35 Jahre Teenage Mutant Ninja Turtles – Von der Parodie zum weltweiten Phänomen
Im Mai 1984 erschien ein Comic, der zum damaligen Zeitpunkt eine Parodie und Hommage an ein paar der berühmtesten Comics jener Zeit darstellte. Das Künstlerduo Peter Laird und Kevin Eastman hätte sich aber niemals gedacht, mit etwas, das mehr aus einer Laune entstand, ein weltweites Phänomen zu erschaffen. Der Weg dorthin war sehr interessant und deshalb ist die Frage auch mehr als berechtigt: Was führte dazu, die Teenage Mutant Ninja Turtles zu einem Jahrzehnte überdauerndem Franchise aufzubauen? Ein kurzer Überblick über die Historie sollte zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen.
Alles fing in der Wohnung von Peter Laird und Kevin Eastman während eines Abends des Ideensammelns an. Dabei entstand eine Skizze einer zweibeinigen Schildkröte mit Nunchakus. Amüsiert von dieser Zeichnung bauten die beiden die Geschichte weiter aus und entschieden gleich eine Erzählung über ein Team daraus zu machen. Finanziert durch eine Steuerrückzahlung und einen Kredit von Eastmans Onkel brachten sie den fertigen Comic in einer Auflage von etwas mehr als 3.000 Stück auf den Markt. Was dann folgte, ist eine Erfolgsgeschichte.
80er Jahre – Die Turtles heben ab
Laird und Eastman wären schon mehr als zufrieden gewesen, wenn sich ihre Auflage irgendwann komplett verkauft hätte. Doch ihre Erwartungen sollten gesprengt werden. Nicht nur war die Startauflage in Windeseile ausverkauft, die Fans wollten mehr Abenteuer der vier Brüder Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo. Deswegen organisierten sich Eastman und Laird neu, funktionierten ihr Studio “Mirage Comics” zu einem richtigen Verlag um und begannen einen Erfolgslauf, der bald auf andere Bereiche überschlug. Schon kurz nachdem Teenage Mutant Ninja Turtles als laufende Comicserie erfolgreich wurde, erschienen erste Actionfiguren und bald darauf (1987) flimmerte die Animationsserie als Samstag-Morgen-Cartoon über die Mattscheiben. Die Serie, die wegen Sorgen der Nutzung des Wortes “Ninja”, hierzulande als Teenage Mutant Hero Turtles bekannt wurde, ließ die Turtles endgültig zur Mainstream-Bekanntheit aufsteigen. Ende der 80er führten all die zusätzlichen Merchandise-Deals dazu, dass Eastman und Laird sich immer weniger um den Comic kümmern konnten und heuerten deshalb Autoren und Zeichner an, welche weitere Abenteuer der Turtles auf Papier brachten. Im Jahr 1989 schlossen sie daher mit “Rückkehr nach New York” einen Storyfaden ab und übergaben dann das Zepter an eine neue Generation.
90er Jahre – Auf dem Gipfel des Erfolgs
Mit dem ersten Live-Action-Film von 1990 erreichten die Turtles in nie geahnte Höhen der Bekanntheit. Der Film und die Serie brachten die Turtle-Mania auch über den großen Teich und damit war auch Europa in ihrem Bann gefangen. Die Gesichter der Turtles wurden dadurch weltweit bekannt und überall zu finden: Auf Müslipackungen, in der Werbung und sogar in einer eigenen Musical-Tour. Das gesamte Merchandise verkaufte sich wie verrückt, zwei weitere Filme folgten 1991 und 1993 und auch eine kurzlebige Live-Action Serie war von 1997 bis 1998 im Fernsehen zu sehen. Der Erfolg der Serie hielt sich in Grenzen, sie blieb aber durch die Einführung eines fünften, weiblichen, Turtles namens Venus de Milo und einem Crossover mit den Power Rangers in Erinnerung. Die erste Comicserie ging 1993 ebenfalls mit einem großen Knall zu Ende, kehrten Laird und Eastman noch einmal zurück und beendeten mit der 13 Ausgaben andauernden Geschichte “City at War” ihre Arbeit an den Comics. Jim Lawson durfte dank seiner Erfahrung als einer der Zeichner und Autoren der ersten Serien während Laird und Eastmans Abwesenheit, die nächste Serie in Eigenregie starten. Diesmal sogar in Farbe und nicht nur in Schwarz-Weiß. Wegen zurückgehender Verkaufszahlen und einer Überschwemmung bei Mirage Comics musste diese Serie leider nach 13 Ausgaben eingestellt werden. Die nächste Serie 1996 des Autors Gary Carlson und Zeichners Frank Fosco bei Image Comics wurde 1999 nach 23 Ausgaben mit einem Cliffhanger beendet.
2000er Jahre – Weniger präsent, aber immer noch relevant
Zur Jahrtausendwende hatte die scheinbare Omnipräsenz in den Kinderzimmern der Welt stark abgenommen. Die erste Animationsserie wurde 1996 beendet und damit fehlte die Möglichkeit für weiteres Merchandise. Eine neue Comicserie erblickte 2001 das Licht der Welt, gemeinsam von Laird und Lawson unter dem Mirage Comics-Banner, blieb aber weit von den einstigen Auflagen entfernt. Erst 2003 wurden die Teenage Mutant Ninja Turtles durch eine neue Animationsserie auch wieder einem jüngeren Publikum bekannt. Interessanterweise hielt sich diese Serie enger an die Originalcomics und gestaltete sich nicht ganz so comedylastig wie die erste. Durch diese Kombination entpuppte sich auch diese Serie als beliebt und führte erneut zu einem Aufschwung in der Popularität des Franchises. Während dieser Zeit entstand auch ein CGI-Film, der unter dem einfachen Namen TMNT ebenfalls ziemlich erfolgreich in die Kinos kam. Am Ende des Jahrzehnts ging dann die Animationsserie mit dem Film Turtles Forever – ein Crossover der alten Serie und den Original-Turtles aus den Comics – zu Ende. Dabei scheint es nicht wie ein Zufall, dass 2009 auch der Verkauf des Franchise an Viacom verkündet wurde. Dies sollte aber nicht des Ende sein, sondern neuen Schwung für die gesamte Marke bedeuten.
2010 bis heute – Alles wieder neu und immer noch so gut oder besser
Die neuen Lizenzträger schienen alles zu tun, um das Franchise wieder in all seiner Kraft auferstehen zu lassen. Alle Rechte an den Comics erwarb der Verlag IDW und dieser brachte nicht nur die alten Comicserie in ihrer Gesamtheit auf den Markt, sondern beglückte Fans 2011 auch mit einer neuen Comicserie. Diese schlug eigene Wege ein, schöpfte aber aus allen Ideen, die all die Serien, Filme und Comics zuvor lieferten. Damit wurde sie mittlerweile sogar zur am längsten laufenden Turtles-Comicserie überhaupt, Sogar mehrere Crossover mit Batman kamen auf den Markt. 2012 wurde das Franchise um eine neue und mit Erfolg gekrönte CGI-animierte Serie. Diese sorgte wieder einmal für einen Aufschwung in Sachen Merchandise-Verkäufen. Die beiden von Regisseur Michael Bay (Transformers) 2014 und 2016 produzierten Filme gingen wohl eher berüchtigt als berühmt in die Filmgeschichte ein, waren aber trotzdem eine Möglichkeit, das Franchise auch auf der großen Leinwand relevant zu halten. Nicht einmal Jahr später folgte mit Der Aufstieg der Teenage Mutant Ninja Turtles eine klassische animierte TV-Serie, die ein weiteres Mal die Dynamik verändert. Diesmal ist Raphael der Anführer. Jeder der Brüder ist eine andere Art von Schildkröte, April ein afroamerikanisches Mädchen und gemeinsamen kümmern sie sich um die mystischen Geheimnisse von New York. Mit Gesprächen über einen neuen Film, Videospiele, die neue Serie, eine Adaption des Batman-Crossovers als Animationsfilm und erfolgreich laufenden Comics stehen die “Heroes in a half shell” so gut da wie schon lange nicht mehr. Wie es scheint, wird man sie nicht so schnell los.
Meinung
Für wie viele andere in meinem Alter war Teenage Mutant Hero Turtles der erste Berührungspunkt mit dem Franchise. Der eindringliche Titelsong geht mir selbst 20 Jahre später nicht mehr aus dem Kopf. Auch die ersten Filme waren wichtiger Teil meiner Kindheit und ich kann sie mir auch heute noch ansehen, auch wenn die eingefügten Soundeffekte in der deutschen Synchronisation etwas lächerlich wirken. Meine Lieblingsadaption dürfte aber immer noch die Serie von 2003 sein, die schon damals eine unglaubliche Faszination auf mich hatte. Da sie bei uns aber nur zwei Staffeln lief, konnte ich sie erst viele Jahre später zu Ende schauen und wurde nicht enttäuscht. Richtig eingetaucht in das Franchise bin ich aber erst, als Panini die neue Serie von IDW auf Deutsch veröffentlichte. Das war zwar zum Teil Nostalgie, aber vor allem ein unglaublich guter Comic. Ich holte mir also mehr und mehr Veröffentlichungen, schaute die neuen Serien sowie Filme und freue mich mittlerweile über jede Veröffentlichung, die mit den Turtles zu tun hat. Mittlerweile gibt es fast niemanden mehr, der in den letzten 30 Jahren geboren wurde, der nicht irgendwie mit den Teenage Mutant Ninja Turtles in Berührung gekommen ist. Wann immer ich sie zu vergessen glaubte, kamen sie zurück und mittlerweile sind sie durch die medienübergreifenden Strategien von Viacom zu einer der bekanntesten Marken geworden. Irgendetwas haben sie auf jeden Fall richtig gemacht und ich kann mich bei Peter Laird und Kevin Eastman nur für die vielen Stunden Unterhaltung bedanken. Ohne diese kleine, witzige Zeichnung vor all den Jahren hätte es die Turtles vielleicht nie gegeben und zumindest mein Leben wäre sicher langweiliger gewesen.
Toller Artikel. Ich war als Kind ein großer Fan von den Turtels und schwelge heute noch gerne in Erinnerungen. Ich kann auch gar nicht mehr sagen, was ich alles angeschaut habe. Auf jeden Fall musste ich lachen, als ich irgendwann in der Schule über die Zeichner der Renaissance stolperte und da ein Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raffael auftauchten. 😀
Was ich noch gut weiß, wie sehr das Thema Familie hier immer wieder zur Sprache kam. Schließlich sind die Schildkröten Brüder und haben eine Rate als Meister. Mein persönlicher Lieblingsturtel ist Leonardo, denn als Anführer machte er immer eine gute Figur. Und wenn nicht, dann holte er sich auch mal Rat oder entschuldigte sich. Meister Splinter mochte ich auch sehr und das obwohl ich Raten ansonsten nicht viel abgewinnen kann.
Die beiden neueren CGI Movies habe ich beide irgendwann einmal nachgeholt. So schlecht finde ich sie gar nicht aber umgehauen habe sie mich auch nicht. Gerade Megan Fox passte für mich nicht als April. Wobei ich es süß fand, dass es ihre Schildkröten sind, die zu den Turtels werden. Da kommt das Thema Familie wieder so schön rüber.
Ist schon cool, wie die Turtels entstanden sind und das heute noch Geschichte über sie erfunden werden. Ich versuche ja immer noch meine Kollegin mit ihren zwei Schildkröten zu animieren, sich zwei weitere zuzulegen XD Immerhin ist die Gruppe so noch nicht vollständig.
Da bleibt mir am Ende nur noch ein Cowabunga zu rufen 😀
Die Geschichte ist auch deswegen interessant, weil so viele Leute über all die Jahre beteiligt waren. Zeichner, Autoren, Regisseure, etc. So viele Leute kennen heutzutage die Turtles und jede Generation hat irgendwie ihre eigenen bekommen.
Themen wie Familie und Zusammenhalt bleiben halt immer relevant und durch die vier verschiedenen Brüder hatte man auch immer einen mit dem man sich identifizieren konnte.