Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond

Nach sechs Animestaffeln und über 20 Mangabänden war es 2018 soweit: Yokaiflüsterer Takashi Natsume hüpfte in sein erstes Kinoabenteuer mit dem Namen Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond. Die Originalgeschichte, welche unter der Aufsicht von Erfinderin und Mangaka Yuki Midorikawa (Into the Forest of Fireflies’ Light) entstand, produzierte Studio Shuka (91 Days). Dort verwirklichte Regisseur Takahiro Oomori (Baccano!) bereits die fünfte und sechste Staffel. In den Genuss des Titels gelangten zunächst nur Besucher des Akiba Pass Festivals 2019, wer jedoch diese Gelegenheit verpasste, muss sich keine Sorgen machen. Seit dem 18. November 2019 ist die Disk dank Peppermint Anime zu erwerben. Doch worum geht es in dem fast zweistündigen Film? Wir verraten schon einmal, dass ein Erinnerungsmanipulator, seine Großmutter und drei bezaubernde problembereitende Minikatzen ihr Unwesen treiben.

   

Takashi Natsume kann seit seiner frühesten Kindheit Yokai (jap. Geisterwesen) sehen. Diese griffen teils an, ärgerten oder erschreckten ihn, weswegen er von seinen Mitmenschen als Lügner abgestempelt wurde. Schließlich konnte niemand anderes die Wesen sehen, die der Junge beschrieb. Da seine Eltern früh starben, wurde er in der Verwandtschaft herumgereicht, bis ihn schlussendlich das ältere fürsorgliche Ehepaar Fujiwara aufnahm. Hier fühlt sich Takashi endlich wohl, versucht aber seine Sichtungen für sich zu behalten, um sein neues Zuhause nicht wieder zu verlieren. Von seiner ihm unbekannten Großmutter erhielt er das „Buch der Freunde“. Darin sind Namen von Yokai verzeichnet, wodurch Reiko Natsume Macht über diese hatte und weswegen Takashi immer wieder ungewollten Besuch bekommt. Zum Glück findet er im fetten Katzenyokai Nyanko-sensei einen starken, aber verfressenen Bodyguard.

An einem sonnigen Herbsttag reist ein wändeliebender Yokai aus einer anderen Stadt an, um Takashi höflich um seinen Namen zu bitten. Natürlich gewährt der Junge dem kleinen Kerl Monmonbou seinen Wunsch. Weil er bei der Aushändigung immer einen Erinnerungsfetzen über seine Großmutter erhält, erfährt er so, dass diese früher in der Stadt des kleinen Kerls lebte. Wie der Zufall es will, führt ihn eine Erledigung für seine Ziehmutter Touko genau in diese Gegend. Dort lernt er dann auch noch zufälligerweise die Papierkünstlerin Yorie Tsumura kennen, die in ihrer Jugend neugierige Blicke auf Reiko warf und in der Erinnerung von Monmonbou auftauchte. Während Takashi sich mit Yorie und deren ruhigen, aber tollpatschigen Sohn Mukuo unterhält, erkundet Nyanko-sensei die umliegenden Essensgeschäfte. Dabei gerät er in einen Streit mit anderen kleinen Yokai, bei dem er sich einen seltsamen Samen im Fell einfängt. Wieder zu Hause, entdeckt Takashi das Gestrüpp und wirft es achtlos in den Garten. Am nächsten Morgen steht ein gigantischer Yokaibaum neben dem Haus mit genau drei seltsam anmutenden Früchten. Wie nicht anders zu erwarten, stürzt sich der fette Kater darauf, was keine gute Idee ist, denn plötzlich teilt er sich in drei kleine Minikatzen auf.

Auch für Neueinsteiger geeignet?

Originaltitel Natsume Yuujinchou Movie: Utsusemi ni Musubu
Jahr 2018
Laufzeit 104 Minuten
Genre Slice of Life, Drama, Fantasy
Regisseur Takahiro Oomori, Hideki Itou
Studio Shuka

Zwar richtet sich Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond in erster Linie an Kenner der Reihe, doch dank vieler Erklärungen können auch Neulinge hier einen Blick riskieren. Gerade der Anfang zeigt den normalen Vorgang, wie Takashi Natsume in Kontakt mit Yokai kommt, die seinen Namen oder gar das ganze „Buch der Freunde“ haben möchten. Ein passender Einstieg, da diese neuen Bekanntschaften oft den Grundstein für ein größeres Abenteuer legen. So dann auch hier, wo Monmonbous Erinnerung Takashi zu einer weiteren Person führt, die eine Verknüpfung zu seiner Großmutter besitzt. Der eher ruhige Einstieg beinhaltet noch weitere Informationen über das Leben des Jungen, so dass jeder der Geschichte folgen kann. Schön ist, dass das Produktionsteam nicht einfach alte Szenen aus der Serie wiederverwendete, sondern die Erläuterungen fließend in die Handlung einbaute. Passend dafür erleben wir unter anderem einen Rückblick als Auftaktszenerie des Films zu einem viel jüngeren Takashi, der bereits von einigen Verwandten weitergereicht wurde. Sein ungewöhnliches Verhalten sorgte dafür, dass seine Umgebung anfing ihn zu meiden. Nur ein Junge wollte Freundschaft mit ihm schließen und genau diesen trifft er im Verlauf der Handlung nach vielen Jahren erneut. Ein weiteres Puzzlestück, das zum übergeordneten Thema des Films passt.

Die Fragilität der Erinnerungen

Im Laufe eines Lebens verändern sich die Aufzeichnungen in unserem Gehirn gerne einmal. Doch ein Yokai treibt das Ganze in Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond auf die Spitze, denn als Nyanko-sensei sich plötzlich in drei Teile spaltet, verändern sich die Erinnerungen der Leute, die den fetten Kater kennen. Als dann auch noch Taki, eine Freundin von Takashi, verschwindet, wird das Chaos noch größer, denn Leute kennen das fröhliche Mädchen plötzlich nicht mehr. Die drei niedlichen Katzen sorgen durch unkontrolliertes Verhalten zusätzlich für Ärger, wodurch der empathische Titelheld alle Hände voll zu tun hat. Trotz der vielen teils parallellaufenden Handlungsstränge fügen diese sich harmonisch zu einem Gesamtbild zusammen. Passenderweise löst sich das eine oder andere Problem dank einer Kettenreaktion. Sprich, Takashi findet für ein Rätsel eine Lösung und damit eröffnet sich ein Ansatz für ein anderes.

Das Spektrum der Emotionen

Doch nicht immer sind die Lösungen einfacher Natur. Um zum Beispiel Nyanko-sensei wieder zusammenzufügen, müssen alle drei Minis zusammen sein. Doch da im Laufe der Handlung zwei spurlos verschwinden, macht sich Panik bei Takashi breit. Ein trauriger Anblick bietet sich, als er eines Morgens die verbliebene Katze an sich drückt, zu groß sind die Ängste des Jungen, wieder allein zu sein. Viele der Geschehnisse des Films rütteln am Einfühlungsvermögen der Betrachter*innen und das auf sehr sanfte, nicht zu aufdringliche Art. Etwas, was der Manga und die Animestaffeln schon immer schafften. Doch neben den niedergeschlagenen Szenen erleben wir auch humorvolle oder gar actionreiche. So versuchen die befreundeten Yokai des Jungen diesem zu helfen, was in allerlei absurden Aktionen endet. Für uns heißt das viel zu lachen, denn alleine der anfängliche Versuch die drei Katzen zusammenwerfen, zusammendrücken oder durch die Gegend zu schleudern, um sie wieder zusammenzufügen, ist einfach zum Schieflachen.

Finale oho!

Während Takashi im späteren Handlungsverlauf seine Katzen sucht, sind einige andere Exorzisten auf der Jagd nach einem großen Yokai, der natürlich auch noch mit den Geschehnissen rund um den Erinnerungsverlust involviert ist. Dabei kommt der gut aussehende Shuuichi Natori ins Spiel. Schauspieler und befreundeter Exorzist unseres Titelhelden, der sich ein schelmisches Grinsen über den geschwächten Nynanko-Sensei nicht verkneifen kann. Allgemein tauchen viele der liebgewonnenen Figuren in Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond auf, was sich aber sehr natürlich anfühlt, da sie alle ihre kleinen Aufgaben besitzen. Unter anderem helfen Takashis menschliche Freunde ebenfalls bei der Suche, darunter glücklicherweise auch Tanuma, der als einer der wenigen von der Fähigkeit seines Kumpels weiß. Emotional packend wird es dann im Finale, wo unser junger Held wieder einmal sein Einfühlungsvermögen, aber auch seine Schlagkraft unter Beweis stellt. Und auch wenn am Ende das Meiste glücklich ausgeht, wie zu erwarten bei dem Franchise, so gibt es doch einen sehr traurigen Kloß für uns zu schlucken, da ein Handlungsfaden emotional schmerzlich endet.

Die Handwerker

Dass sich Takashi Natsumes erster Filmausflug perfekt neben den Animestaffeln einreiht, erklärt sich dadurch, dass ein erfahrenes Team an dem Titel arbeitete. Unter anderem stammt zum Beispiel der abwechslungsreiche Soundtrack aus der Feder von Makoto Yoshimori (Durarara!!), der bereits seit der ersten Staffel für diese Aufgabe zuständig ist. Daher wundert es nicht, dass im Bereich Klangwelt alles perfekt zueinanderpasst. Abgerundet wird der Film zusätzlich vom sanften Ending „remember“ der Sängerin Uru, welches die Geschichte wohlwollend ausklingen lässt. Doch auch in puncto Animationen muss sich der Titel nicht verstecken. Die Figuren bewegen sich flüssig, es gibt keine Patzer, was Gesichter oder Körperformen angeht. Gerade die Hintergründe laden zum ruhigen Verweilen ein, da die ländliche Idylle perfekt eingefangen wurde. Ob nun grüne Wälder oder die sanften Farben der kleinen Ortschaften, farblich wirkt alles sehr harmonisch. Ein besonderer Augenschmaus sind die Kunstwerke aus Papier von Yorie, die in ihrem Haus zu bestaunen sind.

Von Yokai und Ayakashi

Für manche japanischen Begriffe findet sich keine einfache Übersetzung, daher ist es manchmal besser, die Worte so zu übernehmen. Im Fall von Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond sind es die Ausdrücke Yokai und Ayakashi. Letzteres ist der Terminus für einen bösen Dämon, dem sich Takashi Natsume leider auch immer wieder entgegenstellen muss. Der als Sprecher erfahrene Konrad Bösherz (Koushi Sugawara in Haikyu!!) verleiht seine Stimme dem jungen Helden und macht dabei eine wirklich gute Figur. Nicht nur hat er eine ähnlich angenehme ruhige Tonlage wie sein japanisches Gegenstück Hiroshi Kamiya (Koyomi Araragi in Bakemonogatari), sondern variiert diese auch zu den jeweiligen Situationen. Hingegen ist Hans Hohlbein (Ken Ooya in Kengan Ashura) etwas gewöhnungsbedürftig als fetter Kater und erst recht in dessen wahrer Yokai-Form. Im fehlt der gewisse freche katzenhafte Ton, den Kazuhiko Inoue (Kakashi in Naruto) zur Perfektion treibt. Den einen oder andern Schmunzler wird Reiko Natsume auslösen. Ihre deutsche Stimme verleiht ihr Jill Schulz, die Detektiv Conan-Fans als Sonoko Suzuki kennen und die wie die Faust aufs Auge bei der frechen jungen Dame passt. Auch die anderen deutschen Sprecher sind passend gewählt und gerade Asad Schwarz (Makoto Tachibana in Free!) als Mukuo und Alexander Ziegenbein (Alecdora Sandler in Black Clover) als Natori sollen noch zusätzlich positiv erwähnt werden.

Fazit

Ich bereue es sehr, Natsume Yujin-cho the Movie: Ephemeral Bond nicht auf der großen Kinoleinwand erlebt zu haben. Dafür bin ich sehr glücklich, nun Besitzerin der Blu-ray zu sein, denn schon seit Jahren bin ich Fan von Natsumes (ich persönlich bleibe bei ihm immer beim Nachnamen) emotionalen Abenteuern. Und genau zu diesen Geschichten darf sich der Film zählen. Die verschiedenen Handlungspuzzleteile fügen sich perfekt zu einer großen Geschichte zusammen, ohne dabei zu überladen zu wirken. Viel mehr ergänzen sie sich harmonisch, um alle Facetten von Natsumes Leben abzudecken. Die traurigen, humorvollen, sowie die nachdenklichen Erlebnisse, denen er sich stellen muss. Natsume selbst zeigt sich hier auch wieder von all seinen Seiten. Er gibt nicht so schnell auf, denkt viel nach und zeigt auch offen Emotionen wie Freude oder Trauer, kennt aber auch Verzweiflung und Niedergeschlagenheit. Meine persönlichen Highlights sind zum einen das Gespräch mit Yorie Tsumura, bei dem es auch einmal kurz um Natsumes Großvater geht, und zum anderen die drei meganiedlichen Mini-Nyankos. Gerade diese drei kleinen Katzen sorgen für sehr viel unterhaltsamen Wirbel, aber auch für eine der emotionalsten Szenen. Denn als Natsume die letzte verbliebene Katze panisch sucht, weil er denkt, dass auch diese  über Nacht verschwand, ist ihm einfach anzusehen, wie viele Verlustängste in ihm stecken. Zwar bringt uns der Titel insgesamt kein Stück weiter in den großen offenen Fragen, doch sind die fast zwei Stunden Spielzeit so gemütlich vorübergegangen, dass ich mich nicht beschweren kann. Die zusätzlich gut gelungene deutsche Sprachfassung tut ihr Übriges, um sich in die Geschichte fallen zu lassen. Viel eher möchte ich die Leute ermutigen, Natsume und seinen Freunden eine Chance zu geben, unbedingt diejenigen, die eine ruhige, einfühlsame Geschichte suchen.

© peppermint anime

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Iruka
Iruka
27. November 2019 17:05

Nachdem mir ein Fangirl von dem Film erzählt hatte, borgte ich mir den Film aus und stürzte mich in mein erstes deutsches Abenteuer mit Natsume und Nyanko. Alles in allem ein schöner, ruhiger Film, der aber auch genügend Action und Humor enthält. Und ja, die kleinen Nyankos sind zum Fressen süß! Die hätte ich mir sofort nach Hause geholt. Ich fand es auch schön, dass der Film auch für Neueinsteiger geeignet ist.