderen Art, der sogar für den Eisner Award 2020 nominiert wurde.

   

Ein ruhiger Ort mitten in Amerika. So wie viele tausend andere Kleinstädte. Doch dann beginnen Kinder zu verschwinden. Denjenigen, die zurückkommen und die von Monstern erzählen, glaubt man nicht. Doch dann werden die brutal zugerichteten Leichen gefunden. Um Archer’s Peak von seinen Ungeheuern zu befreien, kommt Erica Slaughter in die Stadt. Sie tötet die Monster und zahlt den Preis dafür.

Der Preis des Wissens

Originaltitel Something is Killing the Children
Jahr 2020
Land USA
Genre Horror
Autor James Tynion IV
Zeichnung Werther Dell‘Edera
Verlag Splitter Verlag
Veröffentlichung: 23. Oktober 2021

Wer Monster tötet, braucht harte Nerven und einen guten Magen. Erica Slaughter hat beides. Sowie eine direkte Art, die ihr manche Feindseligkeiten einbringt. Sie will nur ihren Job machen. Die Fragen der örtlichen Polizei hat sie schon hundert Mal gehört. Doch nicht nur von den Unterbrechungen ist sie genervt, auch die häufigen Anrufe rufen bei ihr keine Jubelschreie aus. Welcher geheimnisvolle Auftraggeber am anderen Ende der Leitung sitzt, bekommt man erst zum Schluss angedeutet. Und was hat es mit dem Plüschoktopus auf sich, der von einer Art Geist besessen ist? Band 1 von Something is Killing the Children ruft viele Fragen auf, aber immer so, dass man weiterlesen will. Denn Erica ist nicht nur kaltherzig, sonst würde sie sich nicht mit dem Überlebenden Jungen James abgeben und ihm Ratschläge geben. Man spürt deutlich, dass es hier noch viel zu entdecken gibt.

Schwarz, Blau, Rot

Damit das kein schlechtes Wortspiel auf die Farben der Deutschlandfahne wurde, nennt die Zwischenüberschrift die dominierenden Farben von Something is Killing the Children in der Reihenfolge, in der sie auftauchen. Es beginnt unschuldig mit Schatten und Nachtfarben, doch man merkt sofort, wie bald etwas passieren wird. Und das Blut beginnt auch sehr schnell zu fließen. Die Monster in Something is Killing the Children reißen, zerren und beißen an den Kinder(leichen) herum, bis die eine oder andere Einstellung nur noch blutige Brustkörbe oder Gedärme zeigt. Für schwache Nerven ist der Comic also nichts, denn hier wird die Gewalt nicht weggeblendet. Auch die Monster kann man in Großaufnahme sehen. Durch die Kombination verschiedener Ekeltiere und Horrorvorstellungen kann man von den Ungeheuern durchaus selbst in den Träumen verfolgt werden.

Überwältigende Unterstützung

Ursprünglich sollte es nur fünf Heftausgaben geben. Doch noch vor Veröffentlichung der ersten Ausgabe wurde die Geschichte zur fortlaufenden Serie umgewandelt, da Fans und der Einzelhandel sich extrem für Something is Killing the Children begeisterten. Autor James Tynion IV ist vor allem an seiner Mitarbeit am Batman-Franchise bekannt. Auch für die Comic-Reihe The Backstagers, in der Jugendliche durch die Hintertür ihrer Theaterbühne in fremde Welten reisen, zeichnet er sich verantwortlich. Apropos zeichnen: Die eindrucksvollen Bilder stammen aus der Feder von Werther Dell’Edera (LovenessSpider-Man: Familientraditionen). Mithilfe der Kolorationen von Miquel Muerto fängt er perfekt die düstere Stimmung von Something is Killing the Children ein, die durch den trockenen Humor der Figureninteraktion aufgelockert wird. Bei den Bildern kein Wunder, dass sich Comicfans schon im Vorfeld für das Werk begeistern konnten!

Fazit

Something is Killing the Children konnte mich schon im Vorfeld mit seinem Klappentext und Cover ansprechen. Beim Lesen habe ich dann schnell gemerkt, dass ich hier einen potentiellen Favoriten vor mir habe. Ich mag Erica Slaughters trockene Art, wie sie mit Situationen umgeht, wie sie trotzdem nie herablassend gegenüber denjenigen ist, die Verluste erlebt haben. Ich freue mich darauf, mehr über die Organisation zu erfahren, die Erica an neue Orte schickt, um dort die Monster zu killen. Es gefällt mir auch sehr gut, wie mit der Darstellung von Verlust umgegangen wird und dass Erica zum Beispiel niemanden dafür verurteilt, wie er ist, sondern eine einfühlsame Seite zeigt. Sie killt zwar Monster, ist aber nicht abgestumpft. Damit hat James Tynion IV eine Figur geschaffen, der ich gern folge und die ich näher kennenlernen will.

© Splitter Verlag


Veröffentlichung: 23. Oktober 2020

 

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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