Schwarzes Blut (Band 1): Auferstanden

Eine Zeit, in der die Frauen hinter den Herd oder auf das Gebärbett gehören und völlig von der Gnade der Männer abhängig sind, ist eine schlechte Zeit für unabhängigkeitsliebende Schwertkämpferinnen. Dafür ist diese Kombination aber wie geschaffen für spannende Geschichten. Melanie Vogltanz nimmt sich einer dieser Geschichten an und erzählt in der Fantasy-Trilogie Schwarzes Blut von Elyssa, die sich den Anforderungen der Gesellschaft entzieht. Doch dafür muss Elyssa einen hohen Preis bezahlen, denn umsonst ist nur der Tod – aber auch das ist bei Melanie Vogltanz nicht unbedingt sicher. Der erste Band Auferstanden erschien am 30. April 2020, dabei handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage des 2014 erstmals veröffentlichten Romans.

 

Die junge Elyssandra, kurz Elyssa genannt, macht keine Anstalten zu heiraten, obwohl das im Jahre 1365 zur Rolle einer Frau gehört. Stattdessen übt sie sich mit ihrem Cousin Philip heimlich im Schwertkampf, wenn sie nicht gerade ihrem Großvater in der Taverne hilft. Eines Tages steigt der geheimnisvolle Priester Stephanus in der Taverne ab, der die beiden beobachtet hat und sich nun Elyssa nähert. Tags darauf wird Philips Haus von Unbekannten niedergebrannt und alle Bewohner getötet. Auch in die Taverne fällt die mordende Horde ein. Einzig Elyssa entkommt dem Gemetzel und schließt sich Stephanus an. In einem niedergebrannten Dorf stößt Christian zu ihnen, ebenfalls einziger Überlebender eines Überfalls. Zu dritt reisen sie weiter, längst schon ahnend, dass sie es mit Mächten zu tun haben, die eigentlich ins Reich der Mythen gehören. Und als der Tod innerhalb ihrer kleinen Gruppe zuschlägt, erfährt Elyssa am eigenen Leibe, dass die Mär von den Strigoi ihre Berechtigung hat.

Harte Schale, verletzliches Selbst

Originaltitel Schwarzes Blut (Band 1): Auferstanden
Ursprungsland Deutschland
Jahr 2020
Typ Roman
Band 1 / 3
Genre Fantasy
Autor Melanie Vogltanz
Verlag BoD – Books on Demand
Veröffentlichung: 30. April 2020

Elyssa ist eine komplexe Perönlichkeit. Stark, freiheitsliebend und mit einem gehörigen Dickkopf ausgestattet, dabei aber auch sensibel und fürsorglich. Mit der Rolle, die ihr die Gesellschaft als Frau zugedacht hat, kann und will sie sich absolut nicht anfreunden. Statt zu heiraten und Kinder zu bekommen, schwingt sie heimlich ein gestohlenes Schwert und schreckt mit ihrer barschen Art und scharfen Zunge jeden ab, der ihr zu nahe kommen könnte. Wenn ihr Cousin Philipp ihr von den Annehmlichkeiten eines eigenen Hausstandes vorschwärmt, stärkt das nur Elyssas Entschlossenheit, sich ihr Schicksal selbst auszusuchen. Doch dieses holt sie schneller und gnadenloser ein, als sie erwartet hat, und lässt ihr nur noch die Wahl zwischen kämpfen und aufgeben. Da Aufgeben keine Option für sie ist, kämpft Elyssa. Gegen Menschen, gegen Untote – und auch gegen sich selbst. Denn wenn sie nicht mit sich selbst und ihren Gefühlen ins Reine kommt, wird sie sich verlieren.

Wiener Charme? Mitnichten!

Die im Jahre 1365 spielende Geschichte lässt den so berühmten Wiener Charme völlig vermissen. In den Gassen und Tavernen tummeln sich misstrauische Mitbürger, die mit Argusaugen darüber wachen, dass sich jeder angemessen verhält, und die schnell mit einem vernichtenden Urteil zur Hand sind. Die im Verborgenen existierenden Strigoi und Hemykin besitzen ihren eigenen Codex, nach dem sie leben. Und noch weniger angenehm sind die Gestalten, die eigentlich still in ihren Gräbern liegen sollten. Nicht nur ist ihr körperlicher Zustand äußerst unansehlich, auch besitzen sie die Neigung, Lebewesen auf unappetitliche Weise zu ihrer Hauptspeise zu machen. In diesem Szenario glänzen sympathische Charaktere wie Stephanus und Margarete um so mehr, doch auch Ersterer ist einfach zu gut, um wahr zu sein, und entpuppt sich als Mogelpackung. Dazwischen stehen Elyssa und Christian. Ihre Leben sind aus der Bahn geraten und sie müssen lernen, sich ihren Gefühlen, Ängsten und Erwartungen zu stellen. Das verläuft nicht immer charmant, aber immer menschlich.

Auferstanden – in zweierlei Hinsicht

Auferstanden ist der Titel des ersten Bandes, in dem die Geschichte der Schwertkämpferin Elyssandra beginnt, mit Sterblich und Geläutert ist die Trilogie komplett. Doch gerade dem ersten Titel können kundige Leser*innen zweierlei Bedeutungen zuordnen. So bezieht er sich zum einen auf den physischen und psychischen Zustand, mit dem die Heldin sich anfreunden muss. Wer dem Griff des Todes entrinnt, der darf nun mal nicht damit rechnen, wie ein normaler Sterblicher weiterleben zu können. Zum anderen ergab sich für die Autorin die Gelegenheit, dank der konstruktiven Kritik ihrer Leserschaft das Potenzial der 2014 erstmals veröffentlichten Romanreihe durch eine Überarbeitung voll auszuschöpfen. Ihren Wechsel zu Books on Demand nutzte Melanie Vogltanz, um das Werk, welches ihr sehr am Herzen liegt, in überarbeiteter Form erneut zu präsentieren. Auch die Erzählung um den Hemykin Alfio, die in den Bänden vier bis sechs der Schwarzes Blut-Reihe erzählt wird, wird laut Autorin ebenfalls eine Neubearbeitung erhalten.

Fazit

Zombiegeschichten sind nicht meins, und wenn sabbernde Untote frühstücken, bin ich in der Regel raus. Aber in Auferstanden hat die Protagonistin Elyssandra mich durch Widrigkeiten getragen, denen ich sonst entschlossen aus dem Weg gehe. Elyssandra gefiel mir von Anfang an. Wenn sie der Welt, in die sie nicht hineinpassen will, ihre Krallen zeigt, so ist sie innerlich doch ganz zart. Ihre Gefühle und Handlungen ließen sich für mich gut nachvollziehen. Mit Christian hatte ich da eher meine Schwierigkeiten, sein Verhalten fand ich in manchen Situationen doch wenig reflektiert. Für mich hat er Elyssandras Wandlung etwas zu schnell akzeptiert. Zudem versucht einfach niemand mit etwas gesundem Menschenverstand, hungrigen Blutsaugern seine Anwesenheit aufzudrängen! Bei den intimen Szenen ging mir das Herz auf, denn sie vermittelten ein stimmiges Szenario, ohne in Einzelheiten gehen zu müssen. Ein absoluter Hingucker ist das von Grit Richter gestaltete Cover mit den liebevoll eingearbeiteten kleinen Details, die es zu entdecken gibt. Wie schon bei Kemet: Die Götter Ägyptens hat es mich sowohl farblich als auch vom Stil sofort angesprochen. Auferstanden eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa.

© BoD – Books on Demand

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