Begegnung mit Toki

Altraverse’ neuster Beitrag zur Gender-Frage und seit dem 22. November 2018 im Handel: Die Coming of Age-Geschichte Begegnung mit Toki des japanischen Newcomers Kiri Gunchi. Was ist wichtiger im Leben? Freundschaft oder Liebe? Diese Frage muss sich Oberschüler Mitsuharu stellen, als ihm ein Alien namens Toki genau das anbietet: Freundschaft oder Liebe.

 

Bei seinem Versuch die Sommerferien zu genießen kollidiert Oberschüler Mitsuharu auf seinem Rad mit einem androgynen Alien. Es stellt sich als Toki vor, hat langes blondes Wallehaar und die schönsten Regenbogenaugen zum darin Versinken. Toki hat es auf die Erde verschlagen, weil es hier sein Geschlecht festlegen soll. Als es aber sieht, das Mitsuharu ein paar soziale Probleme hat, überlässt es in einem Anflug von Selbstlosigkeit Mitsuharu diese Aufgabe. Toki will das werden was Mitsuharu in seinem Leben benötigt um glücklich zu sein. Freund oder Partnerin? Blöd, dass Mitsuharu das selber nicht weiß.

Entscheidungen, überall Entscheidungen

Originaltitel Sentaku no Toki
Jahr 2017
Bände 1 / 3
Genre Science-Fiction, Drama
Autor Kiri Gunchi
Verlag altraverse (2018)

Toki stammt vom Planeten Carmine. Dort ist es üblich, dass der Nachwuchs zunächst geschlechtslos bleibt, bis er sich mit dem Erreichen des 15. Lebensjahres dann für eine Seite entscheidet. Auch Toki steht an diesem Scheideweg, daher der ursprüngliche Manga-Titel, der da wortwörtlich übersetzt heißt: Tokis Entscheidung. Im Leben Entschlüsse fassen ist aber kein Alleinstellungsmerkmal der Carminer, denn Oberschüler Mitsuharu plagt sich mit dem selben Problem herum. Will er weiterhin der Außenseiter in der Klasse sein? Wie steht er zu seinen Sandkastenfreunden, die offenbar nur eine Scheinfreundschaft zu ihm pflegen? Was ist Toki für ihn? Und dann gibt es noch diesen ominösen Lehrer mit der creepy Smiley-Maske (Koro-Sensei, ist that you?), der ein offensichtliches Selbstwertproblem hat und sich fragen muss, ob er Rückgrat beweisen kann oder nicht. Bei Begegnung mit Toki stehen also alle Hauptfiguren an irgendeiner Weggabelung.

Die Frage der Geschlechter

Die Prämisse, die Begegnung mit Toki zugrunde liegt, lässt auf eine Lektüre hoffen, die irgendwie modern mit der ganzen Gender-Frage umgeht. Auf den ersten Seiten kann es daher leicht enttäuschen, wenn Autor Kiri Gunchi in die Grabbelkiste der School Life-Manga-Tropes greift: Weiblichkeit wird Shounen-typisch in unschuldig-lasziven Posen und Winkeln dargestellt und bei den Kerlen haben die, die draußen Sonnenbrand kriegen, in ihrer Männlichkeit verschissen. Man kann natürlich argumentieren, dass die Darstellung dieser Klischees wichtig ist für die Aussage, die der Autor uns zum Ende hin (vielleicht) mitgeben will. Denn das androgyne Alien Toki ist in seinem Design und Wesen sehr hübsch gelungen – mal Elfe, mal Badass, mal nüchtern, mal verspielt (und diese Augen erst….). Und auch der Lehrer mit der Smiley-Maske ist anders, als man denkt.

Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon

Letztendlich kann man sagen, dass sich Begegnung mit Toki bislang als eine recht interessante Mischung präsentiert. Die Story ist ein bisschen Abenteuer-Quest, weil Toki Zutaten sammeln muss für seine Geschlechtswerdung. Sie ist ein bisschen Superpower, weil in Toki ungeahnte Kräfte schlummern. Sie ist ein bisschen Sozialdrama, weil es um falsche Freundschaft geht und um den Mumm, bei Ungerechtigkeit aufzustehen. Das alles sind die Genre-Puzzleteile, aus denen sich diese Coming-Of-Age-Geschichte zusammensetzt.

Erster Eindruck:

Ich erkenne das Potential, das in Begegnung mit Toki steckt. Autor Kiri Gunchi stellt ein paar grundlegende Fragen über den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe und wie die entsprechenden Rollen dazu ausschauen. Mitsuharu sagt zu Toki: „Lass die Schminke weg. Abenteuer steht dir besser als Herzklopfen.“ Das kommt mir dann doch wieder irgendwie konservativ-dualistisch vor, daher bin ich gespannt, ob Gunchi in den nächsten zwei Bänden dieser Trilogie progressive Antworten gibt und Herzklopfen und Abenteuer vielleicht sogar vereint – oder sonst wie mit neuen Ansichten zu dem Thema glänzt. Ich bleib’ dran.

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Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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